Kein anderes Beispiel steht so für die großen Erwartungen, die einer der großen US-Player auf dem deutschen TV-Markt geweckt hat und die noch größeren Enttäuschungen, die wenig später folgten, als Das Vierte. 2005 wollte NBC Universal den immer etwas lieblos behandelten Kanal NBC Europe zu einem ernstzunehmenden Free-TV-Sender umbauen. Und man nahm den Mund extrem voll: "Wir sind Hollywood" lautete der Claim und das Versprechen - das sich allzu schnell als großer Bumerang erwies.

Denn schnell war klar: Ein Konzern wie NBC Universal kann mit der Lizenzierung seiner erfolgreichen Serien und Filme an die etablierten deutschen Sender eben immer noch deutlich mehr Geld verdienen als es mit einem eigenen, kleinen Sender möglich wäre. Und so trug Das Vierte vor allem Archivware aus längst vergangenen Zeiten auf - und das war schlicht zu wenig, um damit das gewaltige Versprechen "Wir sind Hollywood" einzulösen und ein nennenswertes Publikum zu begeistern. Im Oktober 2007 war daher der Slogan wieder Geschichte - und 2008 auch der ganze Angriff von NBC Universal auf dem Free-TV-Markt. Der Sender wurde an Dmitrij Lesnewski verkauft und dümpelt bis heute mit einem Programm jenseits von Gut und Böse wie ein Mahnmal an die großen US-Player vor sich hin.

Dabei hatte NBC Universal eigentlich einiges an Erfahrung auf dem deutschen Markt vorzuweisen. Mit dem NBC Super Channel, der später zu NBC Europe wurde, war man schon lange mit einem eigenen Free-TV-Kanal in Deutschland vertreten - auch wenn man ihn stets stiefmütterlich behandelte. Er war die Heimat von NBC GIGA - doch auch wenn die Sendung zumindest zeitweise das NBC im Namen trug: Es trug nicht die Handschrift von NBC, sondern der DFA, die 1998 die Mehrheit an NBC Europe übernommen hatte. Sobald NBC Universal das Ruder bei NBC Europe wieder selbst in der Hand hatte, wurde auch GIGA schrittweise wieder ausgelagert, ehe Premiere die Führung übernahm und den Sender schließlich einstellte.

Ansonsten versuchen sich in Deutschland auch Discovery Networks und Disney auf dem Free-TV-Markt. Beide aber immerhin mit mehr Erfolg. Beide haben sich aber auch eine überschaubarere Sparte ausgesucht. Im September wandelte 2006 wandelte Discovery den Anfang des Jahres übernommenen Sender XXP in Dmax um - das "Fernsehen für die besten Menschen der Welt: Männer". Ohne Sex und weitgehend ohne Sport hat es der Sender geschafft, sich ein gutes Image und zumindest in der Nische einen ganz ordentlichen Zuschauerstamm zu erarbeiten. Disney profitiert von der Zusammenarbeit mit der RTL Group und ist zu 50 Prozent am Marktführer unter den Kindersendern beteiligt: Super RTL, das sich nach einem etwas ziellosen Start 1995, als zunächst nur alte RTL-Ware aufgetragen wurde, inzwischen bestens entwickelt.