Besonders irritiert zeigt sich Schmidt über einige Reaktionen von Schauspielern und Filmproduzenten: „Viele Filmschaffende haben sich über mich echauffiert, weil sie die Zukunft der Fiction im TV in Gefahr sehen. Allerdings frage ich: Ist die Zukunft wie sie sich heute abzeichnet denn wirklich so rosig? In den Neunzigern bis Anfang der 2000er Jahre gab es bei den großen Privatsendern fast an jedem Abend in der Prime-Time eigenproduzierte Fiction. RTL, SAT 1 und Pro 7 haben zeitweise insgesamt 60 – 80 TV Movies pro Jahr produzieren lassen, hinzu kamen Drama-Serien. Diese Formate sind bis auf wenige Ausnahmen fast komplett aus den Programmen verdrängt, wofür auch die hohen Kosten im Fictionbereich verantwortlich sind. Deshalb kann meiner Meinung nach eine Weiterentwicklung von Fiction auch eine Chance sein, das Überleben dieses Genres im TV zu sichern. Daher rührt meine Aussage, dass, wenn es gelingt, Dramaserien mit deutlich geringeren Budgets herzustellen, dies neue Sendeplätze für die Fiction schaffen kann - was wiederum gut wäre für die gesamte Produzentenlandschaft.“

 

Zum Thema Scripted Reality vs. Fiction stellt Frank Schmidt klar: „Natürlich muss Fiction anders aussehen als Scripted Reality. Man kann natürlich nicht im Look von Scripted Reality eine Serie herstellen und dann behaupten: Das ist jetzt Fiction. Aber das hat auch keiner behauptet. Ich habe lediglich gesagt, dass wir unser durch die Scripted Reality gewonnenes Know-How teilweise auf die Fiction übertragen wollen. So können die Produktionsstrukturen schlanker  werden. Natürlich muss man bei einer Fiction Produktion dann Schauspieler einbinden, die in der Lage sind die emotionalen Entwicklungen der Charaktere darzustellen. Ich möchte aber generell einmal eine Lanze für eine schauspielende Putzfrau brechen. Was ist daran verkehrt? Schauspiel ist bei dem einen Handwerk und bei dem anderen Talent. Und Talent darf doch bitte jeder haben! Generell arbeite ich auch bei unseren gescripteten Serien mit vielen ausgebildeten Schauspielern zusammen und habe festgestellt, dass eine gestempelte Ausbildung leider kein Garant für gutes Schauspiel ist.“

Die Aufregung um Scripted Reality vergleicht der Kölner TV-Produzent mit der früheren Aufregung als Soaps und RealityTV eingeführt wurden: „Medien verändern sich und wer stehen bleibt, verschwindet früher oder später von der Bildfläche. Zuletzt wurde der Niedergang des Abendlandes und das Ende deutscher Hochkultur beklagt als „Berlin Tag & Nacht“ startete. Letztlich handelt es sich dabei aber um nichts weiter eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Soapgenres.“ Völlig überrascht wurde Schmidt von den teilweise heftigen Reaktionen auf das Interview aus der Fernsehbranche selbst. Am Mittwochabend sagt er zu DWDL.de: „Insgesamt scheint sich jedoch in der Branche so viel Frust angestaut zu haben, dass dieser sich dringend in den teilweise beleidigenden Kommentaren entladen musste. Wenn ich da etwas zum Seelenfrieden der Kollegen beitragen konnte, freut mich das natürlich.“ Fazit: Ein Ende wird die Debatte trotz seiner einordnenden Worte vermutlich noch nicht gefunden haben. In diesem Punkt wird ihm garantiert jeder zustimmen: Es hat sich in der Tat viel Frust in der Produzentenbranche aufgestaut.

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