Er ist nicht der Mann der großen Worte, aber der schnellen Taten: Seit Sky-Vorstandschef Brian Sullivan sein Amt angetreten hat, wurde aus dem früher eher reaktionären PayTV-Anbieter ein Treiber der TV-Innovationen. Sky Go, Sky+ und Sky Anytime wurden eingeführt, der HD-Ausbau energisch vorangetrieben. Noch immer wirkt Sky recht progressiv, kann sich unter den Anbietern von linearen TV-Angeboten berechtigterweise mit der sinnvollsten Verlängerung in den Vido-on-Demand-Markt (VoD) brüsten - und tut das auch sehr gerne. Die Frage ist nur: Wie lange noch? Es ist beinahe bitter: Gerade jetzt, wo Sky auf dem richtigen Weg ist, das traditionelle Geschäftsmodell PayTV profitabel zu machen, wird ein anderer Markt endlich erwachsen und wird dem klassischen PayTV zunehmend zur Konkurrenz: VoD-Dienste gibt es zwar genau genommen bereits seit vielen Jahren. Angebote wie Maxdome von ProSiebenSat.1 (und ehemals 1&1) sowie Videoload von der Telekom sind schon lange aktiv.
Doch erst das „New Golden Age of Television“ brachte Fantasie in den Markt. Der Aufstieg der Fernsehserie zum höchsten TV-Kulturgut hat Perspektiven verschoben: Galten VoD-Plattformen noch vor wenigen Jahren ausschließlich als Konkurrenz für den DVD- oder Bluray-Markt und wurden von Fernsehsendern als Library-Angebote abgetan, so änderten Eigenproduktionen von US-Portalen wie Netflix, aber auch Amazon, den Blickwinkel. Aus rein technischen Plattformen werden Inhalte-Produzenten. Damit ist auch die letzte Mauer eingerissen, hinter der sich Veranstalter linearer TV-Programme bislang versteckten: Das Argument, dass nur sie selbst originäres Programm beitragen während andere nur weiter verwerten. Noch gilt das wohlgemerkt nur für US-amerikanische Anbieter, die im Falle von Netflix noch gar nicht in Deutschland aktiv sind und vermutlich sobald auch nicht kommen werden. Das kann Sky ein wenig trösten.
Die Spekulationen über einen baldigen Markteintritt von Netflix in Deutschland übersehen meist einen wesentlichen Aspekt: Die Rechte an den eigenproduzierten Serien, die den jüngsten Ruhm von Netflix auslösten, wurden im deutschen Markt bereits an Fernsehsender verkauft. Netflix müsste also ohne dem starten, was sie gerade so berühmt macht. Ein weiteres VoD-Portal mit Hollywood-Filmen - es wäre kein Alleinstellungsmerkmal. Doch in der Netflix-Falle sitzt Sky trotzdem schon jetzt. Und das geht weit über die Feststellung hinaus, dass man sich beim Dauerthema fiktionale Eigenproduktion von VoD-Anbietern überholen lässt. Der Kern des Problems liegt woanders: Auch wenn Netflix noch nicht auf dem deutschen Markt aktiv ist, so hat der US-Anbieter eine aggressive Preismarke gesetzt, die inzwischen in Deutschland adaptiert wurde. In den USA gibt es Netflix ab 7,99 Dollar - also für deutlich unter 10 Dollar und weit unter den Kosten eines einzigen Kinotickets.