Conan© Art Streiber

Conan O'Brien und Harald Schmidt haben eigentlich nicht viel gemeinsam. Der eine Amerikaner, der andere Deutsche. Der eine erfahrener LateNight-Host, der andere weniger. Und doch verbindet O'Brien und Schmidt in diesem bzw. nächsten Jahr etwas: Sie sind Hoffnungsträger. Hoffnungsträger für TBS und Sat.1. Denn Conan O'Brien wie auch Harald Schmidt sind in erster Linie für eine Sache gut: Werbung. Ihre Wechsel sind der feuchte Traum jedes PR-Strategen.  Zwischen O'Briens Ankündigung einer LateNight-Show bei TBS und ihrem Start lagen fast sieben Monate, bei Schmidt ist es weit über ein Jahr. Das lässt genügend Raum für Inszenierung. Und TBS hat ihn bis zum Maximum genutzt - und das crossmedial.

Denn die Voraussetzungen dafür waren ja bereits da: Im Web baute man auf die eingeschworene Fangemeinde, das TeamCoCo, auf. Schleichend wurde die Fansite zur offiziellen Website. Über Twitter steuerte O'Brien seinen Anteil bei. Und den Rest übernahm eine TV-Werbekampagne mit mehr als 20 Spots. Die meisten davon thematisierten die Sehnsucht der Conan-Fans nach seinem Comeback. In anderen flog O'Brien selbst mit einem Zeppelin umher, machte Scherze. Den Zeppelin gibt es übrigens wirklich: Seit dem 1. Oktober und noch bis Ende November fliegt ein knallorange-farbener Zeppelin mit subtiler Werbebotschaft über die Staaten, gerne mal passend zu Sportveranstaltungen auch über den jeweiligen Stadien. Online lässt sich die Location des Zeppelins live verfolgen.

 



Die Sympathie der Medien für Conan O'Brien und sein Kultstatus, der nicht zuletzt durch seine Wandlung zum Web-Liebling noch einmal besonders sexy wurde, verhalf in den vergangenen Wochen zu zusätzlicher Presse. Keine Zeitschrift, keine Zeitung ohne Interview, Portrait oder Lobhudelei. Die intellektuelle Elite Amerikas hatte ihren neuen alten Posterboy zurück. Diesen Status des Lieblings der Feuilletons hat in Deutschland auch Harald Schmidt. Posterboy würde man ihn, obwohl nur sechs Jahre älter als Conan O'Brien, dennoch wohl kaum nennen. Auch fällt es schwer zu glauben, dass Schmidt im Web eine derartige Fangemeinde bilden kann: Seine Begeisterung für das Internet hält sich erklärtermaßen in engen Grenzen. Und doch haben die Beiden neben ihrer Rolle als Hoffnungsträger noch etwas gemeinsam: Die Gefahr des Scheiterns war für beide selten höher.

Denn je länger man die Erwartungen schürt, mit Werbung penetriert, die Fans aufpeitscht und die Presse feiert, je schwieriger wird es dem entstandenen Hype gerecht zu werden. O'Briens Wahl für TBS entbindet ihn zwar immerhin von einer allzu harten Quoten-Diskussion. Er hat sich mit dem Kabelsender für die 2. Fernsehliga entschieden. Das macht es ihm etwas einfacher. Doch Schmidt wechselt von der ARD zu Sat.1, dem selbsterklärten Flaggschiff der ProSiebenSat.1 Media AG. Dass er sich im Herbst nächsten Jahres unmittelbar messen lassen muss, macht umso skeptischer als dass Sat.1 noch weitaus länger Zeit hat für ihn die Werbetrommel zu rühren als es TBS schon hatte. Man muss es ja nicht übertreiben mit der Werbung, könnte man sagen. Sie werden es aber tun: Denn sowohl bei Sat.1 als auch TBS weiß man genau um den Wert der Personalien Schmidt bzw. O'Brien - und dem möglicherweise schnell sinkenden Wert, wenn sie sich erst einmal beweisen müssen.