Aufgrund der zusätzlichen Kosten entscheidet sich kaum ein Sender zur besseren Signalstärke, die ein störungsfreies Bild ermöglichen würden. Lediglich ARD und ZDF sind, dank Gebührengeldern, ohne lange Überlegungen dazu bereit, mehr für die Bildqualität auszugeben. Wobei das ZDF fast schon sparsam vorgegangen ist. Für die bessere Bildqualität, seit zwei Wochen on air, hat man die digitale Übertragung von Euronews und Eurosport beendet. Die nötige Kapazität musste so nicht zusätzlich erworben werden.
Bei Kabel Deutschland sieht man sich nicht in der Verantwortung für die Bildqualität: "Bei der Signaleinspeisung sind wir immer darauf angewiesen, in welcher Qualität der jeweilige Sender sein Signal anbietet", wie ein KDG-Sprecher auf DWDL-Anfrage mitteilt. Dass es die Sender teurer zu stehen kommen würde, wenn sie ein besseres Signal schicken würden, wird dabei nicht erwähnt. Nach der digitalen Einspeisung winkt den Kabelnetzbetreibern ein zweites lukratives Geschäft mit dem Upgrade auf die höhere Bandbreite.
Bei der KDG herrscht Unverständnis: Bislang nutze die RTL-Gruppe nicht einmal die volle Bandbreite, die man für die Sender RTL, VOX, RTL II, Super RTL und n-tv reserviert habe. Bei der Bekanntgabe der Einigung zwischen Kabel Deutschland und der RTL-Gruppe vor einem knappen Monat schwärmte RTL-Chefin Anke Schäferkordt vom „Durchbruch ins digitale Zeitalter“, von dem „vor allem die Zuschauer profitieren werden.“ Clever war die weitere Wortwahl: Angepriesen wurde nicht, wie sonst immer beim Thema Digitalisierung, die bessere Bildqualität, sondern interaktive Möglichkeiten und neue Sender. Für letztere reserviert RTL offenbar derzeit die Bandbreite, die stattdessen jetzt zur Herstellung einer akzeptablen Bildqualität der Hauptprogramme genutzt werden könnte.