Sat.1: Der größte Verlierer im Vergleich zu 2015
Im Jahr 2015 gelang Sat.1 als einzigem der großen acht Vollprogramme, seinen Marktanteil im Vergleich zum vorausgehenden Jahr zu steigern - nur minimal und nach einem deutlichen Abwärtstrend, aber immerhin. Selbst diese kleine Atempause hielt in 2016 nicht an. Der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen sackte um weitere 0,6 Prozentpunkte auf nur noch 8,7 Prozent im Jahresschnitt 2016 ab. Ein ähnliches Bild auch beim Gesamtpublikum: Hier ging es ebenfalls um 0,6 Prozentpunkte auf nur noch 7,3 Prozent Marktanteil runter.
Nun kann man einen Teil davon natürlich mit den sportlichen Großereignissen im Sommer erklären: Wenn ARD und ZDF mit Fußball-EM und Olympia auftrumpfen, bekommt das die Konkurrenz naturgemäß zu spüren - zumal Sat.1 sich mit dem Kauf der Übertragungsrechte der Parallelspiele am letzten Gruppenspieltag, bislang stets bei den Digitalablegern der Öffentlich-Rechtlichen versteckt, keinen Gefallen getan hat. Die Reichweiten waren hier meist geringer als andere Sender mit irgendwelchen Wiederholungen erzielten. Doch das ist wie gesagt nur die Erklärung für einen Teil der deutlichen Verlsute. Sat.1 lag nämlich nicht nur im Sommer, sondern in der Zielgruppe in elf von zwölf Monaten unter dem jeweiligen Vorjahresmonat. Eine Ausnahme bildete da nur der Dezember, der im vergangenen Jahr allerdings auch besonders schwach lief. Zudem hatte Sat.1 diesmal wieder das "The Voice"-Finale im Programm, im vergangenen Jahr durfte davon noch ProSieben profitieren.
Während Sat.1 am Vorabend mit "Auf Streife - Die Spezialisten" wieder ein erfolgreiches Format gefunden hat, sind die Gründe für den beschleunigten Abwärtstrend in der Primetime zu finden. So leidet Sat.1 beispielsweise darunter, dass mit US-Serien zumindest im Free-TV immer weniger zu holen ist. Gerade diese Programmfarbe war aber in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut worden - und darüber wurde die Entwicklung eigener Serien sträflich vernachlässigt. 2016 war beispielsweise keine einzige im Programm. Verlass ist inzwischen aber eigentlich nur noch auf "Criminal Minds", selbst im Schlepptau gezeigte Serien wie "Blindspot" schlugen nicht mehr ein. Der jahrelange Erfolgsgarant "Navy CIS" ist inzwischen ebenfalls in der Einstelligkeit angekommen und taugt erst recht nicht mehr als Anschubhilfe.
Als Reaktion darauf hat Sat.1 im Herbst stärker umgebaut: Die Shows wanderten auf den Sonntag, die Sonntags-Serien auf dem Montag, wo zuvor auch schon Lizenzserien recht erfolglos liefen. Damit hat Sat.1 jetzt zwar einen Serienabend weniger - aber trotzdem genauso viele Probleme wie vorher. Denn der Erfolg vom Freitag ist mit "The Voice" nun auf den Sonntag gewechselt, hat aber am Freitag ein bislang nicht gefülltes Loch hinterlassen - und montags laufen "Navy CIS" und Co. auch nicht besser als zuvor sonntags. Dazu kommt noch: Mit seinen eigenproduzierten Filmen am Dienstag kann Sat.1 schon länger nur noch in Ausnahmefällen punkten, eine echte Lösung für den Mittwochabend hat man auch noch nicht gefunden. Und ob der Show-Sonntag auch ohne "The Voice" gegen den "Tatort" bestehen kann, steht in den Sternen. Sat.1-Chef Kaspar Pflüger blickt zum Start ins neue Jahr also auf eine große Menge an Baustellen.
Vox kann trotz Fußball-EM und Olympia zulegen und überholt ProSieben
Auch Vox hatte in den vergangenen Jahren durch den Verfall der Quoten bei US-Serien spürbare Quotenrückgänge hinnehmen müssen, hat sich aber mit einer zunehmenden Anzahl an sehr erfolgreichen Eigenproduktionen besser dagegen gewappnet. Und so gelang dem Sender als einzigem der großen Privatsender in 2016 ein Zugewinn: In der Zielgruppe ging's von 6,6 auf 7,0 Prozent nach oben, den stärksten Wert seit 2013. Beim Gesamtpublikum fiel der Zuwachs zwar nur minimal aus - mit 5,2 Prozent Marktanteil lag Vox hier aber zum ersten Mal überhaupt in seiner Geschichte auf Jahresbasis vor ProSieben.
Vox hat es zuletzt geschafft, nahezu durchgehend ein Eigenproduktions-Highlight im Programm zu haben - sei es "Sing meinen Song", "Die Höhle der Löwen", "Club der roten Bänder", "Grill den Henssler" oder "Kitchen Impossible". Insbesondere "Club der roten Bänder" und "Höhle der Löwen" liefen dabei sogar nochmal deutlich besser als im vergangenen Jahr. Die Abhängigkeit von Lizenzware konnte damit verringert werden, der Montagabend wird zumindest teilweise wieder mit eigenem Programm bestückt - und steht damit wieder deutlich besser da.
Dass es für Vox in der zweiten Jahreshälfte mit bis zu 7,9 Prozent Marktanteil deutlich besser lief als in der ersten, wie sich an obiger Grafik sehr gut ablesen lässt, hat aber noch einen anderen Grund: Die Reform der Daytime hat gut funktioniert. Die Trennung von Scripted Reality hatte am frühen Nachmittag in den letzten Jahren erstmal zu Problemen geführt, die man aber jetzt wieder in den Griff bekommen hat. Zudem sorgte die Stärkung des 18-Uhr-Sendeplatzes auch dafür, dass das "Perfekte Dinner" zuletzt wieder besser lief. Mit einer starken Daytime lassen sich Flops am Abend, die es natürlich auch bei Vox gab, leichter verkraften.