Foto: Willi WeberAuch wenn der Adolf Grimme Preis eine Fernsehauszeichnung ist, so sind genuine Fernsehgesichter beim Presseempfang vor der Preisgala am vergangenen Freitag recht spärlich vertreten. Um Jürgen von der Lippe scharen sich die Kameras und Mikrofone. Kein Stelldichein der Stars ist die Verleihung des Grimme-Preises, sondern ein besonnenes Feiern des Festhaltens an einem Fernsehprogramm mit Anspruch. Dass das nichts mit Langeweile zu tun hat, beweisen die Preisträger. Am meisten Jürgen von der Lippe. Er bekommt mit seinem Team der Constantin Entertainment die Auszeichnung für „Extreme Activity“ in der Kategorie Unterhaltung. Eine Jury-Entscheidung, die Anlass für Diskussionen rund um die Preisverleihung liefert. Ools Osenbrügge, der Entwickler der Sendung bringt es später auf der Bühne auf den Punkt: „Ich danke der Jury für den enormen Mut, ein so leichtes Format auszuzeichnen“, sagt er in seiner Dankesrede.
 


Vorbild für die Nutzung des Mediums Fernsehen sollen die Preisträger sein. Und „Extreme Activitiy“ ist vor allem eins: „Vorbildlich lustig“, sagt von der Lippe im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de am Rande der Preisverleihung. Er muss es wissen, denn er bekommt den Preis zum zweiten Mal. Zuletzt vor dreizehn Jahren für die Sendung „Geld oder Liebe“. Im schwarzen Hemd – nicht wie sonst bunt gemustert – erscheint von der Lippe in Marl. „Weil ich mal zeigen möchte, dass ich auch einfarbig kann“.

Doch der Abend wird noch bunt genug. Knapp zwei Stunden dauert die Preisverleihung. Dafür hat man schon mal bedeutend länger gebraucht. Dafür gibt es in diesem Jahr weniger Preise – das Kontingent wurde verknappt. Zudem führt Moderatorin Asli Sevindim vom WDR ein hartes Regiment auf der Bühne. Bereits im Warmup weist sie darauf hin, dass es gilt, keine Zeit mit langen Dankesreden zu verlieren. Ihr guter Rat an alle Preisträger, die etwas vorbereitet haben: „Schmeißen Sie das weg“ – so viel Zeit hat man nicht. Es wird der Running Gag des Abends. Humorig bis barsch drängt sie jeden, der sich den Preis auf der Bühne abholt zur Eile und steigert sich in ihren Warnungen an die, die noch kommen, zu immer größeren Wortspielen empor: „Ich bin eine Türkin, die ein Kleid anhat, aber trotzdem kann mir das Klappmesser in der Tasche aufgehen“.

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Es will sich aber keiner nehmen lassen. Scherzhaft böse Blicke der Moderatorin, die beherzt locker mit der Bedeutungssschwere des Grimme-Preises umgeht, werden lachend ignoriert. Heute wird gefeiert. Schließlich ist es legitim, Sendern und Redakteuren zu danken, die auch schwierige Projekte ohne Quotendruck zulassen. Besonders sticht ProSieben an diesem Abend hervor. Der einzige Privatsender, der ausgezeichnet wird und gleich zwei Trophäen nach Hause trägt. Neben „Extreme Activity“ für den Film „Meine verrückte türkische Hochzeit“. Der Preis könnte von der Lippe und seiner Crew gut zu Statten kommen. „Weil es ProSieben so sicherlich nicht ganz leichten Herzens aufgeben wird“, sagt von der Lippe im Gespräch. Ein ähnlicher Effekt sei ja im letzten Jahr auch "Stromberg" sehr gut bekommen. Dann setze man halt auf Image statt Quote.

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