TV-StandorteMünchens Silhouette ist berühmt. Vor allem die Skyline mit der Frauenkirche scheint untrennbar verbunden mit Deutschlands bekanntester Münchner Straße – der "Lindenstraße". Und die steht in Köln. Dafür steht der "Marienhof", der in Köln spielt, in München. Das muss man nicht verstehen, das ist föderales öffentlich-rechtliches Fernsehen. Während die "Lindenstraße" auf dem WDR-eigenen Gelände in Köln-Bocklemünd steht, wird der "Marienhof" auf dem Gelände der Bavaria Film in Geiselgasteig gedreht. Gleiches gilt für die ARD-Endlosserie "Sturm der Liebe".

Beide Produktionen werden vom Bayerischen Rundfunk hergestellt und bilden aufgrund der kontinuierlichen Auslastung die Basis des Studiogeschäfts der Bavaria, die unter anderem WDR und SWR gehört. Mit den weiteren Geschäftsbereichen Produktion, Rechte-Verwertung und DVD-Vermarktung ist das Unternehmen breit aufgestellt.  "Das sind vier Beine, die sich gegenseitig stützen und dem Standort dadurch Stabilität geben", sagt Achim Rohnke (Bild unten), Geschäftsführer der Bavaria Film Gruppe. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Bavaria im Studio-Segment darauf konzentriert, ihre Filmsets weiter auszubauen.
 


Als Alternative zum Münchner Justizpalast wurde eine Gerichtssaal aufgebaut, man hat eine Flugzeugkulisse, zwei bespielbare Straßenzüge ein Polizeirevier und vieles mehr. „Das ist für Produzenten wirtschaftlich, denn ohne die hohen Aufbaukosten tun sich die Kunden leichter, entsprechend komplexe Kulissen auch zu nutzen,“ sagt Rohnke. Der Familienvorteil: Auch die in der Regel niedriger budgetierten Soaps können die Highclass-Dekos tageweise nutzen.

Foto: RadiodayMünchen ist eindeutig ein Standort für die Fiction – das wird jedem spätestens bei einer der Touristenführungen durch die Bavaria Filmstadt klar. Ein Ritt auf dem Glücksdrachen aus der "Unendlichen Geschichte" und ein beengter Durchgang durch "Das Boot" von Wolfgang Petersen waren bereits in den achtziger Jahren – als es noch keine Konkurrenz in Potsdam Babelsberg, Köln-Ossendorf und Berlin-Adlershof gab – die Höhepunkte der Tour. Mittlerweile ist noch Bully Herbigs „(T)Raumschiff Surprise“ als Touristenattraktion hinzugekommen. Dennoch steht das Showsegment in München nicht auf verlorenem Posten.

Im großen industriellen Stil betreibt man das Geschäft bei der Bavaria gerade allerdings nicht. Noch nicht oder nicht mehr – der aktuelle Fernsehtrend geht gerade ohnehin in eine andere Richtung. Aber man läuft sich wieder warm. "Wir haben in unserem großen Showstudio gerade ein neues Foyer gebaut, da rund um die großen Events meist auch eine geeignete Feier-Infrastruktur gefragt ist. Das bieten wir auch für Produkteinführungen großer Unternehmen an", erklärt Achim Rohnke.

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Zudem erwägt man, auch eines der kleineren Studios vorrangig für Shows auszustatten, kündigt Martin Moll, Geschäftsführer des Geschäftsbereiches Bavaria Studios, an. "Auch die Münchner Produzenten haben ein ureigenes Interesse, hier zu produzieren, um nicht reisen zu müssen", sagt er. Und davon gibt es eine Menge: Tresor TV, der Produzent von "Germany's next Topmodel", Shine Deutschland, die mit "Jede Minute zählt" ihren Einstand feierte und viele andere der Showmacher kommen aus München und sind wohl oder übel auch mit einer Dependence in Köln vertreten.

Dort nämlich wird dann doch der Großteil der Shows hergestellt – vor allem langlaufenden Reihen haben hier ihre Sets stehen. Die standen früher auch mal in München. "Ruck Zuck", das späte "Glücksrad", "Geh' auf's Ganze" – als es noch Gameshows gab, hatten Sie im Süden einen festen Stützpunkt. Auch das ZDF, das immer noch viel am Standort Unterföhring produzieren lässt – zum Beispiel „Leute heute“ und „Tabaluga Tivi“ – ist seit Jahrzehnten sehr aktiv in Alpennähe. Und seit nicht allzu langer Zeit ist Sat.1 auch im Süden angekommen – der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 hat seine deutschen Sender unter einem gemeinsamen Dach zusammengeführt und lässt entsprechend vernetzt arbeiten.
 
Lesen Sie auf der folgenden Seite, warum RTL II sein Show-Studio nicht in München hat bauen lassen und warum der Gegensatz Karneval und Wiesn auch für das Fernsehen von Bedeutung ist.