
Im Januar war es das beherrschende Thema der US-Branchendienste und schaffte es sogar in Deutschland in die Fachpresse sowie überregionalen Tageszeitungen: Der Fernsehsender NBC und Moderator Conan O'Brien lieferten sich eine Schlammschlacht, die ihres Gleichen suchte. Öffentlich machte sich O'Brien in der rückblickend temporär von ihm moderierten "Tonight Show" über den Sender und sein Führungspersonal lustig. Er hatte auch allen Grund dazu, denn dem Spektakel ging eine Schmach voraus: Weil der absurde Plan von NBC, Jay Leno eine LateNight-Show zur Primetime zu geben, nicht funktionierte, bot der Sender Leno wieder seinen alten Sendeplatz an: Doch dort hatte gerade erst ein gutes halbes Jahr zuvor Conan O'Brien das Erbe Lenos als Moderator der "Tonight Show" angetreten. O'Brien wurde kurzerhand angeboten mit seiner Show einfach eine halbe Stunde später auf Sendung zu gehen.
Doch dieses Spielchen wollte O'Brien nicht mitspielen, auch weil damit die bekannteste und legendärste aller LateNight-Shows in den USA, die "Tonight Show", nach Jahrzehnten ihren angestammten Sendeplatz hätte verlassen müssen. Der Eklat war also so absehbar wie unterhaltsam. Und im bewusst inszenierten Duell des kleinen sympathischen LateNight-Hosts gegen den großen bösen Sender entwickelte sich eine Fangemeinde für Conan O'Brien, wie es sie so öffentlich wohl für kaum einen TV-Moderator je gegeben hatte. "Team CoCo" war geboren. Besonders über Facebook und Twitter entwickelte sich in den vergangenen Monaten eine sehr lebhafte Gemeinschaft aus Fans von Conan O'Brien, auch weil er selbst Twitter als Chance entdeckte, in Kontakt zu bleiben mit seinen Fans. Dabei hatte NBC genau das zu verhindern versucht, in dem man in der Trennungsvereinbarung eine TV-Sperre bis Mai verankerte. Doch es spricht Bände, wie NBC hier die Kraft des Webs unterschätzt hat.
Denn das Verbot von TV-Auftritten jeder Art umging O'Brien, berauscht und getragen von der wachsenden Online-Fangemeinde mit einer Live-Tour durch die Staaten. Unter dem PR-trächtigen Namen "The Legally Prohibited from Being Funny on Television Tour" machte O'Brien in 30 Städten Station. Den Auftakt der zweimonatigen Tournee krönte man mit der Ankündigung der neuen TV-Heimat ab Herbst. Als heißer Favorit wurde FOX gehandelt, doch die überraschende Entscheidung von Conan O'Brien: Der Kabelsender TBS soll seine neue Heimat werden. Es war der Startschuss für eine Werbekampagne von spektakulärem Ausmaß. Ab heute wird sich zeigen, ob diese Kampagne nicht vielleicht zu weit über das Ziel hinausgeschossen ist, denn möglicherweise hat TBS die besten Monaten mit Conan O'Brien schon hinter sich - obwohl er nicht einmal auf Sendung war. Hier beginnt die Parallele zu Harald Schmidt.