Die Idee klingt recht simpel. Die meisten Unfälle passieren zu Hause und das tägliche Leben beinhaltet so viele Verbote und Warnhinweise wie ein Kühlschrank Keime. Der Ausgangspunkt von „Nicht nachmachen!“ könnte daher der eines Max Mustermanns sein, der auf dem Informationsblatt eines neu erworbenen Isoliergefäßes den Hinweis „Nie in Mikrowelle, Backofen oder Gefrierfach verwenden“ lesen kann. Was passiert, wenn man beispielsweise Warnungen dieser Art missachtet und besagte Thermoskanne in eine Mikrowelle steckt, zeigt nun nicht Max Mustermann, sondern Bernhard Hoëcker und Wigald Boning. Beide wollen in sechs Folgen der neuen ZDF-Show, die ab diesem Freitag auf dem Sendeplatz der „heute-show“ läuft und Mitte Juli auch bei ZDFneo zu sehen sein wird, Wissenschaft mit Comedy kombinieren. Die Macher von Prime Productions, der für das Format verantwortlichen Produktionsfirma, setzen dabei auf eine innovative Erzählform.
All das erinnert an eine krude Mischung aus Formaten wie „Jackass“, „Brainiac“ und „Clever“ - garniert mit einem Schuss der guten alten „Knoff-Hoff Show“. Wigald Boning freut sich deshalb fast wie ein Kind. „Wir dürfen Dinge machen, die der Fernsehzuschauer nicht nachmachen darf. Was für ein Privileg“, schwärmt der Mann, der einst in „Clever“ reichlich Wissenschafts-Erfahrung sammeln konnte. Eine deutsche Neuerfindung ist das Format dabei allerdings nicht, denn die Sommervertretung der „heute-show“ geht auf ein norwegisches Original mit dem schönen Titel „Ikke gjør dette hjemme“ zurück, das übersetzt so viel heißt wie „Mach das bloß nicht zu Hause nach“. Aktuell wird zusätzlich zu Deutschland in Dänemark gedreht, die europaweite Begeisterung für das norwegische Vorbild komplettieren Schweden und England, die aktuell an einer Adaption arbeiten. Georg Hirschberg, Geschäftsführer von Prime Productions, ist sich sicher: „So etwas fehlt im deutschen Fernsehen.“
Was Hirschberg damit meint, zeigt ein Besuch vor Ort. Der Schauplatz: Troisdorf. Die Zeit: 12 Uhr. Eigentlich könnte man auch sagen irgendwo im Nirgendwo gegen Mittag. Oder um doch in einer mathematisch korrekteren Einheit zu sprechen: wir befinden uns 23 Kilometer südöstlich von Köln. Eben da steht ein Haus, das in dieser Form bald nicht mehr da stehen wird. Zum Ende der Dreharbeiten wird ein Bagger die Einzelteile des ehemaligen Wohnhauses zusammensuchen, weil der Drehplan zur ZDF-Wissenschaftscomedy dies exakt so vorsieht. Es ist ein Haus, in dem skurriles Experimentieren bis zum Abriss nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht und notwenig ist. Das ZDF hat in eben diesem Haus zu einem Pressegespräch geladen.
Am Set kommt es allerdings zu reichlicher Verzögerung. „Es wird noch gewartet, bis ein Straußenei in der Mikrowelle geplatzt ist“, heißt es zur Begründung. Sie sind also wieder da, die Mikrowellen-Experimente, mit denen Sat.1 einst schon gefühlt jede zweite „Clever“-Sendung füllte. Was die schreibende und fotografierende Zunft dann erwartet, ist irgendwo angesiedelt zwischen Abenteuer und Kuriositätenkabinett. „Wenn man morgens herkommt, ist man immer ein bisschen nervös, was einen erwartet“, meint ein gespannter Bernhard Hoëcker. Ein norwegischer Trailer vermittelt schließlich einen Eindruck, in welche Richtung es geht. Auf den Punkt gebracht heißt es: „We are causing chaos“! Der Flokati wird mit dem Rasenmäher gestutzt und die Wanne im Badezimmer so lange mit Wasser geflutet, bis schließlich die Decke im Obergeschoss durchbricht. Und von den Wänden in der Küche tropft der mexikanische Feuertopf. Willkommen im Jungstraum!
Vom norwegischen Trailer zurück nach Troisdorf. Die Gefühle sind ambivalent. Sieht man von einer Tankstelle, der Hauptstraße und dem Umspannwerk in unmittelbarer Nähe ab, wirkt das Set der neuen ZDF-Show zumindest in der Rückansicht recht idyllisch mit Bäumen und Grünflächen. Jedoch sei „die größte Schwierigkeit gewesen, ein geeignetes Haus zu finden“, erinnert sich Producer Holger Hoffmann. Und so geht es hinein in ein mehrstöckiges Haus, das nicht leer, sondern komplett wie ein bewohntes Wohnhaus eingerichtet ist und Assoziationen an die Behausung Norman Bates' aus dem Film-Klassiker „Psycho“ aufkommen lässt: die Wände werden von unzähligen farbenfrohen Stickbildern geziert, der Gelsenkirchener Barockschrank steht stolz im Wohnzimmer neben einem Sofa, das an Großmutter erinnert und Kunstblumen verschlimmbessern Teile des PVC-Bodens. Nur das „Techno-Lexikon“ scheint sich irrtümlicherweise ins Bücher-Regal verirrt zu haben.