Foto: Spiegel VerlagsgruppeIn diesen Tagen feiert das Magazin „Der Spiegel“ seinen sechzigsten Geburtstag und die Medienlandschaft ist sich uneins, was aus dem „Sturmgeschütz der Demokratie“, wie der Gründer Rudolf Augstein sein Blatt gerne sah, geworden ist. Einig sind sich die meisten, die sich öffentlich zum Jubiläum äußern: Die Bedeutung in der politischen und medialen Szene, die dem Blatt zu Zeiten von Flick-Affäre und Barschel-Skandal einst zugesprochen wurde, hat es nicht mehr. „Klar muss es den ‚Spiegel’ geben (bis er hundert Jahre alt wird). Aber muss man ihn auch lesen? Man kann. Mal ja, mal nein. Das ist heutzutage schon viel“, schreibt der ehemalige Redenschreiber von Willy Brandt und Ex-ZDF-Korrespondent Klaus Harpprecht in der „Süddeutschen Zeitung“.

Dabei hat der „Spiegel“ in seinen Blütejahren die deutsche Geschichte zu Weilen mitgeprägt. Zum Beispiel durch die so genannte „Spiegel-Affäre“, als die Bundesregierung 1962 wegen einer Enthüllungsgeschichte über die desolate Verfassung der Bundeswehr die Redaktionsräume durchsuchen und Redakteure verhaften ließ.

Je nachdem, von welcher Seite man schaut, gibt es zwei Hauptverantwortliche für den Verlust von Themen- und Deutungshoheit des Blattes. Einer davon ist der Lauf der Zeit. Als „geschwätzig“ hat die Tochter des Blattgründers Franziska Augstein den „Spiegel“ vor etwas mehr als einem Jahr bezeichnet. Politische Themen würden vernachlässigt, äußerte sie ihren Unmut. Der ehemalige Bonn-Korrespondent und Intendant des WDR, Friedrich Nowottny, sieht das gelassen: „Geschwätzig, na gut, wir leben in einer geschwätzigen Zeit“, sagte er im Deutschlandfunk. Man müsse beim „Spiegel“ lernen, herauszufinden, was man lesen müsse und was nicht.
 
 
Auch Uwe Kammann, Direktor des Adolf Grimme Instituts, ist der Ansicht, dass sich im „Spiegel“ ein allgemeiner Trend niederschlage. „Das Leitmedium, so wie man das früher mal formuliert hat, kann es heute so gar nicht mehr geben. Dafür ist die Vielfalt zu groß geworden“, sagte er im Deutschlandfunk. So werde der Wettbewerb der publizistischen Produkte immer größer, alle wollten exklusive Themen und die Gesellschaft teile sich auf in viele kleine Themen.

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Dass der Fisch vom Kopf her stinke, ist eine der Ursachen für die Entwicklung des „Spiegel“, die Franziska Augstein sieht. Damit meint sie den amtierenden Chefredakteur Stefan Aust. Seit 1994 ist Aust Chef des Blattes. „Ich mag ihn nicht, weil ich ihm die Hauptschuld gebe an der Mainstream-Oberflächlichkeit dieser ehemals für mich so wichtigen demokratischen Medieninstitution 'Spiegel'“, schreibt Oliver Hein-Behrens im Internetmagazin „medienhandbuch.de“. Einen Wendepunkt in der Berichterstattung sieht Hein-Behrens in den Zeiten des Jugoslawienkonflikts gegen Ende der neunziger Jahre.