Hinzu kommen Live-Ticker, aktuelle Ranglisten und zahlreiche Hintergrundinformationen, die sich parallel zu den Übertragungen abrufen lassen - so gesehen ist es ein wahres Mammutprojekt, das ARD und ZDF auf die Beine stellen. "Bis zum Livestream ist es Fernsehen", sagt Gaddum, "aber durch die vielen zusätzlichen Features geht das Angebot weit darüber hinaus." Für das ZDF hat Alexander Pfeiffer in den vergangenen Monaten maßgeblich am Online-Konzept der Mainzer gearbeitet. "Schon im Januar ging die Planung los, in den vergangenen Monaten wurde die Arbeit noch deutlich verstärkt", erzählt er und präsentiert stolz sein Werk, das nur eines nicht soll: Zusammenbrechen. 

"Wir hatten bereits einen Soft-Start", sagt Online-Chef Eckart Gaddum verweist auf die ersten Fußballspiele, die bereits stattgefunden haben. Wirklich spannend wird es aber wohl am Samstag werden, wenn die olympischen Wettbewerbe auf breiter Front starten. Wann das Online-Konzept als Erfolg gewertet wird, möchte er nicht sagen - dafür verweist Gaddum jedoch darauf, dass man schon jetzt wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammle. Wie wichtig das Internet inzwischen geworden ist, zeigt der Vergleich zu den vergangenen Olympischen Spielen. Damals hatten ARD und ZDF noch auf ihre Digitalsender gesetzt, die diesmal zum Leidwesen vieler Zuschauer völlig außen vor bleiben. 

Als Ersatz dafür sieht Gaddum die Online-Angebote aber nicht. Bereits im Mai hatten die Verantwortlichen darauf verwiesen, dass die Übertragungen im Internet günstiger seien als bisher auf den Spartenkanälen. Doch wer möchte, kann sich die sechs Streams sogar auf den Fernseher holen - allerdings lediglich via HbbTV. Darauf ist man auf dem Lerchenberg besonders stolz: "Es ist das erste Mal, dass wir über HbbTV Live-Sendungen anbieten. Das ist ein richtungsweisender Weg", so Gaddum. Allzu viele werden diesen Weg in den kommenden beiden Olympia-Wochen aber freilich nicht nutzen, dafür ist das Angebot bislang hierzulande noch zu wenig verbreitet. 

Immerhin: Ein Anfang ist gemacht. Beachtlich ist diese Art von Fernsehen aber ganz gewiss, weil - ähnlich wie in den Mediatheken - jederzeit zusätzliche Informationen abgerufen werden können. "Da ist für die Zukunft noch viel möglich", ist sich ZDF-Mann Eckart Gaddum sicher. Über eine Airplay-Funktion lassen sich die Streams zusätzlich von Smartphones und Tablets auf den Fernseher bringen. Schon alleine dadurch wird klar: Die Olympia-Übertragungen sind in diesem Jahr in gewisser Weise auch ein Experiment. Nun müssen die Zuschauer das Angebot nur noch annehmen. Abhängig sind die Onliner von ARD und ZDF aber natürlich nicht zuletzt von den Ereignissen in London.

Insgesamt werden beide Sender zusammengenommen mit 480 Leuten vor Ort sein - das sind deutlich weniger als bei den letzten Spielen, als allerdings auch aufgrund der Zeitverschiebung zusätzliche Highlight-Sendungen produziert werden mussten. Und doch sind mehr Fernsehleute auf der Insel als deutsche Sportler. Wer es nicht ganz so ausführlich mag, wird aber auch abseits von ARD und ZDF genügend Informationen zu den Olympischen Spielen erhalten. n-tv setzt mehrmals täglich am Vormittag auf sein "Olympia-Frühstück" mit Birgit von Bentzel und Valeska Homburg, Für N24 berichten Carsten Hädler und Matthias Herreiner ebenfalls häufig aus London, hinzu drei Mal pro Woche mittags ein Olympia-Talk. Norbert Dobeleit spricht darin mit Hoffnungsträgern, Medaillengewinnern und den Enttäuschten über ihre ganz persönlichen Geschichten von den Spielen.