Am Mittwoch legte die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse wieder ihre Zahlen zur Audio-Nutzung in den zurückliegenden Monaten vor. Demnach ist auch die Nutzung klassischer Radio-Angebote weiterhin stabil auf sehr hohem Niveau: 73,9 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren gibt der Erhebung zufolge an, an einem durchschnittlichen Werktag Radio zu hören, das ist sogar minimal mehr als bei der letzten Erhebung. Und wenn der Radio erst einmal an ist, dann läuft er auch stundenlang: Die durchschnittliche Verweildauer fiel mit 248 Minuten ebenfalls sogar minimal höher aus als bei der letzten Audio-MA.

Zum "Weitesten Hörerkreis" des klassischen Radios gehören sogar 92,5 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung - das bezieht all diejenigen mit ein, die in den vergangenen vier Wochen mindestens ein solches Angebot genutzt haben. Bezieht man auch noch Webradios und Streamingdienste mit ein, dann erhöht sich der Weiteste Hörerkreis nur noch marginal auf 93,1 Prozent, die Tagesreichweite etwas deutlicher auf 75,1 Prozent. Einen etwas größeren Unterschied macht das aber natürlich in den streaming-affineren jüngeren Altersgruppen, bei den 14- bis 29-Jährigen liegt die Tagesreichweite (Mo-Fr) aller Audio-Angebote bei 65,4 Prozent, betrachtet man nur das klassische Radio, dann sind es 60,8 Prozent - was trotzdem weiter ein enorm hoher Wert ist.. Jüngere nutzen Audio-Angebote allerdings deutlich kürzer als Ältere, in der Altersgruppe 14-29 liegt die Verweildauer mit 185 Minuten aber trotzdem noch jenseits der 3-Stunden-Marke. Zumindest wenn man den Daten der Audio-MA Glauben schenkt, dann gibt es für einen Abgesang aufs Radio derzeit noch keinen Grund.

Auch junge Wellen können punkten

Apropos verfrühter Abgesang: Die jüngsten Zahlen der Audio-MA zeigen, dass auch für Radiosender mit einer explizit jungen Zielgruppe heute noch deutliche Steigerungen möglich sind. Das sieht man schon an der reichweitenstärksten jungen Welle 1Live, die die Zahld er Hörerinnen und Hörer in einer durchschnittlichen Stunde (Mo-Fr, 6-18 Uhr - wenn nicht anders erwähnt, beziehen sich die Zahlen im Folgenden immer auf diesen für die Werbevermarktung wichtigen Wert) um 5,2 Prozent auf 685.000 steigern konnte - das ist für den Sender der zweite Zuwachs in Folge und immerhin das beste Ergebnis seit zwei Jahren. Stark nach oben ging es gar für den privaten Sender bigFM mit seiner ebenfalls recht jungen Ausrichtung. Mit "Deutschlands biggsten Beats" waren 13,2 Prozent mehr Hörerinnen und Hörer zu gewinnen, die deutschlandweite Reichweite erhöhte sich auf 325.000. (Korrektur-Hinweis: Zunächst waren an dieser Stelle nur die Zahlen aus Rheinland-Pfalz gelistet, hier betrug das Plus sogar 22,7 Prozent.)

Bei You FM, das der Hessische Rundfunk ja zur Disposition gestellt hat, sendet die Audio-MA unterdessen unterschiedliche Signale: Die Zahl der Hörer pro Durchschnittsstunde ging um fast 20 Prozent auf 65.000 zurück. Blickt man aber  auf die Tagesreichweite, dann legte der junge Sender über die gesamte Woche betrachtet aber um 14,4 Prozent zu, werktags sogar um 24,7 Prozent. An einem Werktag werden laut den MA-Zahlen demnach 429.000 überwiegend junge Hörerinnen und Hörer erreicht.

Angeführt wir das Ranking wie üblich vom Lokalsender-Konglomerat aus Nordrhein-Westfalen, Radio NRW. Die Spitzenposition wurde durch ein kräftiges Plus von 10,2 Prozent auf 1,47 Millionen Hörerinnen und Hörer sogar noch ausgebaut, ähnlich wie bei 1Live war es übrigens auch hier der beste Wert seit zwei Jahren. Der einzige Einzelsender mit einer Millionen-Reichweite blieb unterdessen Bayern 1 - trotz eines Reichweiten-Rückgangs um 5,9 Prozent auf 1,055 Millionen. WDR 2 entfernte sich unterdessen durch ein Minus von 6,3 Prozent schon recht deutlich von der Millionen-Marke.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2024/II (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/II
Hörer in Tsd
ma 2024/I
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.470 1.334 +10,2%
Bayern 1 1.055 1.121 -5,9%
WDR 2 905 966 -6,3%
SWR 3 864 870 -0,7%
1Live 685 650 +5,2%
Antenne Bayern 661 676 -2,2%
NDR 2 657 640 +2,7%
Bayern 3 584 626 -6,7%
Radio BOB! 541 543 -0,4%
SWR 1 BW 451 431 +4,6%
Hit-Radio FFH 384 339 +13,3%
Rock Antenne 341 294 +16,0%
MDR Sachsen 328 309 +6,1%
bigFM National 325 287 +13,2%
SWR 4 BW 319 351 -9,1%
Radio ffn 316 306 +3,3%
hr3 272 284 -4,2%
Radio Regenbogen 232 211 +10,0%
MDR Jump 219 216 +1,4%
Klassik Radio 208 223 -6,7%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Groß dürfte die Freude hingegen in Hessen beim Hit-Radio FFH sein: Um satte 13,3 Prozent erhöhte sich die Zahl der Hörerinnen und Hörer auf 384.000 in einer durchschnittlichen werktäglichen Stunde - und auch hier gilt übrigens: Es war der beste Wert seit zwei Jahren. Die öffentlich-rechtliche Konkurrenz tat sich hingegen schwer: hr3 verlor 4,2 Prozent, hr1 7,3 Prozent, hr4 sogar 15,7 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer. Für hr4 ist es schon der dritte massive Verlust in Folge.

