Wenn über den Axel Springer Verlag geschrieben wird, dann meist nur über seine Zeitungen, Zeitschriften und Online-Aktivitäten. Am heutigen Mittwoch jedoch wird in Berlin Fernsehen gefeiert. Schwartzkopff TV, seit 1999 eine hundertprozentige Tochter des Verlagshauses, feiert ihr 20-jähriges Firmenjubiläum. Und anders als beim 15-jährigen Jubiläum 2008 kann das Team um Geschäftsführer Karsten Roeder diesmal seinen zweiten Frühling feiern: Dank "The Voice of Germany" und "The Voice Kids" hat  Schwartzkopff TV - mit Hilfe von John de Mols Talpa - nach schwierigeren Jahren wieder einen festen Platz in der ersten Liga deutscher Fernsehproduzenten gesichert.



Die Liste der Gratulanten zum Jubiläum ist lang und prominent: Man kann ohne Zweifel behaupten, dass kaum keine andere Produktionsfirma insbesondere in ihren jungen Jahren Ende der 90er und Anfang der 2000er so viele Köpfe aufgebaut hat, die teilweise noch bis heute maßgeblich das deutsche Fernsehen prägen. So produzierte die Springer-Tochter von 1998 bis 200 insgesamt 536 Folgen von Jörg Pilawas Daily-Talk und 821 Ausgaben von Sonja Zietlows Daily-Talk für Sat.1. Zuvor produzierte man schon 380 Sendungen des Daily-Talks von Johannes B. Kerner.

Es war genau mitten in diesem Boom des Daily-Talks als Axel Springer die Produktionsfirma übernahm. Mit Franklin bei Sat.1 und Andreas Türck bei ProSieben hatte man noch weitere tägliche Formate im Rennen, die Schwartzkopff TV eine sehr komfortable Position im Markt garantierten. Die Zugehörigkeit zum Verlag sicherte der Produktionsfirma auch zwei große Gala-Aufträge: Seit 2001 produziert man die Spenden-Gala "Ein Herz für Kinder", für die sich die "Bild"-Zeitung stark macht. Und auch die Preisverleihung der "Goldenen Kamera" von Hörzu produziert Schwartzkopff. Das Schicksal dieser Veranstaltung ist nach dem Verkauf der "Hörzu" an die Funke Mediengruppe jedoch noch ungewiss.

Doch das ist eine begrenzte Ungewissheit mit der Schwartzkopff TV heute leben kann. Die Partystimmung in Berlin wird das nicht schmälern. Schlimmer waren die Jahre in denen eine tägliche Talkshow nach der anderen ausgetauscht wurde. Der plötzliche Boom der Gerichtsshows ließ den Daily-Talk alt aussehen. Und wenige Jahre später brach auch mit der Volksmusik ein weiteres Standbein weg. Hier war Schwartzkopff TV sehr aktiv, etwa von 2004 bis 2007 mit der Produktion der "Lustigen Musikanten" und "Liebesgrüße mit Marianne & Michael" für das ZDF. Das traf auch Geschäftsführer Roeder, persönlich ein brennender Verfechter von Volksmusik und Schlager.

"Es gibt zu wenig glaubwürdigen Nachwuchs", beklagte Karsten Roeder Anfang 2007 gegenüber DWDL.de. Eine Helene Fischer, die mit einigen anderen wenig später den Image-Wandel der deutschsprachigen Musik zwischen Schlager und Volksmusik geschafft hat. So war das Unternehmen bei seinem 5. Geburtstag 2008 auf Sinnsuche. An einzelnen Aufträgen mangelte es nicht, da gab es Sendungen wie "5 gegen 100" oder "Die Fast Food Show"" und dank gesetzten jährlichen Veranstaltungen gab es auch Eckpfeiler, aber in Produzenten-Rankings fiel Schwartzkopff TV auf die hinteren Plätze. Auch weil neue Ideen von den Sendern zwar grundsätzlich gefordert würden, aber selten unterstützt und umgesetzt.