Noch nie hat die Fernsehbranche so aufgeregt und öffentlich über Budgets, Genres und Produktionsweisen - letztlich die Zukunft des Mediums Fernsehen - diskutiert, wie nach dem DWDL.de-Interview mit Frank Schmidt. 62.000 Leser in zweieinhalb Tagen bei DWDL.de allein, hunderte Kommentare hier sowie diverse Zeitungsberichte über die Aussagen brachten die Gemüter der Branche und derer, die Fernsehen schauen, in Wallung. Doch in vielen Punkten fühlt sich Schmidt, Chef der Produktionsfirma Blueprint, falsch interpretiert und auch von uns nicht in den richtigen Kontext gesetzt. Am Mittwoch suchte er nochmals das Gespräch mit DWDL.de, erklärte seine Positionen nochmals und legte bei der Gelegenheit gleich nach.

„Den Vorwurf des Preisdumpings weise ich deutlich von mir. Ich bezahle meine Angestellten und die für mich freiberuflich tätigen Mitarbeiter anständig. Ich kalkuliere meine Projekte so, dass ich sie im Hinblick auf das von den auftraggebenden Sendern erwartete Production Value optimal umsetzen kann. Natürlich würde ich mir wie alle Produzenten ein höheres Budget wünschen, kenne aber die reale Schmerzgrenze, bei der nun einmal jeder Sender lieber ganz auf das jeweilige Programm verzichtet“, erklärt Schmidt: „Meine Aussagen dann im nachfolgenden DWDL-Artikel in den Zusammenhang des Preisdumpings im Segment Doku/Reality zu rücken, ist daher einfach nicht korrekt. Meine Aussage „Fiction geht auch für die Hälfte“ bezieht sich – wie ich es auch formuliert habe – nur auf die Fiction, und nicht auf Scripted Reality, Reality, Studioshows oder was auch immer. Daher befremdet mich auch der Kommentar von Frau Fahrenkrog-Petersen, die selber keine Fiction produziert, sehr.  Die Halbierung eines Doku-Budgets hat hier niemand in Erwägung gezogen. Darüber hinaus den Zusammenhang von meinen Aussagen zu den persönlichen Schicksalen anderer Produzenten herzustellen, empfinde ich als bösartige Unterstellung."

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"Dass diese Unterstellung unkommentiert im meinem Interview nachfolgenden DWDL-Artikel wiederholt und sogar noch um Namen ergänzt wird, spricht meiner Meinung nach nicht für den Stil von DWDL", so Schmidt. Wir nennen die Einordnung eines Kommentars von Frau Fahrenkrog-Petersen hingegen journalistische Pflicht. Es gehe ihm lediglich um eine Verschlankung der Produktionsstrukturen im Fictionbereich, sagt Schmidt: „Wenn sich manche darunter nur vorstellen können, dass man die Arbeit von Praktikanten erledigen lässt, dann wundere ich mich schon, dass solch erfahrene Fiction-Produzenten keine anderen Einsparmöglichkeiten erkennen. Ohnehin habe er nichts Neues ausgesprochen: „Da ist eine Entwicklung in Gang, die weder von mir angetreten noch vor mir gefordert wurde.“ Und dass Fiction in jeder Preisklasse zu haben ist, sei schließlich keine Neuigkeit. „Egal ob Kino oder Fernsehen, schon immer waren Produzenten gezwungen, mit unterschiedlichen Budgets klarzukommen. Ein besonders hohes Budget war leider noch nie ein Garant für Erfolg, genauso wenig wie kleinere Budgets zwangsläufig zu ,Qualitätsverlust‘ führen müssen.“