Die Super NannyRTL-Baustelle 2: Die Doku-Delle

Der Mittwochabend entwickelte sich bei RTL in dieser Saison zu einem unerwarteten Problemfall. Nachdem Peter Zwegat mit "Raus aus den Schulden" jahrelang unkaputtbar schien, startete die letzte Staffel plötzlich weit unter Senderschnitt und konnte sich erst zum Ende hin wieder halbwegs berappeln. Von einstigen Höchstwerten ist sie aber noch immer weit entfernt. Zwegats Problem: Ihm fehlt ein verlässlicher Partner. RTL bräuchte dringend ein Format, das schon um 20:15 Uhr für einen guten Start in den Abend sorgen kann. Die "Super Nanny" taugt dafür mit ihren allenfalls mäßigen Quoten schon länger nicht mehr optimal, "Teenager außer Kontrolle" fiel gar völlig durch und die zuletzt noch starken "Ausreißer", die RTL im Sommer in Kürze ungewöhnlicherweise schon ein zweites Mal in diesem Jahr ins Rennen schickt, stehen nur phasenweise zur Verfügung.

An neuen Formaten hat RTL in den letzten Monaten zwar schon einiges ausprobiert, vor allem auch auf dem Experimentier-Sendeplatz am Sonntag-Vorabend, doch überzeugen konnte kaum eine Sendung. "Nachbarschaftsstreit" nicht, "Endlich wieder Arbeit" nicht,  "Adoption" nicht - und "Unterm Hammer" schon gleich nicht. Ob "Süchtig", das in dieser Woche zunächst einmalig getestet wird, die Lösung ist, bleibt abzwarten. Den Montag hat RTL hingegen inzwischen wieder recht gut im Griff, nachdem sich "Vermisst" erholt hat und mit "Bauer sucht Frau" und "Rach - der Restauranttester ohnehin zwei nach wie vor quotenstarke Formate bereitstehen.

Die Oliver Pocher ShowSat.1-Baustelle 3: Das Neueinkaufs-Dilemma

Sat.1 hat zu Beginn dieser Saison kräftig investiert. Johannes B. Kerner wurde geholt, Oliver Pocher wurde geholt, das größte Live-Fußball-Paket, das es im Free-TV jemals gegeben hat, wurde geholt. Doch damit hat sich Sat.1 gleichzeitig auch eine ganze Menge Problem aufgeladen. Die "Oliver Pocher Show" liegt ohne erkennbaren Aufwärtstrend seit Monaten tief im einstelligen Bereich. Hier muss entweder am Konzept oder am Sendeplatz oder an beidem geschraubt werden, denn angesichts der erfolgreichen "Perfekten Minute" taugt die Ausrede "Schwaches Vorprogramm" für die miserablen Quoten seiner Late Night nicht mehr.

Nicht ganz so düster stellt sich die Situation bei "Kerner" dar: Nach dem spektakulären Fehlschlag am Montagabend läuft es für ihn donnerstags besser. Immer wieder gelang zuletzt der Sprung über die 10-Prozent-Marke, wenn auch meist nur im Anschluss an den Fußball. Ohne diese Unterstüztung gab es zuletzt einen neuen Tiefschlag. Und doch: Allgemein zeigt der Pfeil noch nach oben, die Parole dürfte bis auf weiteres also "Durchhalten" lauten. Und der teuer eingekaufte Fußball? Funktionierte im Fall der Europa League am Donnerstagabend erst zum Ende der Saison. Im Herbst lagen die Marktanteile teils sogar unter dem Senderschnitt. Anders bei der Champions League am Mittwoch, die Sat.1 aber vor ein anderes Problem stellt: Läuft Fußball, sind Topquoten sicher - doch in fußball-freien Wochen versagt Sat.1 dort mit seinen Filmen - häufig Thriller oder Katastrophenfilme - meist kläglich. Das Problem: Ein regelmäßiges Format zu etablieren scheint wegen der Fußball-Unterbrechungen fast unmöglich.

Foto: ARDDas Erste-Baustelle: Die Pilawa-Chance

Die größte Herausforderung für ARD-Programmdirektor Volker Herres ist der Vorabend. Die Quotenprobleme um 18:50 Uhr sind fast schon legendär und konnten durch "Das Duell im Ersten" allenfalls gelindert aber nicht gelöst werden. Doch längst hat die Schwächephase aufs umliegende Programm übergegriffen.

Die Soaps "Marienhof" und "Verbotene Liebe" haben in den letzten Jahren deutlich an Zuspruch verloren, "Das Quiz mit Jörg Pilawa" ist bei den um diese Zeit auch für die ARD werberelevanten 14- bis 49-Jährigen schon lange ebenfalls ein Flop und lief auch beim Gesamtpublikum nur noch mau. Insofern ist der Weggang Pilawas für die ARD vor allem auch eine große Chance: Die Chance, den Vorabend ab Herbst komplett neu zu ordnen. Wie mutig sie dabei vorgeht, ist eine der spannenden Fragen der nächsten Monate.

ZDF LogoZDF: Das "Sturm der Liebe"-Problem

Die Situation beim ZDF ist gewissermaßen spiegelverkehrt zu der des Ersten. Während Das Erste am Nachmittag unter anderem mit "Sturm der Liebe" sehr gute Quoten holt und dafür am Vorabend massive Probleme hat, kann das ZDF mit seinen Serien und "heute" am Vorabend punkten und leidet dafür am Nachmittag unter akutem Zuschauermangel, vor allem in der 15 Uhr-Stunde -  und damit eben gegen "Sturm der Liebe".

Während sich die "Küchenschlacht" davor ordentlich schlägt und die Telenovela "Hanna" danach auch über dem Senderschnitt liegt, versagen die regelmäßig wechselnden Zoo-Dokus dazwischen völlig. Aus Quotensicht wenig hilfreich sind dabei auch die langen "heute"-Sendungen, die zur vollen Stunde den Audience Flow unterbrechen. Probleme macht zudem auch das Vormittags- und Mittags-Programm. Die US-Soap "Reich und Schön" ist ebensowenig ein Erfolg, wie die "Hanna"-Wiederholung oder "Drehscheibe Deutschland". Programmchef Thomas Bellut will nun einen zweistelligen Millionen-Betrag locker machen, um den Nachmittag aufzumöbeln. Die genannten Programmfarben hören sich aber nicht gerade innovativ an - Erfolgsaussichten angesichts dessen ziemlich ungewiss.