Was am 21. Dezember 2005 verkündet wurde, war ein Paukenschlag, der die Pay-TV-Branche in Deutschland kräftig durchrüttelte: Nach 15 Jahren verlor Premiere die Bundesliga-Rechte an Arena - ein bis dahin selbst Branchenbeobachtern völlig unbekanntes Unternehmen, hinter dem sich ersten Gerüchten zufolge "die Kabelnetzbetreiber" versteckten. Wenig später stellte sich heraus, dass es mitnichten alle Kabelnetzbetreiber waren, sondern einzig und allein Unitymedia. Es war eine Entscheidung, die kaum jemand kommen sah - und da bildeten die Premiere-Leute um Georg Kofler keine Ausnahme.
Wie konnte es dazu kommen? Premiere-Chef Kofler wollte die DFL dazu zwingen, die "Sportschau"-Zusammenfassungen am Samstagvorabend endlich zu unterbinden und Free-TV-Bilder erst nach 22 Uhr zu erlauben. Also gab er in der Gewissheit, die einzige Pay-TV-Plattform auf dem deutschen Markt zu betreiben, für das Rechte-Szenario mit "Sportschau" erst gar kein sinnvolles Angebot ab. Wer hätte auch ahnen sollen, dass die DFL tatsächlich einem "Nobody ohne Reichweite, ohne Marke, ohne Kundenstamm und ohne Infrastruktur", wie Kofler selbst seinen Konkurrenten in der Telefon-Konferenz nach der Vergabe beschrieb, die Bundesliga-Rechte verkaufen würde. Doch Kofler gab sich nach der Entscheidung äußerlich gefasst - und ein wenig trotzig: "Lieber kein Deal als so ein Deal" war sein Urteil über den Vertrag zwischen Arena und der DFL.
Und so stand am Abend des 21. Dezember Premiere ohne sein wichtigstes Abo-Argument da - und Arena zwar mit den teuren Rechten, aber sonst ohne alles. Innerhalb von wenig mehr als einem halben Jahr musste nicht nur eine Redaktion und der ganze Sender aufgebaut werden, was angesichts der Kürze der Zeit gut gelang. Viel komplizierter war noch die Frage, wie man den Sender denn überhaupt an die möglichen Kunden bringen wollte. Auf eigene Kabel-Netze konnte Arena nur in NRW und Hessen zurückgreifen. Die Verhandlungen mit Kabel BW und Kabel Deutschland zogen sich hingegen unendlich in die Länge. Zudem hatte die DFL zur Auflage gemacht, dass Arena bundesweit empfangbar sein müsse - also auch via Satellit. Was blieb Arena also anderes übrig, als in Rekordzeit auch noch eine eigene Satelliten-Plattform aus dem Boden zu stampfen.
Geplant war das eigentlich nicht, wie Unitymedia-Chef Parm Sandhu Jahre später bekannte. Denn geboten hatte man für die Bundesliga-Rechte eigentlich nur, um damit die Triple Play-Angebote, also die Bündelung aus TV-, Internet- und Telefonie-Angeboten, im eigenen Netz zu pushen. Dass man die Rechte nun für ganz Deutschland erworben hatte, war da eher störend. Sandhu: "Meine Intention war es, die Satelliten-Rechte an Kofler zurückzugeben und im Kabel zu einem Wholesale-Deal mit Kofler zu kommen". Doch Arena bzw. Unitymedia und Premiere kommunizierten in den Monaten nach der Entscheidung vor allem via Anwälte und vor Gericht. Kofler habe darauf gehofft, dass Arena schnell Schiffbruch erleiden würde und er dann einspringen könnte.
Allen Problemen im Hintergrund zum Trotz: Dank Arena gab es ab Sommer 2006 die umfangreiche Bundesliga-Live-Berichterstattung zu einem Preis, wie er nie mehr wiederkehren sollte. Gerade mal 14,90 Euro wollte Arena pro Monat haben - zumindest im Kabel. Im Satellitenbereich erfand man die Wortschöpfung "Satellitenbereitstellungsgebühr" und schlug noch 5 Euro drauf. Im Vergleich zu den bisherigen Premiere-Preisen, wo es die Bundesliga nur gemeinsam mit anderen Paketen zu höheren Preisen gegeben hatte, war das trotzdem ein Dumping-Angebot. "Aus Liebe zum Spiel" wolle man "den Fußball den Fans zurückgeben", umschrieb man bei Arena die Strategie mit großen Worten.