In Sachen Krisen-PR hatte Sat.1 in den zurückliegenden Monaten wahrlich genug zu tun. Erst die (erneut) negativen Schlagzeilen rund um "Promis unter Palmen", dann der Eklat rund um "Plötzlich arm, plötzlich reich". Beide Formate gehören mittlerweile der Vergangenheit an, sie waren genau das, was der frühere Senderchef Kaspar Pflüger meinte, als er Ende 2019 ankündigte, "deutlich lauter" werden zu wollen. Das Ergebnis dürfte zwiegespalten ausfallen: Bei "Promis unter Palmen" waren die Quoten zwar gut, bezahlt wurde das aber mit einem großen Imageschaden. Nun will man sich auf alte Stärken besinnen. 

Auf den Screenforce Days hat der neue Senderchef Daniel Rosemann angekündigt, "Fernsehen mit Herz" machen zu wollen. Hinzu kommen noch die Attribute Leidenschaft, Humor und "große Gefühle". Es ist eine Rolle rückwärts, stand Sat.1 in der Vergangenheit doch wie kein anderer Sender für Fernsehen mit Herz - hier hat man sich den Rang inzwischen von Vox ablaufen lassen. Und es ist ein Eingeständnis: "Lauter" ist nicht immer besser - schon gar nicht für Sat.1. "Lautstärke um jeden Preis ist nicht das, was wir vorhaben", sagt Rosemann daher auch im Interview mit DWDL.de. "Lautstärke ist kein Selbstzweck und wird übrigens selten positiv wahrgenommen."



Mehr fürs Herz gibt's künftig auch wieder in der Fiction. Hier hat Sat.1 den Musicalfilm "Toni & Tom" angekündigt, in der Sarah Engels (ehemals Lombardi) eine alleinerziehende Mutter spielt, die von einer großen Musicalkarriere träumt. Darüber hinaus zeigt Sat.1 im kommenden Jahr die zusammen mit Joyn produzierte Serie "Blackout" mit Moritz Bleibtreu. Bereits bekannt war, dass Jessica Ginkel die Hauptrolle in der neuen Dramedy "Nachricht von Mama" spielt (DWDL.de berichtete). "Bei der Auswahl der Stoffe werden wir in Zukunft stark darauf achten, dass sich unsere Zuschauer:innen leicht in die Hauptdarsteller:innen verlieben können, so wie einst in den ,Bullen von Tölz‘, ,Danni Lowinski‘ oder ,Den letzten Bullen‘ und hoffentlich jetzt in Toni in ,Toni & Tom‘ und in die Mutter in ,Nachrichten von Mama‘", sagt Daniel Rosemann. 

Pierre M. Krause in neuer Schmitz-Show

Rund ein Jahr nach dem angekündigten Wechsel von Ralf Schmitz zu Sat.1 gibt’s nun erste konkrete Pläne zu mehreren Formaten, die der Sender mit ihm umsetzen wird. In "Paar Wars" stellt er Beziehungen auf die Probe. In der neuen Impro-Comedy "Halbpension mit Schmitz" muss der Comedian mit seinen Stammgästen zudem die Anweisungen von Spielleiter Pierre M. Krause umsetzen. Auch das ist eine interessante Personalie. Vor allem wenn man bedenkt, dass Krause gerade erst seine Show im SWR verloren hat - und das nicht ganz freiwillig. Darüber hinaus plant Sat.1 noch eine dritte Show mit Ralf Schmitz, dazu wollte man sich am Dienstag bei den Screenfroce Days aber noch nicht äußern. 

Ralf Schmitz © Screenshot Screenforce Days Ralf Schmitz im Talk mit Senderchef Daniel Rosemann

Spannend auch: "Das große Promi-Büßen", das bereits seit einigen Tagen bekannt ist, kam im Screening von Sat.1 gar nicht vor. Es passt offenbar nicht in die neue Stoßrichtung. Stattdessen betont man andere Schwerpunkte. So zeigt man eine Merkel-Doku, in der unter anderem Annette Schavan, Patricia Riekel, Wolfgang Bosbach, Kai Diekmann, Gregor Gysi und viele andere Weggefährten über die scheidende Bundeskanzlerin sprechen. Politisch wird es auch in "Facing The Classroom", wenn die KanzlerkandidatInnen in ein Kreuzverhör mit Schülern müssen (DWDL.de berichtete). Zudem plant Sat.1 Sommerinterview mit den SpitzenkandidatInnen der Parteien. 

"Akte"-Sondersendungen: Jetzt aber wirklich

Akte ab 2019 © Sat.1/Benedikt Müller "Akte"-Moderatorin Claudia von Brauchitsch
Und dann kündigt Daniel Rosemann noch etwas an, das schon vor einiger Zeit versprochen war. "Wir werden in Zukunft aus der ,akte.‘-Redaktion heraus mehr aktuelle Sondersendungen in der Prime Time machen. Die neue Sat.1-Chefredateurin Juliane Eßling hat viele Ideen, die sie ab dem 1. Juli für uns umsetzen kann." Im Informationsbereich machte Sat.1 zuletzt wahrlich keine gute Figur. Hier blieb vor allem ein misslungener Corona-Talk in Erinnerung - aber auch das Feld will man nun angehen. 

Bestätigt hat Sat.1 nun auch die Pläne einer Neuauflage von "Hast Du Töne?", das hatte DWDL.de am Montag exklusiv vermeldet. Diese von Banijay Productions verantwortete Show soll im Spätsommer unter dem Titel "Let the Music play – Das Hit-Quiz" zu sehen sein und von Amiaz Habtu moderiert werden. 2022 neu ist die Musikshow "All Together Now", hier müssen Sängerinnen und Sänger eine Jury aus 100 Profi-Sängern begeistern. Das ist insofern interessant, weil die Show einst eigentlich bei RTL unter dem Titel "Sing mit mir" laufen sollte - dort verzichtete man dann aber im Streit rund um die "Masked Singer"-Rechte auf das Format, sowohl "All Together Now" als auch "The Masked Singer" stammen von EndemolShine Germany. Darüber hinaus gehen einige erfolgreiche und bekannte Sendungen weiter, darunter "The Voice", "Hochzeit auf den ersten Blick" und "Promi Big Brother". 

Und dann ist da natürlich auch noch die Bundesliga, dessen Free-TV-Partner Sat.1 ab der kommenden Saison ist. Schon am 23. Juli zeigt man den Auftakt der 2. Bundesliga, ein paar Wochen später ist dann der Auftakt in die Bundesliga beim Sender zu sehen. Später überträgt man auch den Supercup. "Die Bundesliga kommt nach Hause. Die Fußball-Übertragungen von ,ran‘ haben Maßstäbe gesetzt. Daran wollen wir anknüpfen. Mit Matthias Opdenhövel haben wir den besten Sport-Moderator, um das nächste große Kapitel in der Geschichte von ‚ran‘ zu schreiben", sagt Rosemann.