Foto: EndemolEs war doch eigentlich nur ein Pressetermin. Aber der Einzug in den „Big Brother“-Container hinterlässt seine Spuren. Acht Journalisten haben sich darauf eingelassen, einen halben Tag fast unter echten Bedingungen am eigenen Leibe zu erfahren, wie sich die Kandidaten der Reality-Serie fühlen werden. So finden sich Kollegen von Zeitung, Radio, Nachrichtenagentur und Online-Medien am Donnerstag Mittag in Köln Ossendorf ein. Treffpunkt ist das Produktionsgelände. Abgesichert durch Bauzäune und Nato-Stacheldraht. Ein unschöner Anblick beim Betreten des Geländes. Doch mit dem Container präsentiert der Sender an diesem Tag nicht nur sein Projekt, sondern den Journalisten auch sie selbst, wie sich im Laufe des Tages herausstellen wird.

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Im Gästeraum werden die Probanden verkabelt, damit das Publikum auch schön was hören kann. Zwei Dinge sind auf jeden Fall verboten: Das Mikrofon abnehmen oder zuhalten. Darauf wird vor Betreten des Hauses noch einmal deutlich hingewiesen. Muss man nicht erklären, funktioniert ohnehin nicht – man denke an Caroline Beil im Dschungel. Handys, Laptops, Kameras – kurzum: alles womit aufgezeichnet oder mit der Außenwelt kommuniziert werden kann, wird kassiert. „Big Brother“ entscheidet, was raus geht. Zumindest vier Stunden lang. Die anfängliche Gelassenheit hat längst einer leichten Anspannung Platz gemacht, unter der man im Kopf noch einmal durchgeht, wie man die Fäden für sich in der Hand halten will im Container. Um es vorweg zu sagen: Es geht schlichtweg nicht. Dazu ist das Konzept zu perfide, die Atmosphäre zu warm und das Bewusstsein für die Beobachtung zu gering.

 

 

Die Journallie setzt sich in Bewegung. Man läuft über das Gelände, vorbei an Containern auf der anderen Seite des Gitters, in denen das Team sitzt und Fernsehunterhaltung machen will aus dem, was im Studio mit der Musterhaus-Atmosphäre aus dem „Hipper Wohnen“-Prospekt passieren wird. Trostlos sieht es aus – so wie es auf Studiogeländen hinter den Kulissen an einem nieseligen Februarmorgen halt aussieht. Klar, was man nicht im Fernsehen sieht, muss nicht schön sein. Es scheint aber die heimliche Abspache von Studiobetreibern zu geben, dass es – um einen Kontrast zur Glitzerwelt der Programme zu setzen – extra deprimierend wirken soll, vielleicht, damit die Freude beim Eintritt ins Studio um so größer wird.

Foto: EndemolUnd plötzlich steht man in einem Raum, der auf skurrile Weise schön ist, kuschelig und warm. – Man ist wohl drin. Ratlosigkeit. Wann geht es los? Es dauert ein Weilchen bis die Gruppe realisiert: Es geht nicht los – es läuft schon längst. Keine Fanfare wie bei „Wer wird Millionar?“, kein Blinklicht und vor allem: Keine Handlungsanweisung. Ein nahtloser Übergang in den Kosmos von „Big Brother“. So gibt es auch keine Gelegenheit zu sagen: Jetzt ist es ernst. Keine Chance, umzuschalten, um der zu sein, der man vor der Kamera sein will, sondern man bleibt der, der man ist. Im Rahmen versteht sich. Man bleibt auf jeden Fall Journalist. Nach einem ersten kurzen Rundgang durch die 150 Quadratmeter Wohnfläche des Hauses landet man schließlich am Kühlschrank und greift tüchtig zu. Pressetermin eben. Die Kameras werden scherzend bewusst ignoriert.

Zu sehen gibt es im Haus erstmal eine Menge. Eine Salon-Küche, edel aber geschmacklos in der Farbe: Blau-Metallic. Daneben ein großer Esstisch mit futuristischen Sitzmöbeln. Alles ganz schön retro. Sieht so aus, wie man sich den Besprechungsraum auf dem Raumschiff Orion vorstellt. Ein Eindruck, der haften bleibt, denn der schlauchige Übergang zum Schlafbereich ist ganz in weiß gehalten und mit Kissen an den Wänden versehen – irgendwie so etwas zwischen Enterprise und Gummizelle. Zum Schlafen dann hat man die Wahl zwischen Liegewiese im rechten Raum und richtigen Betten im linken. Beim ersten Blick wird klar, welche Entwicklungen die Produktion wohl gut fände. Acht der Bewohner müssen sich ihr Bett auf einer Breite von gefühlten 1,40 Meter mit einem Kollegen teilen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass gerne gekuschelt werde, erklärt Executive Producerin Pamela Müller nach dem Probewohnen.