Wie wichtig ist die Vermarktung von Online-Bewegtbild-Inhalten inzwischen im Vergleich zur klassischen TV-Vermarktung?

Thomas Wagner© SevenOne Media
Thomas Wagner, SevenOne Media: "Im Grunde sprechen wir hier nicht von zwei unterschiedlichen Dingen. Aus mehreren Gesichtspunkten: Zum einen wachsen TV und Digital immer stärker zusammen – der Markterfolg für unsere Addressable-TV-Formate unterstreicht das. Hier haben wir den Nerv der Werbekunden getroffen – die Kampagnenzahl des gesamten Vorjahres werden wir bereits jetzt im Sommer übertroffen haben. . Darüber hinaus setzen Werbekunden zunehmend auch auf crossmediales Storytelling und integrierte Kampagnen, die beispielsweise unsere SevenOne AdFactory für Kunden maßgeschneidert umsetzt. Dabei spielt TV als Medium für schnellen Reichweitenaufbau selbstverständlich immer eine zentrale Rolle. Ergänzt um Content Marketing, Social Media, Testimonials und vieles mehr."

Thorsten Braun, Disneymedia+: "Die Bedeutung von Online-Bewegtbild hat in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt, vor allem bei jüngeren Zielgruppen. Bei Disneymedia+ profitieren wir von dieser Entwicklung, da wir mit unseren Inhalten schon lange auf allen relevanten digitalen Plattformen präsent sind. Über unsere App, unsere verschiedenen YouTube-Channels oder Website-Angebote bieten wir Kids und Teenagern zahlreiche Zugangsmöglichkeiten zur Welt von Disney, wovon wir auch in der Vermarktung profitieren. Aber all dies sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anziehungskraft des klassischen Fernsehens unverändert hoch ist. Und daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern."

Franjo Martinovic, Visoon: "Fakt ist: TV ist nach wie vor in jeglichen Kampagnenplanungen ein absolutes Must-have in punkto schnellem und präzisem Reichweitenaufbau. Aber die Entwicklung geht weiter in Richtung Bewegtbild und Multiscreen. TV und Online-Video bedingen sich symbiotisch und diese Wechselbeziehung wird sich künftig noch weiter intensivieren. Für uns ist unser Name Visoon Video Impact dabei Programm und daher haben wir von Anfang an auch unseren Vermarktungsansatz konsequent auf die Entwicklung zum Video ausgerichtet:  Video all-in-one und das plattformunabhängig."

Martin Michel und Thomas Deissenberger© Sky
Martin Michel und Thomas Deissenberger, Sky Media: "Die Bedeutung von Online-Bewegtbild-Inhalten für die Vermarktung nimmt eindeutig zu. In den Umsätzen können wir hier bereits ein Wachstum ablesen, das der zunehmenden Nutzung unserer OTT-Angebote bei Sky entspricht."

 

Andreas Kösling, El Cartel Media: "Das ist sehr wichtig, weil wir inzwischen in der Lage sind, wirklich 360 Grad zu vermarkten. Alles aus einer Hand ist bei uns Realität wie bei keiner anderen Mediengattung. El Cartel Media bietet als erster TV-Vermarkter über HbbTV adressierbare Bewegtbildwerbung an. Dazu kommen unsere weiteren Online- und Mobile-Kanäle. Das heißt: Neben Reichweite und Branding kann TV jetzt auch Targeting. Ein sicheres Umfeld für Markenartikler garantieren wir eh. Ich schaue sehr optimistisch in die Zukunft."

Matthias Dang, IP Deutschland: "Man kann die beiden nicht voneinander getrennt betrachten, im Total Video-Universum garantiert das lineare TV die große Reichweite und Onlinevideo ergänzt durch zielgruppenspezifische Ausspielung – gerade die Kombination ist unschlagbar wirkungsvoll."

Matthias Nieswandt, Servus TV: "Die Vermarktung von Online-Bewegtbild-Inhalten wird wichtiger, vor allem im Hinblick auf die jungen Zielgruppen. Allerdings ist es ein Trugschluss, nur noch auf die digitalen Kanäle setzen zu wollen. Lineares Broadcast TV hat immer noch – auch bei den jungen Menschen – hohe Nutzungszahlen und ist unverzichtbar in der Mediaplanung. Die Nachfrage nach Werbeumfeldern im TV ist ungebrochen hoch, der Netto TV Werbemarkt wächst 2017 erneut signifikant."

Patrick Fischer, Sport1 Media: "Die Relevanz von Online-Bewegtbild hat extrem zugenommen – unsere User nutzen neben den Videos auch immer mehr die angebotenen Livestreams. Mit den steigenden Nutzungszahlen steigt entsprechend auch die Bedeutung für die Vermarktung, auch wenn die TV-Vermarktung nach wie vor den Hauptanteil trägt."

ARD und ZDF ist Werbung online verboten - sehen die Vermarkter der Öffentlich-Rechtlichen darin einen Nachteil?

Uwe Esser, AS&S: "Die rechtlichen Vorgaben beschneiden unsere Dynamik und unsere unternehmerische Phantasie, das ist gar keine Frage. Die AS&S kann als Public-Private-Vermarkter allerdings an der einen oder anderen Stelle Neugeschäft erschließen, das anderen im Markt verschlossen bleibt. Stichwort: Mainstream-Media. Aber es ist gar keine Frage: Dass in der aktuellen Situation Unternehmen mit öffentlich-rechtlichem Content auf digitalen Plattformen Werbeerlöse erzielen, die dem Beitragszahler im Rahmen der Mischfinanzierung entgehen, ist ein Sachverhalt, für den ich mir als Vermarkter eine andere Lösung wünschte."

Hans-Joachim Strauch© ZDF
Hans-Joachim Strauch, ZDF-Werbefernsehen: "Nein. Werbespots in Online-Medien werden von vielen Rezipienten abgelehnt. Außerdem differiert die Rezeptionsqualität aufgrund der unterschiedlichen Nutzungstechnik. Fullscreen-TV-Werbung wirkt auf den Zuschauer qualitativ hochwertiger als Online-Werbung in einem Video-Fenster auf Laptop oder Tablet. Die Mehrzahl des Online-Contents ist wenig wertig."