
Die vielleicht skurrilste Viertelstunde des TV-Jahres gab es an diesem Sonntagabend ab 20.15 Uhr. Nur eine Viertelstunde, 15 Minuten, 900 Sekunden blieben den Fernsehsendern Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden und den Zuschauer für sich zu gewinnen, denn ab 20.30 Uhr übertrugen die vier größten deutschen Fernsehsender zusammen mit dem öffentlich-rechtlichen Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix exakt das gleiche Programm: Das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier.
Wie also stimmten die Fernsehsender ihre Zuschauer auf das Duell ein? Im Ersten meldete sich Anne Will mit ihren Gästen aus ihrem Studio für eine Vorschau auf das Duell, Das ZDF mit Bettina Schausten ging direkt aus dem Backstage-Bereich des TV-Duells auf Sendung und RTL positionierte sich vor dem Hotel Adlon am Brandenburger Tor. Nummer 4 in der Runde, Sat.1, schickte Sabine Christiansen und Stefan Aust mit der bislang weitestgehend erfolgsfreien "Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena" auf Sendung.

Einzig bei Christiansen und Aust gab es übrigens keinen eingeblendeten Countdown, der bei den anderen Sendern eine Dramatik aufbaute, die dem dann folgenden Duell nicht wirklich gerecht wurde. Bei RTL versuchte man der folgenden Langeweile ab 20.15 Uhr zunächst mit einer Comedy-artigen Programmierung vorzubeugen. Moderiert von Ilka Eßmüller und Klatschreporterin Frauke Ludowig präsentierten die Kölner ihren Zuschauern Promi-Statements a la "Chartshow" und "Die 10" zu Merkel und Steinmeier. B-Promis sprechen über Merkels Busen - so das Politikverständnis bei RTL.
Fairerweise muss man sagen: Es gab auch Schalten in den Backstage-Bereich des Duells ("Bei Steinmeier gab es Frikadellen") und zu unentschlossenen Jungwählern, die sich für bzw. mit RTL das Duell anschauen. Und doch: Es blieb angesichts der staatstragenden Aufmachung des anschließenden Duells deutlich zu flapsig. Da überraschte Sat.1 mit viel Sachlichkeit. Doch erfolgversprechendend war das bislang ja nicht, wie die letzten Quoten von "Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena" bewiesen haben. Es führt einmal mehr zu der noch nicht gelösten Frage, wie sich Politik im Privatfernsehen erfolgreich verkaufen lässt.