Im vergangenen Jahr wurde aus SevenOne International Red Arrow International. Sind Sie zufrieden mit der Akzeptanz des neuen Auftritts?
Jens Richter: Das kam super an. Es war einfach ein logischer Schluss, den auch jeder Kunde sofort verstanden hat. Die Kommunikation hat eine, maximal zwei Wochen gedauert. SevenOne International war sehr gut eingeführt und hat gut funktioniert, aber Produktion und Distribution unter einer Marke zu bündeln, war für uns logisch, nachdem immer mehr Fragen kamen, wer eigentlich was macht in unserer Familie. Jetzt kommt alles aus einer Hand, wie es bei manchen unserer Projekte ja vorher auch schon war. Den Agenten-Zweiteiler „Restless“ zum Beispiel haben wir koproduziert und vertreiben ihn auch.
Jens Richter: „Jo“ ist in der Ablieferung. Wir haben acht Episoden der Krimiserie mit englisch-amerikanischem Cast in der finalen Postproduktion. Jean Reno spielt darin einen Pariser Cop. Wir haben einen Deal mit FOX International Channel, über den die Serie in zahlreichen Märkten zu sehen sein wird. Den Anfang machte vergangene Woche Italien – mit einem Top-Resultat. „Jo“ lag 256 Prozent über dem Sendeplatz-Durchschnitt, Fox ist total happy. In Deutschland wird „Jo“ im Free-TV bei ProSiebenSat.1 laufen.
Kommen wir nochmal zur Produktionsseite: Da hat Red Arrow im vergangenen Jahr weitere Produktionsfirmen gekauft. Sind weitere Zukäufe geplant?
Michael Schmidt: Unser Fokus war immer, in die Länder zu gehen, die als Ursprung für innovative Ideen und TV-Formate bekannt sind. Auf unserem Radar waren die USA, Großbritannien, Belgien, Niederlande, Skandinavien und Israel. Dort sind wir inzwischen überall vernetzt. Damit sind wir sehr gut aufgestellt, interessante Firmen schauen wir uns aber weiterhin an.
Jetzt haben wir gerade die NATPE mit stark lateinamerikanischem Einschlag. Welche Rolle spielt der Markt für Red Arrow? Noch keine große?
Jens Richter: Doch, wir sind schon da. „Benidorm Bastards“ läuft in einer lokaler Version in Brasilien. Wir sind in Pitch-Gesprächen für „Mein Mann kann“. Es gibt inzwischen eine dritte Staffel einer spanisch-sprachigen Version von „Galileo“ mit inzwischen mehr als 100 Episoden für den spanischen Markt in Nordamerika, damit gehen wir jetzt auch nach Südamerika. Für „Betty White‘s Off Their Rockers“ sprechen wir in Südamerika gerade über einen pan-regionalen Deal. Stark nachgefragt ist aus Südamerika seit Jahren auch Fiction. Der Kontinent ist spannend, aber man muss auch sagen, dass abgesehen von zwei, drei großen Märkten, in der lokalen Produktion mit sehr, sehr übersichtlichen Budgets gearbeitet wird.
Michael Schmidt: Auf der Kreativ-Seite reden wir mit einzelnen Sendergruppen über eine Zusammenarbeit. Es ist tatsächlich ein interessanter Markt, deswegen sind wir auch vor Ort bei der NATPE, um mit potentiellen Partnern ins Gespräch zu kommen.
Perfekte Überleitung. Meine Schlussfrage: Welche Märkte sind denn nun die interessantesten 2013? Wo tut sich am meisten auf dem weltweiten TV-Markt?
Michael Schmidt: Definitiv Israel, Großbritannien und Amerika. Und in Deutschland wird es spannend, weil Nicolas Paalzow bei Sat.1 die historische Chance hat, eine Menge zu bewegen. Und natürlich die weitere Öffnung des chinesischen Marktes, der sich von der früheren totalen Abgrenzung mit einer extremen Wucht zu einem sehr hungrigen Markt entwickelt hat.
Jens Richter: Aus der Sales-Perspektive ist es die USA und ebenfalls China. Die Eröffnung unseres Büros in Hong Kong vergangenen Sommer hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.
Herr Schmidt, Herr Richter, herzlichen Dank für das Gespräch.