Foto: DWDLSo strategisch wie der Weg der Kölner war, so sehr ist der Erfolg der ProSieben Lifestylemarke „We love“ von Zufällen geprägt. Angefangen hatte alles damit, dass der Sender sein Image verändern wollte. Zu wenig emotional erschien den Münchnern der alte Claim „Entertainment XXL“. Mit dem Start der neuen Kampagne „We love to entertain you“ stattete man auch einige Moderatorinnen mit entsprechenden T-Shirts aus. Zur großen Überraschung des Senders wollten die Zuschauer die T-Shirts von sich aus kaufen.

Sukzessive wurde die neue Marke ausgebaut. Zunächst warf man eine komplette Kollektion auf den Markt, brandete Events und begab sich schließlich zusätzlich in die Bereiche Mobile Entertainment, Reisen und Musikkooperation. Inzwischen macht ProSieben mit der Marke "We love" Umsätze im Millionenbereich.

Das hat auch Vox geschafft. Allerdings nicht mit dem Ausbau einer Sendermarke, sondern mit einem einzigen Format. Seit Tim Mälzer für den Sender der RTL-Familie publikumswirksam kocht, kooperieren die Kölner mit anderen Unternehmen des Bertelsmann-Konzerns, wie zum Beispiel mit dem Verlag Gruner & Jahr. Gemeinsam brachte man ein Spin-Off der Zeitschrift "Essen & Trinken" heraus, die ganz im Stile von Mälzers lebendiger Küche gehalten war. Hohe Auflagen waren das Ergebnis.
 


Bücher, DVDs, Küchenuntensilien und Backwaren: Die Liste der Mälzer-Produkte wird immer länger und ein Ende ist nicht in Sicht. Neben der starken Persönlichkeit von Mälzer führt Martina Beutner, Marketingleiterin bei Vox, die Ausnutzung der vielen Synergien, die ein Konzern wie Bertelsmann ermöglicht. Keine leichte Übung in großen Häusern, die viele Aktivitäten und Interessen unter einen Hut bringt.

Die Veranstaltung im Mediapark führte einige interessante Beispiele an, auf welchen Wegen die Sender sich weitere Erlösquellen erschließen kann. Fraglich bleibt, wie lange die heute unter "sonstige Erlöse" geführten Einnahmen noch eine Randerscheinung bleiben. Im Radio gibt es bereits Modelle, die einen Paradigmenwechsel andeuten. So rief zum Beispiel das Musiklabel Motor einen eigenen Radiosender ins Leben, einzig mit dem Ziel, dadurch die Verkäufe in seinem Online-Musicstore anzukurbeln. In diesem Fall eine wohl unbedenkliche Entwicklung. Doch sollte sich diese Entwicklung festigen - und davon ist auszugehen - wird die Wertschöpfungskette sicherlich auch massive Auswirkungen auf Programme und Inhalte haben.