ZDF baut Führung 2020 weiter aus, Private verlieren an Boden

RTL fällt 2020 wieder deutlich zurück

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Nicht nur die Öffentlich-Rechtlichen reagierten auf die Ausnahme-Situation des Corona-Jahres mit einer beispiellosen Anzahl an Sondersendungen, auch die Privaten änderten so oft wie nie ihr Programm - allen voran RTL, wo Sondersendungen um 20:15 Uhr längst keine Seltenheit mehr sind. Doch auch wenn das Interesse auch hier häufig sehr hoch war: Die Stärke der Öffentlich-Rechtlichen in diesem Bereich bekamen die Privaten natürlich zu spüren. Alle sechs großen Privatsender büßten Marktanteile im Vergleich zum Vorjahr ein, bei RTL belief sich das Minus bei den 14- bis 49-Jährigen auf 0,7 Prozentpunkte, letztlich lag der Jahres-Marktanteil bei 11,4 Prozent. Marktführer blieb RTL trotzdem, der Vorsprung auf ProSieben betrug noch immer sehr komfortable 2,3 Prozentpunkte.

Während sich RTL in diesem Jahr auf Klassiker wie "Let's Dance" oder "Ninja Warrior Germany", die ihre Quoten noch deutlich steigern konnten, verlassen konnte, hatten andere Dauerbrenner mit Problemen zu kämpfen - zuletzt vor allem "Das Supertalent". Selbst ein Bein stellte man sich beim "Sommerhaus der Stars": Eine viel zu lang gezogene Staffel mit viel zu viel Aggression und Eskalation sorgte für sinkende Quoten. Aus Quotensicht nicht hilfreich war zudem die Schwemme an TVNow-Reality-Formaten, die man auch bei RTL zweitverwertete und die dort meist nur Marktanteile tief im einstelligen Bereich erzielten. Das mag wegen der doppelten Auswertung finanziell lukrativ erscheinen, dem Status als größtem und am breitesten aufgestellten Privatsender schadet es jedoch.

Negative Effekte kamen in diesem Jahr auch aus dem Sport-Bereich: Die Nationalelf spielte nur selten - und allgemein hat sich die Begeisterung der Deutschen für Fußball allgemein, vor allem aber für die Nationalelf offenbar deutlich abgekühlt. Bei der Europa League hatte man dann auch noch das Pech, dass die deutschen Vertreter im Finalturnier schnell ausschieden. Die teuer eingekauften Sportrechte brachten also nicht ganz den erhofften Schub in diesem Jahr. Und dann drückte natürlich auch die nach wie vor ungelöste Problemzone am Nachmittag auf die RTL-Quoten.

Sat.1 schafft neuen Hit und hält sich fast stabil

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"Lauter werden" hatte Sat.1-Chef Kaspar Pflüger im Vorfeld für dieses Jahr als Ziel ausgegeben - und das wurde eingelöst. Mit "Promis unter Palmen" gelang Sat.1 der erfolgreichste Neustart seit vielen Jahren, das Format entpuppte sich als neuer Stern am Trash-Himmel - auch wenn zwischenzeitlich eine Mobbing-Folge etwas aus den Fugen geriet. Letztlich weitgehend aufgegangen ist auch die Entscheidung, "Promi Big Brother" im Herbst nicht nur um eine Woche auszudehnen, sondern auch sehr viel häufiger um 20:15 Uhr zu zeigen, mit den "Festspielen der Reality-Stars" festigte man seine Position im Trash-Bereich obendrein zusätzlich.

Größtes Pfund von Sat.1 bleibt übers Jahr gesehen aber das "Frühstücksfernsehen", das mit im Schnitt 15,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen das stärkste Jahr seit 2012 feierte und inzwischen weiter in den Vormittag ausgedehnt wurde. Auch das trug dazu bei, dass Sat.1 sich mit einem Mini-Minus von nur 0,1 Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr noch am besten unter den großen Privatsendern hielt, die wie schon erwähnt alle ein wenig darunter zu leiden hatten, dass im Corona-Jahr auch Jüngere verstärkt Info-Programme bei ARD und ZDF einschalteten. Da wird man es verkraften können, dass mit einem Jahres-Marktanteil von 7,7 Prozent in der klassischen Zielgruppe und 5,7 Prozent beim Gesamtpublium trotzdem der schwächste Wert seit dem Gründungsjahr 1987 hingenommen werden musste.

Größte Problemzone von Sat.1 ist nach wie vor der Vorabend, wo zuletzt auch neue Spielshows nicht den erhofften Aufschwung brachten. Eine Bruchlandung legte man im Frühjahr auch mit dem Versuch, mal wieder mit eigenproduzierten Serien zu punkten, hin. Ein großer Fehlschlag war zuletzt auch "Pretty in Plüsch".

Quelle für alle Daten in diesem Artikel, sofern nicht anders vermerkt: AGF SCOPE 1.8; Marktstandard: Bewegtbild; vorläufig gewichtete Daten; Tages-MA: Auswertungstyp TV-Zeitintervall; nutzungsbezogen; Sendungsdaten: Auswertungstyp TV; produktbezogen;