Foto: Conde NastKnapp 200 redaktionell bestückte Seiten teilen sich auf die Ressorts Leute, Agenda, Kultur und Stil sowie einzelne kleinere Rubriken auf. Charmante Randnotiz: Auch ein Horoskop und eine Rätselseite ist mit im Programm. Nach dem kleinteiligen Einstieg ins Heft beginnt die erste große Story auf Seite 70: Til Schweiger. Dass er das Cover der Erstausgabe ziert, zeigt dann auch, woran es Poschardt und Co. künftig in erster Linie mangeln wird: Deutsche Prominente. Und dabei verkauft "Vanity Fair" damit nun einmal seine Hefte.

Für die Erstausgabe setzte Starfotograf Bruce Weber "Deutschlands größten Kinohelden" auf leicht homoerotische Art und Weise ins Bild. Da zeigt sich Schweiger einmal mit spritzendem Wasserschlauch zwischen den Beinen, ein anderes Mal in "Brokeback Mountain"-Optik. Die Story hinter der Bilderstrecke findet leider einen mindestens so gewollten aber nicht gekonnten Einstieg, wie man es damals auch in der Erstausgabe der "Park Avenue" versuchte. Da heißt es: "Wenn Til Schweiger das berühmte Restaurant "Borchardt" in Berlin betritt, geschehen seltsame Dinge. Plötzlich verstummen die Gespräche, und die Männer machen missmutige Gesichter, weil sein Lächeln sie zu atomisieren scheint."
 
Foto: DWDL.de
Der Coverboy der ersten Ausgabe: Til Schweiger
 
 
Das folgende Interview gibt keinen Anlass zur Kritik und lässt in der Form erkennen, was mit der Leichtigkeit des "Vanity Fair"-Journalismus gemeint sein kann, von der im Vorfeld nicht nur die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sprach. Die richtigen Fragen zu stellen ist bei einem Interview nur die halbe Kunst: Die Herausforderung liegt in der Wiedergabe der Gesprächssituation, die beim Leser das Gefühl erwecken sollte, dabei gewesen zu sein. Und das gelang und gefällt.

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So geht es einem immer wieder beim Durchblättern der 330 Seiten. Ein Lesestück über die britischen Prinzen-Freundinnen Kate und Chelsy gerät eben nicht zum Klatschthema auf YellowPress-Niveau. Dafür sorgen Autoren wie in diesem Fall der Adelsexperte Christopher Wilson. Im Kleinen entzaubert das ein Stück weit den Mythos "Vanity Fair". Die Zeitschrift umgibt keine wundersame Aura, die das Heft zu dem macht, was es ist. Es sind einfach gute Autoren. Auch wenn den Machern das vielleicht zu profan erscheint.

Auf Seite 120 holt "Vanity Fair" dann erstmals wieder Luft - was dringend nötig ist. Wer nicht gezielt nach seinen Themen sucht, sondern klassisch von vorn bis hinten durch die Erstausgabe blättert, hat zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Lesestücke, aber in erster Linie mehr als 60 Werbeseiten hinter sich. Gerade bevor der Wechsel von guten, aber nicht gerade kurzweiligen Texten und Anzeigen diverser Luxusmarken ermüdend wird, schiebt sich mit dem fünfseitigen Schaubild "So überleben Sie die Berlinale" etwas Luft zum Durchatmen dazwischen. Auch später sorgen in den Ressorts Agenda, Kultur und Stil solch kurzweilige Seiten für etwas Abwechslung.