Herr Buccieri, Herr Kromschröder, die MIPTV steht vor der Tür. Mit welchen News und Programmen fährt ITV Studios nach Cannes?

Paul Buccieri: Mit vielen (lacht). Animal Planet war zum Beispiel ein großer Deal für uns. Wir werden erstmals bei der diesjährigen MIPTV deren Formate verkaufen. Dann haben wir am Donnerstag erst bekannt gegeben, dass der unglaubliche und mehrfach ausgezeichnete Jeremy Piven die Hauptrolle in unserer neuen Serie „Mr. Selfridge“ spielt. Wir freuen uns sehr, ihn für das Projekt gewonnen zu haben. Auch da erwarten wir in Cannes sicher schon großes Interesse, weil Piven ja durch „Entourage“ auch international eine Größe geworden ist. Wir haben den Mehrteiler „Falcón“ angekündigt in Zusammenarbeit mit Canal+ Spain und dem ZDF und natürlich werden weitere Deals in den kommenden Tagen folgen, da sind wir uns sicher. Wir freuen uns auch darauf „Titanic“ auf der MIPTV zeigen zu können. Wir konnten den Vierteiler, den wir letztes Jahr in Cannes vorgestellt haben, bereits in 96 Länder verkaufen und die Premiere hatte letztes Wochenende bei ITV hervorragende Quoten mit 7,5 Millionen Zuschauern.

Jan Kromschröder: Und bei uns läuft „Titanic“ ja schon dieses Wochenende bei ZDFneo und an Ostern dann im ZDF.

Was sind Ihre Beweggründe nach Cannes zu reisen? Es hat sich ja in den letzten zehn Jahren viel geändert. Inzwischen kennt jeder jedes Programm schon bevor er nach Cannes fliegt. Warum also hin?

Kromschröder: Es mag bizarr klingen, aber man sieht in Cannes einfach viele Kollegen, die man sonst nicht sieht. Selbst wenn sie wie wir in Köln sitzen. Es ist ein konzentrierter Treffpunkt, bei dem man viele Kollegen in einer ganz anderen Atmosphäre treffen kann. Dann gibt es natürlich immer einige Formate bei denen man in losen Gesprächen ist und die man bei solchen Gelegenheiten auffrischen oder vertiefen kann. Man bekommt in Cannes auch ein gutes Gefühl dafür, ob man mit seinem Interesse für ein Format alleine ist oder ob es allgemein auf Zustimmung stößt. Natürlich unterzeichnet man in Cannes keine Verträge aber man feiert entweder den vorher gemachten Deal oder beginnt Gespräche für neue. Und hin und wieder überrascht einen doch noch ein kleiner Anbieter mit einem interessanten Format, dass man so vorher noch nicht kannte. Es ist eine tolle Gelegenheit mal über den Tellerrand zu blicken. Ich liebe die MIP.

Buccieri: Da stimme ich zu. Das fasst es wirklich gut zusammen. Es geht vielleicht weniger um Deals aber man kriegt besser als irgendwo sonst ein Gefühl dafür, was der Markt momentan will.

Kromschröder: Drama-Serien sind derzeit hoch im Kurs, das merken wir in Deutschland ja auch. Etwa am erfolgreichen Sendeplatz am späten Sonntagabend im ZDF, den wir beliefern. Die Nachfrage nach intensiven, vielleicht etwas düsteren Krimistoffen war zuletzt und ist immer noch sehr hoch. Das ist unser Eindruck. Und inwieweit der auch international über Europa hinaus gilt - so etwas spürt und erfährt man in Cannes.

Buccieri: Wir haben in diesem Jahr erstmals einen Showcase vor der MIPTV hier in London abgehalten, um die MIPTV wirklich effektiv nutzen zu können. So kennen unsere wichtigsten rund vierzig Kunden unsere neuen Programme jetzt schon und wir können in Cannes gezielter in die Gespräche gehen als wenn wir auf der Messe erst versuchen würden, die Programme zu zeigen. Dazu fehlt in so einer Umgebung einfach die Zeit und Ruhe. Stattdessen lässt sich jetzt gut mit den Kunden über ihre Eindrücke von den neun Formaten reden, die wir ihnen vorab gezeigt haben.