ProSieben: Wacker trotz zunehmender Sitcom-Schwäche
Auch ProSieben kann sich der Quoten-Erosion bei den großen Sendern nicht ganz entziehen - die von ProSiebenSat.1 angesichts immer neuer kleiner Sender ja auch selbst vorangetrieben wird. Doch ProSieben zeigte sich über die vergangenen Jahre als stabilster der Großen. Im Jahr 2014 musste aber auch ProSieben einen deutlichen Abschlag hinnehmen: Bei den 14- bis 49-Jährigen ging es um 0,4 Prozentpunkte auf einen Jahresmarktanteil von 11,0 Prozent nach unten. Beim Gesamtpublikum verlor ProSieben 0,2 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent.
Das ist zu einem Teil natürlich schlicht ein Stück weit auf die Fußball-WM zurückzuführen, die ProSieben im Juni unter die 9-Prozent-Marke drückte. Doch auch sonst verlief die erste Jahreshälfte für ProSieben - wie auch im vergangenen Jahr - recht verhalten. Von Januar bis Mai pendelte der Marktanteil um die 11-Prozent-Marke. Im Herbst gab es dann wieder einen Aufschwung, der allerdings nicht ganz so deutlich ausfiel wie im Jahr zuvor. Die 12-Prozent-Marke konnte ProSieben 2014 anders als in den Jahren zuvor kein einziges Mal knacken. Im Dezember ist ProSieben wieder auf 11,0 Prozent zurückgefallen.
Alles in allem ist ProSieben aber gut davon gekommen, wenn man bedenkt, dass die Sitcom-Welle deutlich abgeebbt ist. Auf "The Big Bang Theory" ist zwar immer noch Verlass, auch "Die Simpsons" und "Two and a half Men" liefen gut, doch die letzte "How I Met Your Mother"-Staffel blieb schon eher unter den Erwartungen - und alle neueren Formate enttäuschten. Insofern tut ProSieben gut daran, ab Februar den Dienstag erstmals seit längerem wieder mit einer anderen Serienfarbe zu bespielen. Da mittwochs zu dieser Zeit Filme laufen, ist die Sitcom-Dosis dann so gering wie seit Jahren nicht. Wenn ProSieben weiter der Fels in der Fragmentierungs-Brandung sein will, ist das wohl nicht die schlechteste Idee.
Vox im Wechselbad der Gefühle
Für Vox war 2014 ein Jahr mit vielen Aufs und Abs. Nur 6,9 Prozent betrug der Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Gegenüber 2013 büßte der Sender somit 0,7 Prozentpunkte ein. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht, denn den Dezember schloss Vox sogar mit gerade mal noch 6,7 Prozent ab. Und doch steht einiges auf der Haben-Seite: Mit der "Höhle der Löwen" und "Sing meinen Song" hat der Sender in der Primetime gleich zwei Neustarts etablieren können, die bei Kritikern und Zuschauern gleichermaßen gut ankamen. Gleichzeitig musste man allerdings einige bittere Flops hinnehmen: So scheint Daniela Katzenberger ihre besten Zeiten inzwischen hinter sich zu haben und der Versuch, Hobbygärtner Detlef bei seinen Reisen zu begleiten, erwies sich als ebenso wenig Primetime-tauglich wie die "Chicas Walk Academy" von Jorge Gonzales, die man im Sommer vorzeitig schloss.
Für das neue Jahr wird also dringend Nachschub benötigt, lässt sich mit "Höhle der Löwen" und "Sing meinen Song" der Sendeplatz am Dienstag nicht ganzjährig bespielen. Aber auch am Sonntag werden neue Formate gebraucht. Dass es gelingen kann, gegen die harte Film-Konkurrenz zu bestehen, zeigte "Grill den Henssler" auf sehr eindrucksvolle Art: Die eigentlich schon längst abgeschriebene "Kocharena" konnte unter neuem Namen und mit neuem Konzept zwischenzeitlich sogar zweistellige Marktanteile erzielen - ein echter Achtungserfolg. Doch davon gab es im vergangenen Jahr unterm Strich für Vox schlicht zu wenige, wie der gesunkene Marktanteil zeigt. Probleme tun sich inzwischen mehr und mehr am Vorabend auf, wo "mieten, kaufen, wohnen", aber auch der Dauerbrenner "Das perfekte Dinner" inzwischen mit dem Senderschnitt kämpfen. Der Versuch, es mal mit einer Short-Comedy zu probieren, ging jedoch erst mal schief.
Sorgenfalten dürfte den Verantwortlichen des Senders aber auch der Blick nach Amerika bereiten. War man über Jahre hinweg mit seinen Krimiserien gut aufgestellt, so muss man inzwischen zufrieden sein, wenn "Arrow" oder "Grimm" mehr als sieben Prozent erzielen und auch "Revenge" oder "Perception" konnten die entstandenen Lücken nicht ansatzweise füllen. Einstige Hits wie "CSI: NY" oder "Law & Order: Special Victims Unit" verbrannte Vox dafür im Gegenzug auf dem undankbaren Sendeplatz am Freitag, wo sie deutlich unter ihren Möglichkeiten performten. Und auch mit der feinen Anwaltsserie "Suits" ging man nicht gerade sorgsam um. Die Kunst wird 2015 also auch darin bestehen, die Vox-Zuschauer wieder an Serien heranzuführen. Vielleicht kann die angekündigte Eigenproduktion ja dabei helfen.