"Let the Games begin": Genau genommen haben die Olympischen Spiele zwar bereits am Mittwoch mit dem Fußballturnier begonnen - doch richtig los geht es erst am Freitagabend, wenn im Olympiastadion in London die Flamme entfacht wird. Dann dürfte langsam, aber sicher auch das Interesse der Fernsehzuschauer ansteigen. Echte Olympia-Fans werden in den kommenden beiden Wochen ganz gewiss auf ihre Kosten kommen. So wandelt sich etwa Eurosport zum kompletten Olympia-Sender: Rund um die Uhr steht das Programm im Zeichen der Wettkämpfe - und wenn gerade mal nicht live gesendet wird, wird das Programm mit Höhepunkten gefüllt.
Ganz ähnlich verhält es sich auch bei den Öffentlich-Rechtlichen: ARD und ZDF senden im Wechsel aus London und kommen an den Übertragungstagen reinen Sportsendern gleich. Abgesehen von kurzen Nachrichten-Unterbrechungen gibt es von Früh bis Spät unzählige Wettbewerbe zu sehen. Spätestens um 9:45 Uhr geht es los, Schluss ist erst um 1 Uhr nachts. Wer alles sehen will, wird sich im Gegensatz zu den Athleten somit kaum bewegen können. 302 Entscheidungen in 26 Sportarten stehen auf dem Plan. Weil viele Wettbewerbe zeitgleich ausgetragen werden, ist es jedoch unmöglich, alles live zu sehen.
Ungleich mehr als in den vergangenen Jahren setzen ARD und ZDF diesmal bei den Olympischen Spielen darauf, die Zuschauer zu ihrem eigenen Programmchef werden zu lassen. Zwar werden, so die Hoffnung der Macher, im jeweiligen Hauptprogramm die wichtigen Momente ausgestrahlt - doch wer sich ein möglichst komplettes Bild machen möchte, muss diesmal ins Netz gehen. Auf bis zu sechs parallelen Live-Streams können die Sportarten verfolgt werden, vier davon sind kommentiert. Einen Unterschied zu den Übertragungen im Ersten und im ZDF gibt es nicht: Sämtliche TV-Kommentatoren werden auch online zum Einsatz kommen.
Beide Sender arbeiten in diesem Punkt eng zusammen. Will heißen: ARD-Kommentatoren sind in der ZDF-Mediathek zu hören und ZDF-Reporter übertragen auch für ARD-Zuschauer. Im Netz spielt es übrigens keinerlei Rolle, welcher Sender gerade im Fernsehen überträgt - beide Sender bieten dauerhaft sämtliche Streams an. Bleibt die Frage, ob es nicht gereicht hätte, die Ressourcen beider Sender für eine gemeinsame Olympia-Mediathek zusammenzulegen. "Das war für uns nie eine Frage", sagt Eckart Gaddum, Leitung Hauptredaktion Neue Medien beim ZDF, im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Die Eigenständigkeit wolle man sich schon bewahren.
Letztlich setzen ARD und ZDF bei ihren Online-Konzepten auf eigene Ansätze - die Fans haben also quasi die Qual der Wahl, welches ihnen davon besser gefällt. Eine Neuerung ist dabei allerdings besonders interessant: Durch ein Timeshift-Verfahren ist es möglich, im laufenden Stream vor- und zurückzuspringen, um verpasste Inhalte anschauen zu können. Durch einen elektronischen Programmführer soll es möglich gemacht werden, dass die Zuschauer keine Entscheidung verpassen - vorausgesetzt, der Chef erlaubt es seinen Mitarbeitern, den Livestream aus London neben der Arbeit laufen zu lassen.