Auch die Tagesthemen wollten mit "Tagesthemen interaktiv" im Jahr 2008 im Mitmach-Netz präsent sein. Per Mausklick gab es weiterführende Informationen oder bereits von der ARD erstellte Nachrichtenfilme zu entsprechenden Themen. Die Web-Anwendung zur ZDF Telenovela "Alisa - Folge deinem Herzen" versuchte 2009, wohl eher als Promotion-Gag, die Zuschauer stärker für das Seriengeschehen begeistern zu wollen. Doch schon Jahre zuvor versuchte sich das ZDF an einem interaktiven Format - allerdings nicht im Internet, sondern direkt im Fernsehen. Bei der Krimi-Show "Ein mörderisches Spiel" mit Bodo H. Hauser und Monica Lierhaus lösten Experten und Zuschauer im Jahr 2003 gemeinsam einen Kriminalfall. Mittels Telefon und SMS konnten Fragen gestellt werden und bei richtigen Antworten gab es als Belohnung weitere Informationen - das war allerdings allenfalls mäßig unterhaltsam.

Einen ganz anderen Weg beschritt ProSieben zu Beginn dieses Jahres: 2011  hat das ProSieben Wissensmagazin "Galileo" eine interaktive Quiz-Show "Fernsehen zum Anfassen" ausgestrahlt. Technische Voraussetzung zur Teilnahme war dabei weder eine spezielle Fernbedienung, noch eine Set-Top-Box, sondern das Smartphone mit integrierter Kamera und Augmented Reality-Browser. Wer mitmachen wollte, musste sein Smartphone auf den Fernsehbildschirm richten, so dass dieses nach Kommunikation mit dem Server des Senders mögliche Antworten der Quizfragen auf dem Display ausweisen konnte. Anschließend wurde eine Übersicht über die korrekten Antworten und die der anderen Mitspieler gegeben.

Auch vor dem Videotext wurde nicht Halt gemacht. Im Jahr 2004 versuchte der Regionalsender tv.nrw das Fernsehen und den Teletext interaktiv mit dem Zuschauer zu verbinden. Im Rahmen des TV-Gesellschaftsspiels "NRW gewinnt" sollten in Nordrhein-Westfalen bis zu dreißig Zuschauer gleichzeitig über den Teletext an einer Quizrunde gegeneinander antreten können. Im Fragenkatalog des täglichen Formats fanden sich überwiegend Fragen über Regionales. Der transparente Videotext, der die Fragen enthielt, verdeckte den TV-Bildschirm somit nicht ganz, außerdem war der Moderator immer in einem Bildausschnitt sichtbar.

Egal ob man interaktivem Fernsehen über eine Fernbedienung, eine Set-Top-Box, ein Smartphone, den Videotext oder eine ganz andere Form einen Schritt näher kommen will, fest steht, dass die seit Jahrzehnten im Raum stehende Verheißung des sich durchsetzenden und allumfassenden Mitmachfernsehens um ein Vielfaches größer ist als wirklich umgesetzte langfristige Konzepte und der damit verbundene Mehrwert. Die Vision wird gewiss nicht sterben, jedoch konnte der Traum des Medienunternehmers John Malone, der schon vor Jahren von einer Werbewelt träumte, die es ermöglichen soll direkt vom eigenen Fernsehsessel aus mit der Fernbedienung ein Produkt bestellen zu können, bis dato nicht Realtität werden. Für alle Anhänger solcher Träume heißt es wohl weiterhin: Warten. Und so darf man gespannt sein, was der Griff in die Trickkiste interaktiven Fernsehens in den nächsten Jahren an weiteren Kuriositäten hervorzaubern wird.