Foto: Grimme InstitutUnd die ist bei den Grimme-Produktionen nicht immer die Beste. Irgendwie beschleicht einen bei der Präsentation der ausgezeichneten Produktionen immer wieder das Gefühl eine ganze Menge im vergangenen Fernsehjahr verpasst zu haben. Viel Brillantes versteckt sich in den Tiefen des öffentlich-rechtlichen Programms. Wie der Film „Deutsche Lebensläufe: Fritz Lang“ über den legendären Regisseur der frühen Kinojahre. Dessen Auszeichnung fördert auch die Information zu Tage, dass die eigentümliche Trophäe im Volksmund „der Marler Ventilator“ genannt wird. Und der soll „Wind in unsere Segel – die Kultur im Fernsehen – blasen“ proklamiert Preisträger Andreas Christoph Schmidt.
 
Auch wenn die Sender sich bei der Bekanntgabe der Preisträger in Jubelmeldungen überschlagen und dokumentieren: Wir machen Qualitätsfernsehen – Der Weg dorthin ist für die Macher oft nicht einfach. Das gilt auch für Katrin Rothe, die für ihre Doku-Soap „Stellmichein“ ausgezeichnet wird, die Menschen auf der Jobsuche begleitet. Die dokumentarischen Szenen werden ergänzt von Trickfilmsequenzen, die die heiklen Situationen zeigen, die sich dem Zugang der Kamera entziehen: Das Vorstellungsgespräch.
 
 
Der eigentliche Preis ist für Rothe der Sendeplatz im ZDF, mit dem sie ihr erstes Projekt – den Film „Dunkler Lippenstift macht seriöser“ – umsetzen konnte. „Ich bin beim Kleinen Fernsehspiel gelandet. Da habe ich Glück – vielleicht sogar den Hauptgewinn gezogen“, sagt sie im Gespräch. Doch bei aller Ehre, die der Grimme-Preis mit sich bringt, bleibt es trotzdem schwer sich im heiß umkämpften Markt um die Sendeplätze zu behaupten. Imme wieder aufs Neue muss Katrin Rothe Produzenten und Sender davon überzeugen, dass das Konzept, reale Szene mit Trickfilm zu verbinden, aufgeht – trotz Grimme und zuvor einer Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis für ihren ersten Film.

Foto: RTLBei all den Bemühungen, um einen hohen Anspruch und den beachtlichen Leistungen so mancher Fernsehmacher – auch an diesem Abend in Marl sind die Sympathien klar verteilt. Herausragende Produktionen erhalten warmen, ermutigenden Applaus. Sönke Wortmann für sein „Sommermärchen“ zur WM bekommt dann schon richtig Beifall und Hape Kerkeling, der die „Besondere Ehrung“ des Volkshochschul-Verbandes erhält, wird regelrecht gefeiert. Selbst bei einem Publikum, das sich vorwiegend aus Fernsehmenschen zusammensetzt, reichen nur wenige Sekunden Beatrix beim Staatsbesuch, um Jubel ausbrechen zu lassen. Konditioniert von den Galas und Events des vergangenen Jahres erwartet man Schlämmer – doch es kommt Kerkeling. Horst Schlämmer lässt sich entschuldigen. Der ist auf Recherchetour in Korschenbroich, erklärt Kerkeling. „Es geht ums Flatratesaufen“, sagt er.

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Sie sei lange nicht mehr so glücklich gewesen, weil sie Kerkeling einen Preis verleihen darf, sagt die Präsidentin des Deutschen Volkshochschulverbandes. Er sei ein Mann, der mit dem Herzen denkt, sagt sie. Er bekommt den Preis für sein Lebenswerk. Mit 42. „Ich dachte: Mein Gott! Siehst Du jetzt so schlecht aus?“, kommentiert Kerkeling die Besondere Ehrung, die man ihm für seine Verdienste um das Fernsehen zu Teil werden lässt. Doch es bleibt bei ihm die Gewissheit – da das Lebenswerk nun schon einmal geehrt ist: „Egal was ich jetzt mache – es ist gut“.