Der geschätzte Kollege Jens Schröder hat drüben bei Meedia eine knallharte Abrechnung mit dem Angebot von Sky Deutschland geschrieben, dabei Fehler und Versäumnisse identifiziert und ein Tarif-Planspiel in den Raum gestellt, wie Sky Deutschland die Kurve kriegen könnte. Da steckt viel Wahres drin, aber einige dieser Gedanken greifen zu kurz und sind - bei allem Respekt - eher aus der Perspektive eines enttäuschten Abonnenten formuliert. Das schmälert nicht das tatsächliche Dilemma von Sky, aber zeigt wie knifflig der Ausweg aus der Netflix-Falle ist und wie schwer einfache Empfehlungen sind.
Im Herbst 2013, bevor Netflix nach Deutschland kam, schrieb DWDL.de: "Die vom US-Anbieter eingeführten, radikal niedrigen Preise, sind auf dem deutschen Markt schon vor Netflix selbst angekommen. Ein VoD-Angebot zum konkurrenzfähigen Preis würde die grundsätzliche Frage aufwerfen, warum Sky für sein lineares TV-Angebot gleichzeitig das zwei- bis dreifache des Preises verlangt. Ein zu hochpreisiges Angebot wiederum wird es im VoD-Markt schwer haben." Und weiter analysierte DWDL.de damals zur Netflix-Falle, dass im VoD-Markt eine monatliche Kündbarkeit dominiert.
Ein bis heute weiter sehr aggressiver Preispunkt, der sich allerdings auf Dauer für Netflix nicht rechnen kann, und die monatliche Kündbarkeit treiben das klassische Pay-TV vor sich her. Die Prognose aus dem Herbst 2013 ist heute aktueller denn je. Ein Angebot wie Sky Ticket ist letztlich nur die notgedrungene Antwort auf die Entwicklung im Markt. Mit den beiden Produkten Sky Q und Sky Ticket versucht der PayTV-Platzhirsch den gewagten Spagat: Einen neuen SVoD-Wachstumsmarkt zu bedienen, ohne die hochpreisig gebundene Kundschaft zu verlieren.
"Teuer, verwirrend, unflexibel" bzw. "Teuer, kompliziert und altmodisch" bewertet Jens Schröder das aktuelle Sky-Angebot. Und in der Tat: Beim Studium der Tarifgestaltung des Premiumangebots Sky Q bekommt man wie einst zu Premiere-Zeiten das schlechte Gefühl, vor lauter Optionen und Sonderaktionen am Ende immer zum falschen Moment die ungünstigste Kombination gebucht zu haben. Legendär sind die Rückholangebote bei Kündigung und meist mehrere parallel vermarktete, vergünstigte Sonderangebote, die Sky einst so strikt bekämpfen wollte. Nur wer nicht (ver)handelt, zahlt die theoretischen Höchstpreise.
Das ist in der Tat verwirrend und kompliziert, aber senkt für einen realistischen Vergleich mit günstigeren neuen SVoD-Konkurrent den tatsächlichen Preispunkt für das komplette Sky-Angebot. Die Diskrepanz ist dann nicht ganz so spektakulär. Und dass Sky sich auch noch im Jahr 2019 die HD-Bildqualität extra bezahlen lässt, ist zwar in einer süffig geschriebenen Abrechnung ein einfach zu gut ins Bild passendes Argument. "Völlig antiquiert", schreibt der verärgerte Sky-Abonnent Schröder.
Abgesehen von der Tatsache, dass Sky im vergangenen Herbst mehr HD ohne Aufpreis zugänglich gemacht hat, erwähnt Schröder auch nicht explizit, dass Netflix sich bessere Bildqualität ebenso bezahlen lässt und einen Aufpreis von gut 37 Prozent berechnet, wenn man HD statt SD schauen will. Wer Ultra HD schauen will, zahlt gar 75 Prozent mehr als für SD. Die Idee, sich eine bessere bessere Bildqualität bezahlen zu lassen, findet selbst das vermeintlich klügere, bessere Netflix also gar nicht so antiquitiert.