DWDL.de dokumentiert den Brief der Redaktion an die Leser, der am Mittwochmorgen in der "taz" erscheinen wird, im Wortlaut: 
 
Liebe LeserInnen,

der taz-Vorstand hat am Montag beschlossen, die taz nrw zum 31. August einzustellen. Trotz gezählter 817 Neuabos in zehn Wochen reicht der taz-Spitze das regionale Ergebnis nicht - aufgrund nicht transparent gemachter Leser-Berechnungen wurden der NRW-Redaktion lediglich 400 Abos gutgeschrieben.

Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch unterbreitete den NRW-Redakteuren gestern in Düsseldorf das Angebot, bis zum 31. August weiter zu arbeiten. Durch die Kündigung der Redakteure und den Einstellungsbeschluss könnten eventuell neue Leser für ein Abonnement gewonnen werden, so Ruch. Eine solche Eskalation sei sinnvoll, da die bisherige Rettungskampagne noch nicht allen Lesern den Ernst der Lage verdeutlicht habe.

Die Geschäftsführung erklärte sich nicht bereit, Alternativen für eine Fortführung der taz nrw zu entwickeln. Eine Veränderung der ökonomischen Grundlage für die taz nrw lehnte sie ebenso ab wie die Forderung der Redaktion, den Regionalteil bis zum 30. September zu erhalten und so den taz-Genossen die Möglichkeit zu geben, auf ihrer Hauptversammlung über die Zukunft der taz nrw zu entscheiden. Auch die Vorschläge, die taz nrw durch regional höhere Abonnementpreise oder die Akquise von neuem Kapital zu stärken, wurden von der Geschäftsführung abgelehnt.

Die Redaktion der taz nrw hat gestern - mit ausdrücklicher Unterstützung von Chefredakteurin Bascha Mika - einstimmig beschlossen, unter diesen Bedingungen nicht weiter um neue AbonnentInnen zu kämpfen. Die Redakteure lehnten es ab, die bedrohten Arbeitsplätze als Druckmittel für die Gewinnung neuer Abonnenten einzusetzen, da die Geschäftsführung ihnen keine Perspektive über den 31. August hinaus in Aussicht stellte.

Die Rettungskampagne hat das gesteckte Ziel von 1.000 neuen Abos nur knapp verpasst. Der Zuspruch, das Interesse an der taz nrw ist in den vergangenen Wochen gewaltig gestiegen. Die Redaktion möchte sich auf diesem Weg bei allen Leserinnen und Lesern bedanken, die ihnen über Jahre die Treue gehalten haben oder die die taz nrw in den vergangenen Wochen durch Solidaritäts-Abonnements unterstützt haben. Es liegt allein in der Verantwortung der Geschäftsführung, dass diese Leser nun eine taz ohne NRW-Regionalteil bekommen werden - und dass das bevölkerungsreichste Bundesland nun ohne eine unabhängige und kritische Stimme leben muss.

Die Redaktion