Sein Nachfolger darf sich in das von ihm gemachte Nest setzen: Helmut Markwort verabschiedet sich in diesem Jahr von dem einst von ihm entwickelten Nachrichtenmagazin "Focus". Nicht jedoch, ohne ein Erbe zu hinterlassen, mit dem er Wolfram Weimers Spielraum als neuem "Focus"-Chefredakteur für die ersten Jahre begrenzt: Mit einem Relaunch des "Focus" vor der Amtsübergabe muss Weimer vorerst mit dem Gerüst arbeiten, was mit der heutigen Ausgabe erstmals am Kiosk liegt. Es ist keine schlechte Arbeitsgrundlage. Aber sie ist festgelegt und ein zweiter Relaunch in kürzester Zeit täte keinem so großen Print-Titel gut.
Und auch wenn Helmut Markwort in der Vergangenheit stets betonte, dass der Relaunch unabhängig von seinem Abschied geplant worden sei - es ist sein Vermächtnis, mit dem er auch dem neuen Chef vorerst noch den Kurs vorgibt - seinen Kurs. Wie sieht dieser Kurs aus? Der neue "Focus" ist keine Revolution. Das Cover lässt nicht einmal erahnen, was im Innenteil renoviert wurde. Deswegen spricht man beim "Focus" auch lieber nicht vom Relaunch. Die Rede ist von den "neuen Seiten". Ein Relaunch, das würde ja so klingen als müsste man etwas korrigieren, was unter Chefredakteur Markwort zu lange versäumt wurde.
Das neue Inhaltsverzeichnis des "Focus"
Stattdessen also eine neue Optik des gleichen Mediums. Und die war auch dringend nötig. Zu sehr war das "moderne Nachrichtenmagazin" in die Jahre gekommen. Die neue Optik ist äußerst gut gelungen. Gewagtes Design ist bei einem Nachrichtenmagazin fehl am Platz. Daher hat man im Rahmen der Möglichkeiten eine sinnvolle, dezente Auffrischung vorgenommen. Schon das Inhaltsverzeichnis präsentiert sich aufgeräumter und eleganter. Nur dass man es dafür über drei Seiten ziehen muss, fördert nicht gerade den eigentlichen Sinn des Hefteinstiegs.