Woran denken Sie, wenn Sie das Wort Service in Kombination mit Fernsehen hören? Vermutlich an angestaubte Sendungen, in denen Oma erzählt, wie Kohlrouladen am schmackhaftesten werden oder welches Hausmittelchen am effektivsten ist, um böse Flecken aus dem feinen Fummel zu entfernen. Sendungen nach diesem Strickmuster gibt es auch heute noch. Das "ARD-Buffet" etwa ist ein solches Format. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, doch wirklich modern ist eben etwas anderes. Doch irgendwann kommt der Moment, an dem Veränderungen her müssen. An diesem Punkt war die WDR-"Servicezeit" vor mehr als zwei Jahren angekommen. "Wir sind vom Erzählstil viel zeitgemäßer und moderner geworden", erzählt Irmela Hannover, die als Stellvertreterin von Karl Mertes die Sendungen der Programmgruppe Service & Ratgeber mit verantwortet, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de.

Hannover ist für die Sendung mit verantwortlich, die allabendlich im Vorabendprogramm des WDR Fernsehens zu sehen ist und sich inzwischen deutlich gewandelt hat. Das liegt nicht ausschließlich an einer veränderten Erzählweise, sondern auch an den Köpfen der Sendung. "Die Gesichter sind unser wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Ratgeber-Sendungen. Die 'Servicezeit' gibt es schon sehr lange, doch bisher war es uns nicht so recht gelungen, unsere Moderatoren bekannt zu machen." Im Jahr 2010 begann man deshalb, massive Veränderungen herbeizuführen. "Mit Yvonne Willicks und Dieter Könnes haben wir das geschafft - schon alleine, weil sie markante Persönlichkeiten sind. Die beiden steuern sozusagen unsere Sendung gemeinsam mit unserem 'Vorkoster' Björn Freitag und weiteren Beifahrern", so Hannover.

"Als wir uns neu aufgestellt haben, haben wir den klassischen Moderatoren-Begriff in Frage gestellt. Wir wollten keinen Ansager für fünf oder sechs Beiträge, sondern Menschen, die das, wofür wir in der Redaktion stehen, glaubwürdig verkörpern", erinnert sich Hannovers Kollege Jörg Gaensel, der ebenfalls für die Sendung arbeitet. "Unsere sechs, sieben wichtigsten Servicezeit-Experten sind sozusagen Markenbotschafter - und diesen Weg wollen wir nun kontinuierlich ausbauen." Es sei ein "völlig normaler Prozess, Moderatoren regelmäßig zu hinterfragen", sagt Gaensel - wohl wissend, dass das den früheren Präsentatoren der Sendung kaum gefallen wird. Ausgangspunkt für die Veränderungen waren allerdings Umfragen, die der WDR einst durchführte, um festzustellen, wie populär die sendereigenen Gesichter sind. Hannover: "Da wurden Ranga Yogeshwar oder Bettina Böttinger genannt - aber dann kam erst mal seitenlang gar nichts. Unsere Gesichter waren damals nicht bekannt."

Nun steht neben dem Journalisten Dieter Könnes vor allem die Haushaltsexpertin Yvonne Willicks im Mittelpunkt, die einst schon mal in Sat.1 eine eigene Sendung hatte und schließlich im WDR Fernsehen mit dem "Großen Haushaltscheck" zur besten Sendezeit Erfolge feierte. Mit ihnen will man gegen das betuliche Image ankämpfen, das Serviceformaten im Fernsehen mitunter anhaftet. Doch den WDR-Machern ist bewusst, dass man die ganz jungen Zuschauer trotz aller Bemühungen nur schwer erreichen kann. "Die ganz Jungen kriegen wir nur schwer, weil die Unter-30-Jährigen eher selten WDR Fernsehen gucken. Da sind wir nicht mehr im Relevant Set, da müssen wir uns nichts vormachen", erzählt Jörg Gaensel. Doch frustriert wirken er und Irmela Hannover deshalb nicht.