Ein großes Problem hatten wir aber immer wieder aufgeschoben: Wie sollte unser neues Baby eigentlich heißen? Namen mit TV, Medien oder Media waren uns zu plump. Es sollte ein Eigenname werden. Unverwechselbar. Nur kam uns leider keine Idee. Als Daniel das erste Design unserer neuen Website fertigstellen wollte, fragte er mich, was wir denn nun für einen Namen nehmen würden. Irgendetwas musste ja da oben links in die Ecke. Sei es nur ein Arbeitstitel. Mir kam irgendwie der Gedanke an eine von mir ein Jahr zuvor zu völlig andren Zwecken registrierte Domain. Ich habe nie wirklich etwas mit dieser Domain gemacht. Sie war einfach zu lang.

Doch das Kürzel - die Anfangsbuchstaben der vier Wörter - das ging: DWDL. Und wenn man um fünf Ecken denkt, dann könnte der ausgeschriebene Name sogar zu der neuen Website passen. Vielleicht könnte man die ausgeschriebene Domain ja irgendwann einmal dafür benutzen. Also war der Arbeitstitel gefunden: DWDL. Wirklich absurd, aber wir konnten erst einmal etwas oben links in die Ecke schreiben und weiter am Layout der Seite arbeiten. In den folgenden Wochen, es war November 2001, haben wir immer wieder über andere Namen nachgedacht. Gleichzeitig haben wir uns aber aus Gewohnheit immer mehr mit dem Arbeitstitel angefreundet. Wir sprachen plötzlich wie selbstverständlich von DWDL.

DWDL in 2001© DWDL.de

Ausschnitt von DWDL.de aus dem Dezember 2001


Es muss so um den 10. November 2001 gewesen sein als wir entschieden haben: Das bleibt auch unser Name. DWDL ist der Name unseres neuen Medienmagazins. Wir haben ein paar Freunde eingeweiht, die uns alle gefragt haben, warum wir uns denn das Leben so schwer machen wollen. Wie schlecht diese Idee sei. Doch DWDL stand. Es muss um den 10. November gewesen sein, weil wir am 19. November starten wollten und genau eine Woche vorher eine kleine Werbekampagne im Internet Neugier wecken sollte. Nur wie machen zwei Schüler mit der Idee für ein neues Medienmagazin Werbung, wenn sie schon zu knausrig für einen vernünftigen Server waren und alte Domains recyceln? Wir haben es mit viraler Werbung probiert.

Wir haben in damals schon bestehenden TV-Foren, in denen wir unterwegs waren, Banner in unsere Signatur eingebaut. Die Aussagen dieser Banner waren so irritierend wie nichtssagend. "DWDL macht glücklich" und "DWDL schmeckt toll" waren zwei der Sprüche, an die ich mich noch erinnere. Es gab noch weitere Banner-Varianten. Sie alle verrieten allerdings nicht mehr als den Starttermin - den 19. November 2001. Was DWDL ist, verrieten sie nicht. Es funktionierte auch: Wir lösten Diskussionen über dieses komische neue DWDL.de aus. Natürlich nur in entsprechenden TV-Foren. Aber genau das war ja unsere kleine Zielgruppe.

Dann geschah, was irgendwie immer geschieht: In letzter Minute stellte sich heraus, dass irgendetwas länger dauert als gedacht. Ich erinner mich nicht mehr, was es war. Aber wir arbeiteten den 19. November durch - ohne mit der Website online gegangen zu sein. Was für eine Enttäuschung. Wir mussten die Neugierigen auf den folgenden Tag vertrösten. Peinlich. Doch dann war es so weit: Das Medienmagazin DWDL.de ging online. Die Optik damals war eigentlich grauenhaft: Schwarz und Grau dominierte, dazu dezente Farben für die drei Nachrichtenrubriken TV, Print und Net. Unser Logo? Ein mit Bewegungsunschärfe versehener DWDL-Schritzug in grau auf schwarzem Grund. Und doch: Daniel und ich waren stolz. DWDL.de war online und informierte fortan wirklich aktuell über das deutsche Mediengeschehen. Das Warten auf 17 Uhr wurde überflüssig.