Es sind keine einfachen Zeiten für ProSieben und die ARD. Mit "Deutschland sucht den Superstar" und "The Voice of Germany" sind derzeit gleich zwei erfolgreiche Castingshows auf Sendung - am Donnerstag gesellt sich nun auch "Unser Star für Baku" hinzu. Doch wer dachte, dass das Casting für den Eurovision Song Contest ähnlich ablaufen wird wie vor zwei Jahren, als Lena Meyer-Landrut als Siegerin von "Unser Star für Oslo" hervorging, sieht sich getäuscht. Der Grund: Kurz vor dem Start wurden gravierende Änderungen am Regelwerk vorgenommen.
Die Zahl der Shows, nämlich acht, bleibt bestehen - und es werden auch wie geplant insgesamt 20 Kandidaten gegeneinander antreten. Die Voting-Phase wird hingegen völlig anders ablaufen als anfangs gedacht. Das Publikum bestimmt fortan nämlich die Startreihenfolge: Schon während einer kurzen Vorstellung können die Zuschauer anrufen - wer den meisten Zuspruch erhält, kommt zum Schluss an die Reihe und hat einen vermeintlichen Vorteil. Danach werden während der kompletten Show Balken eingeblendet, anhand derer sowohl die Zuschauer als auch die Kandidaten erkennen können, wer gerade die Nase vorne hat.
"Moralische Eleganz trifft auf brutale Realität", sagte Stefan Raab am Montag auf der Pressekonferenz zur Show in Köln. "Wir holen die Blitztabelle ins Fernsehen." Dass Raab überhaupt noch derart prominent dabei ist, überrascht, schließlich kündigte er im vergangenen Jahr so etwas wie einen Rückzug vom Eurovision Song Contest an. Es war zwar klar, dass er als Produzent der Show an Bord bleiben würde, nun wird er allerdings erneut festes Mitglied der Jury. Den Verantwortlichen von ARD und ProSieben wird das sicher nicht ganz unrecht sein. Doch auch wenn er nicht als Präsident fungiert, so ist er doch allgegenwärtig. Besonders deutlich wurde das, als er auf der Pressekonferenz für sein neues Show-Konzept schwärmte.
Die Idee, so Raab, sei ihm erst vor etwa vier Wochen gekommen, als er eine Wintersport-Übertragung gesehen habe. "Es ist wie beim Fußballspiel. Da sieht man ja auch nicht erst am Ende, wer gewonnen hat." Die neuen Regeln seien "komplett transparent", ist sich Raab sicher. Vom ursprünglichen Vorhaben, die Jury-Mitglieder wieder wechseln zu lassen, habe man abrücken müssen, weil es wichtig sei, dass die Juroren den Verlauf der Votings kennen. Außerdem brauche man Leute, die die Kandidaten begleiten. Neben Raab ist das Alina Süggeler, die als Frontfrau von Frida Gold Erfolge feierte, und Thomas D. - er löst Raab als Präsident der Jury ab und wird auch das Album des Gewinners produzieren.