Große Gewinne für Rock Antenne, Bollerwagen weiter auf Überholspur

Bemerkenswert hohe Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich erzielte unter den 20 reichweitenstärksten Radiosendern auch die Rock Antenne, hier ging's um 16 Prozent nach oben. Das macht für die Antenne Bayern-Gruppe die leichten Verluste beim Muttersender Antenne Bayern (-2,2 Prozent) bestimmt besser verkraftbar - zumal man den Vorsprung auf den öffentlich-rechtlichen Konkrurenten Bayern 3 noch ausbauen konnte, weil es dort deutlicher um 6,7 Prozent nach unten ging. Außerdem in den Top 10 noch zweistellig im Plus: Radio Regenbogen aus Mannheim.

Weitet man den Blick auch auf kleinere Sender aus, dann ergeben sich natürlich noch ganz andere Sprünge. Radio Potsdam etwa legte um 150 Prozent zu, Nostalgie um 6 Prozent, 80er-Radio harmony fast genauso viel. Der Star der letzten Audio-MA hieß ja Radio Bollerwagen, damals mit einem Plus von fast 150 Prozent. Diesmal ging's um weitere 31,6 Prozent nach oben, sodass nun die 100.000er-Marke bereits übersprungen wurde. Der von ffn betriebene Sender mit seinem Schwerpunkt auf Partyschlager und Eurodance hat die Reichweite damit binnen eines Jahres mehr als verdreifacht.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/II
Hörer in Tsd
ma 2024/I
Veränderungen
in Prozent
Radio Potsdam 10 4 +150,0%
Nostalgie 24 15 +60,0%
80er-Radio harmony 44 28 +57,1%
Rockland 13 9 +44,4%
Radio Bollerwagen 104 79 +31,6%
Bremen Eins 127 97 +30,9%
98.8 KISS FM 48 39 +23,1%
bigFM Deutschlands biggste Beats 211 172 +22,7%
MDR Thüringen 188 154 +22,1%
BR-Klassik 41 34 +20,6%

Quelle: AG.MA

Ebenfalls noch in die Top 10 der prozentual größten Gewinner geschoben hat sich MDR Thüringen, das sich um satte 22,1 Prozent steigern konnte. MDR Sachsen legte immerhin noch um 6,1 Prozent zu, während MDR Sachsen-Anhalt ein Minus von 12,8 Prozent hinnehmen muss.

Lokale Energy-Stationen mit Problemen, National im Plus

Die Liste der prozentual größten Verlierer wird von Energy München angeführt, das fast die Hälfte seiner Reichweite einbüßte, doch auch Energy Bremen und Energy aus der Region Stuttgart finden sich in der Flop 10 wieder. Der reichweitenstärkste Sender von Energy ist aber längst das landesweite DAB+-Angebot - und das lag mit 9,3 Prozent deutlich im Plus und erreichte 164.000 Hörerinnen und Hörer.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2024/II
Hörer in Tsd
ma 2024/I
Veränderungen
in Prozent
Energy München 15 28 -46,4%
Radio Ton 23 37 -37,8%
Radio Hamburg 141 194 -27,3%
Radio Cottbus 13 17 -23,5%
Energy Bremen 23 30 -23,3%
R.SA 64 84 -22,6%
Energy Stuttgart 24 31 -22,6%
You FM 65 81 -19,8%
Radio Salü 41 50 -18,0%
RTL Radio 107 129 -17,1%

Quelle: AG.MA

Apropos DAB+: Zwar schreibt die AG.MA wortgleich mit der letzten Pressemitteilung im Frühjahr: "Die Verbreitung über DAB+ liegt weiter im Trend". Das Wachstum ist aber gemächlich: 29,1 Prozent geben nun an, innerhalb der letzten vier Wochen Radio via DAB+ gehört zu haben, das sind 0,6 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Erhebung. Besonders eifrig ist hier die Altersgruppe 30-59, mit 34,4 Prozent ist es aber auch hier nur knapp ein Drittel, die diesen Empfangsweg zumindest ab und an nutzt.

Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer