Vergangene Woche ist „The Taste“ recht erfolgreich gestartet bei ABC. Sind Sie zufrieden?

Jens Richter: Produzent Chris Coelen von unserer US-Tochter Kinetic hat einen Anruf bekommen von ABC. Dort sei man „over the moon“, also überglücklich. Und wenn der Sender „over the moon“ ist, dann sind wir auch „over the moon“ (lacht). Ganz klar.

Und das, nachdem schon die zweite Staffel von „Off Their Rockers“ gut gestartet ist...

Jens Richter: NBC ist auch sehr glücklich. Das war natürlich eine verrückte Situation, weil wir uns selber Konkurrenz gemacht haben. Da lief unser „Off Their Rockers“ bei NBC gegen unser „The Taste“ bei ABC. Mit zunehmender Folgenzahl wird „Off Their Rockers“ für uns auch in der internationalen Vermarktung immer spannender.

„The Taste“ ging schon erfolgreich in den internationalen Verkauf, bevor es auf Sendung ging.

Jens Richter: Weil das Konzept so überzeugend ist. Auf der MIPCOM im Herbst hatten wir zwei Trailer dabei, die das Format erklärten. Es ist eine Food-Contest-Show mit international bekannten Juroren und Coaches. Mit Blind Tastings und Group Challenges - da ist schon sehr viel Emotion im Grundkonzept enthalten, das hat die Kunden überzeugt. Die ersten Kritiken aus den USA attestieren dem Format jetzt auch, dass es das zu „Masterchef“ sein könnte, was „The Voice“ für „American Idol“ war - eine entscheidende Weiterentwicklung des Genres.

Ist es derzeit eher ein Markt für Evolution statt Revolution? Also behutsame Weiterentwicklungen?

Michael Schmidt: Wenn die Revolution nicht stattfindet, muss man halt etwas Anderes senden (lacht). Nicht immer ist das, was die Sender sagen und was sie wirklich wollen, das Gleiche. Gesucht werden derzeit vor allem klar kommunizierbare Formate, die das Publikum schnell versteht. Neu, aber mit kalkulierbarem Risiko.

Jens Richter: Was ist für Sender interessant? Für Sender sind Formate interessant, deren Grundpfeiler ihnen zumindest zum Teil schon bekannt vorkommen. Sie wollen einen Anknüpfungspunkt an bereits nachgefragte Genres und Formate erkennen. Es ist ein vorsichtiger Markt, in dem Kunden auf komplett unbekannte Programme mit sehr großer Skepsis reagieren. „The Taste“ kam auf Anhieb gut an, weil die Grundprinzipien vertraut sind, aber die Umsetzung erfrischend neu ist. Wenn „Food“ ein interessantes Genre in einem Fernsehmarkt ist - und es gibt nur wenige, in denen das nicht der Fall ist - dann passt „The Taste“ perfekt. Mit M6 aus Frankreich sind wir deshalb sehr schnell noch auf der MIPCOM zum Abschluss gekommen. Und dann folgten die Philippinen, Indien, die Ukraine, Australien und jetzt ganz aktuell Latein-Amerika.

Ist „The Taste“ derzeit das wichtigste Format von Red Arrow?

Michael Schmidt: Wir forcieren natürlich auch viele Gamechanger-Formate, die wir als strategische Formate bezeichnen. Aber das ist aufwändig und kostet Zeit, auch weil man da immer wieder Ideen auf den Kopf stellt und neu beginnt. Da geht es um experimentellere Formate. Aber wie Sie schon sagten: Nicht jeder Sender sucht das Risiko. Deswegen mischen wir diese Ideen in ein Bouquet aus Brot- und Butter-Formaten. Ein großes Format im Mittelpunkt und darum zehn neue Ideen - so sieht eine gute Messe für uns aus.

Jens Richter: In den kommenden Monaten wird natürlich „The Taste“ ganz oben stehen. Wir werden die Kommunikation sehr intensiv, fast schon aggressiv betreiben. Das ist enorm wichtig. Wir haben hier einen Hit - den erfolgreichsten non-scripted Mid-Season-Launch der letzten zwei Jahre im US-Markt. So etwas passiert relativ selten.  Aber wichtig sind für uns natürlich auch „A League of their Own“, „Fake Reaction“ oder „What If?“. „Mein Mann kann“ startet demnächst bei ITV in Großbritannien, da sind wir sehr gespannt, weil das eine sehr große Signalwirkung hat.