Foto: Spiegel Verlag"Der Spiegel, der mir zu früheren Zeiten immer durch eigenständige, seriös recherchierte Fakten eine Meinungsbildung ermöglichte, ließ mich erstmals allein und präsentierte in TV-medialer Manier lieber häppchenweise Emotionen statt unabhängiger Ratio. Das änderte sich leider in meinen Augen unter Aust bis heute nicht mehr", so Hein-Behrens. So wird auch vielfach der Stil des „Spiegel“ kritisiert, der seine Geschichten mit szenischen Abläufen und Anekdoten spickt, so dass beim Leser der Eindruck entsteht, er wäre dabei.

„Als Chefredakteur von Deutschland hat es Aust nicht leicht. Es ist praktisch eine politische Funktion, ein bisschen so wie die des Innenministers“, frotzelte Oliver Gehrs in seiner nicht autorisierten Aust-Biografie „Der Spiegel-Komplex“ im Jahr 2005. Gehrs berichtet in seinem Buch – nicht ohne Häme – über Wege und Wirken Austs (Bild). Dafür sprach er mit zahlreichen Spiegel-Redakteuren und Weggefährten. Der Spiegel-Chef allerdings weist ausdrücklich darauf hin, dass das Buch ohne seine Mitarbeit entstanden sei.

Auch für seine Art, den Spiegel zu führen, steht Aust immer wieder in der Kritik. So lasse er inhaltlich nur gelten, was seiner Meinung entspräche – egal was die Fakten sagten, führen Kritiker an. So kündigte zum Beispiel Redakteur Harald Schumann im Frühjahr 2004 seinen Posten, nachdem eine Geschichte über Windenergie von der Chefredaktion mit zum Teil fadenscheinigen Argumenten kassiert wurde. Der Artikel erschien später dennoch - allerdings in der "Netzeitung".
 
 
Der Vertrag Austs läuft noch bis 2010. Eine vorzeitige Option zur Kündigung haben sich die Gesellschafter jedoch gesichert. Überhaupt sorgte der „Spiegel“ mit seinen inneren Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten immer wieder für Schlagzeilen. Es geht um bedeutsame Personalentscheidungen, die richtungweisend für den Verlag sind und eine Abgrenzung von den alten Zeiten unter Augstein darstellen. Die Geschäftsführung der Mitarbeiter KG, die im Besitz der Spiegel-Belegschaft ist und der 50,5 Prozent des Verlages gehören, hat den Geschäftsführer der Spiegel-Gruppe und Augstein-Weggefährten Karl Dietrich Seikel von seinem Posten entfernt.
 
Sein Nachfolger ist Mario Frank, ein Verleger moderneren Typs. Eine Entscheidung, die im Haus nicht unumstritten ist. Im Februar wählt die Mitarbeiter KG eine neue Geschäftsführung und erst kürzlich sorgte die Kandidatur des Hauptstadt-Redakteurs Gabor Steingart um einen Posten in der KG-Führung für Schlagzeilen. Man munkelt, dass er sich in Stellung bringt, um Austs Nachfolge als Chefredakteur anzutreten.