RTL: Frank Hoffmann kann den Abwärtstrend nicht stoppen
Vor allem 2010 und 2011 befand RTL sich in einem kaum für möglich gehaltenen Quoten-Höhenflug. Nachmittags wurde die 30-Prozent-Marke spielend geknackt, Shows wie das "Supertalent" erlebten einen wahren Hype. Dass es so nicht lange weiter gehen könnte, war klar und wurde auch von RTL immer wieder betont. Doch der Absturz seitdem übertrifft wohl auch die Erwartungen der Pessimisten in Köln-Deutz: Satte fünf Prozentpunkte Marktanteil verlor RTL binnen drei Jahren bei den 14- bis 49-Jährigen. Auch in diesem Jahr konnte der steile Abwärtstrend nicht gestoppt werden: Um 1,1 Prozentpunkte auf einen Jahresmarktanteil von im Schnitt nun 13,4 Prozent ging es nach unten.
Sicher, damit ist RTL noch immer Marktführer, doch längst nicht mehr so glanzvoll wie man das gewohnt war. Der Vorsprung auf ProSieben betrug im Jahr 2014 noch 2,4 Prozentpunkte - immerhin. Im Verlauf des Jahres, namentlich dem August, war ProSieben nämlich schon bis auf 0,2 Prozentpunkte an RTL heran gerückt - was weniger an der Stärke von ProSieben als an der bedenklichen Schwäche von RTL lag. Im Herbst war der Vorsprung zwar wieder größer, doch Entwarnung kann für die RTL-Quoten keinesfalls gegeben werden. Der Dezember lief mit nur 12,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen sogar wieder ausnehmend schlecht. Ein Jahr zuvor war es noch fast ein ganzer Prozentpunkt mehr.
Trübe sind die Aussichten auch, weil die neuen Formate fast allesamt nicht funktioniert haben. Von der großen Reform des Tagesprogramms sind nur noch die "Berlin Models" übrig, die aber aus Quotensicht ein ganz bitteres Bild abgeben und immer wieder neue Tiefstwerte aufstellen. Ansonsten muss man sich mit drei Stunden "Verdachtsfälle" behelfen - in dieser Schlagzahl nur eine Notlösung. Mit "Rising Star" hat sich außerdem die Hoffnung auf einen neuen Show-Hit zerschlagen. Das ist auch deshalb bitter, weil der Quotenverlauf der einst richtig stark gestarteten "Supertalent"-Staffel gerade gezeigt hat, dass man die Staffel schon viel zu lang gezogen hat und die Dosis eher reduzieren müsste. Und so bleibt als positives Zeichen 2014 neben den Nationalelf-Übertragungen vor allem der Erfolg des "Team Wallraff" in Erinnerung - was man aber nicht auf Strecke programmieren kann.
Ein Problem der neuen Formate auch: Sie waren zu jung für das normale RTL-Publikum. Auch das führte dazu, dass RTL beim Gesamptublikum sogar noch etwas stärker einbüßte und im Jahr 2014 mit 10,3 Prozent den schwächsten Wert seit 1989 erreichte. Die Zweistelligkeit gerät langsam also ernsthaft in Gefahr. Natürlich drückte im Lauf des Jahres auch die WM auf die Quoten, doch auch im Dezember gelang RTL nicht der Sprung über die 10-Prozent-Marke. Immerhin: Im Januar steht nun wieder das Dschungelcamp an, das alle Quotensorgen einstweilen überdecken sollte. Danach muss RTL hoffen, dass die vielversprechenden, neu angekündigten Serien funktionieren. Und dass die nächste Nachmittags-Reform von mehr Erfolg gekrönt sein wird.
Fußball-Weltmeisterschaft beflügelt das ZDF bei Jung und Alt
Die Marktführerschaft beim Gesamtpublikum hat das ZDF verteidigen können: Der Mainzer Sender war nun schon zum dritten Mal in Folge Spitzenreiter und verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um einen halben Prozentpunkt auf nunmehr 13,3 Prozent Marktanteil. Das war der beste Wert seit acht Jahren, was gerade mit Blick auf die häufig zitierte Fragmentierung des Marktes in jeglicher Hinsicht eine beeindruckende Leistung darstellt. Es ist aber natürlich auch ein Erfolg, der zu einem gewissen Teil auf Sport zurückzuführen ist: Zur Champions League gesellten sich 2014 nämlich auch die Olympischen Winterspiele und die Fußball-Weltmeisterschaft. Letztere sorgte dafür, dass sich das ZDF im Juni über einen stolzen Marktanteil von 17,7 Prozent freuen durfte.
Mit über 32 Millionen Zuschauern war das torreiche WM-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland die meistgesehene ZDF-Sendung des Jahres. Die Erfolge, die der Mainzer Sender im Sommer, aber dank Olympia auch zu Jahresbeginn einfuhr, täuschen aber etwas darüber hinweg, dass man in den übrigen Monaten meist unterhalb der Vorjahreswerte durchs Ziel kam. Im Dezember lief's mit 12,7 Prozent allerdings wieder besser als vor einem Jahr und um die Marktführerschaft muss man sich auf dem Lerchenberg vorerst wohl ohnehin keine Sorgen machen. Das liegt einerseits an verlässlichen Primetime-Erfolgen wie den Filmen am Montag, dem "Bergdoktor" und den zahlreichen Krimis, andererseits aber auch an einem nach wie vor starken Vorabend, an dem die "SOKOs" weiterhin Marktanteile von 20 Prozent einfahren. Mit "Dr. Klein" hat das ZDF zudem mit Erfolg eine neue Serie etablieren können.
Beim jungen Publikum kämpft der Sender hingegen auch weiterhin an vielen Stellen mit Problemen. 2014 waren diese allerdings dank der WM ebenfalls erst mal vergessen: Mit einem Marktanteil von 7,0 Prozent reichte es bei den 14- bis 49-Jährigen für den besten Wert seit 2008. In Mainz blickt man inzwischen aber ohnhin lieber auf die komplette Senderfamilie, die bei den 14- bis 49-Jährigen mit 10,6 Prozent sogar den höchsten Marktanteil seit 1994 verzeichnete - hier rechnet man übrigens die Werte der Partnerkanäle 3sat, Arte, Kika und Phoenix zur Hälfte mit ein. Als verlässlicher Quotenbringer des Hauptprogramms erweist sich beim jungen Publikum weiterhin die "heute-show", aber auch "Aktenzeichen XY" schwimmt weiter auf einer Erfolgswelle. Insbesondere im Unterhaltungsbereich dürfte es im kommenden Jahr spannend werden - hier gilt es, den kürzlich eingestellten Dauerbrenner "Wetten, dass..?" zu ersetzen, der trotz massiv gesunkener Quoten bis zuletzt bei Jung und Alt deutlich über dem Senderschnitt lag.