Foto: CoverIm Mai 2007 war die „Media-Tankstelle“ wieder Geschichte. Auf dem Cover und im Heft öffnete man sich wieder mehr den Lifestyle-Themen. Es waren wieder Menschen statt Technik auf der Titelseite - allerdings keine halbnackten Frauen. Beinahe bemerkenswert, wurde „Tomorrow“ doch im Jahr zuvor zusammen mit dem „Playboy“ und den anderen früheren Milchstraße-Titeln in der neuen Burda Lifestyle Community zusammen gefasst. Im Sommer 2007 wird bekannt: Burda übernimmt die „Tomorrow“ komplett und lässt die Mannschaft umziehen - von München nach Berlin, wo Jürgen Bruckmeier mit „Super Illu“-Chefredakteur Jochen Wolff einen Führungskollegen an die Seite gestellt bekam. Gemeinsam wurde ein neues Konzept entwickelt, das überraschenderweise weniger service-lastig wurde als man es durch die Anbindung an „Super Illu“ und „Guter Rat“ hätte vermuten können.

Stattdessen folgt im März 2008 der vielleicht beste Relaunch der „Tomorrow“-Geschichte, der durchaus überzeugte: Das Internet stand dank dem in voller Blüte stehenden Web2.0-Boom wieder im Mittelpunkt. Die Storys im Heft wurden meinungsstärker und zusätzliche Rubriken eingeführt, die der „Tomorrow“ mit mancher Ausgabe sogar nachrichtliche Relevanz bescherte. Es fanden sich plötzlich neben den verbliebenen Technik-Vorstellungen und Service-Themen plötzlich auch interessante Interviews und dem neuen Führungsduo gelang es, mit dem Heft, mindestens aber einzelnen Storys sogar wieder ernst genommen zu werden. Zuvor wurde „Tomorrow“ lange Zeit redaktionell eher belächelt.
 

 
Geholfen hat es dank einem Einführungspreis von einem Euro nur kurzzeitig. So weist die IVW 1/2008 stolze 31.117 Einzelverkäufe aus. Ein Rekordwert, der für „Tomorrow“ sonst zum regulären Preis in weiter Ferne lag. Lediglich die Relaunches Anfang 2003 und Anfang 2005 - ebenfalls mit Einführungspreis und Aktionen beworben - konnten zuletzt noch bessere Werte erzielen. Zwar stürzte der Einzelverkauf im vergangenen Jahr dann nicht mehr so tief wie noch 2007, wo es nur 6.831 Exemplare waren (IVW 4/2007). Doch auch gut 15.000 verkaufte Hefte und knapp 14.000 Abos waren am Ende nicht genug. Zu oft hatte sich die „Tomorrow“ neu erfunden und damit offenbar zu oft Leser verärgert als dass die am Ende die durchaus lesenswerte Internet-Illustrierte noch angenommen hätten.

Ganz maßgeblich beigetragen zum Aus der „Tomorrow“ hat aber auch das Internet selbst. Die Faszination des Unbekannten ist längst verflogen und der bestehende Informationsbedarf zu Service-Themen rund um das Internet können inzwischen auch Laien bestens im Web selbst decken. Wenn dann noch selbst Programmzeitschriften und andere eigentlich themenfremde Titel die Vorstellung technischer Gadgets als Thema für sich entdecken, bleibt kaum Raum für eine Zeitschrift, die in den vergangenen Jahren einfach immer wieder der technischen Entwicklung hinter gerannt ist. Es ist wenig übrig geblieben vom 1998 sehr gewagten, weil der Entwicklung vorausgreifenden Titel.

Als das Magazin startete, klang die Idee von Dirk Manthey fast futuristisch. Es wurden Produkte präsentiert, die irgendwo zwischen Fiktion und teurer Wirklichkeit existierten, es war von "Multimedia" die Rede - und der Leser ließ sich damit noch locken. Noch lange vor dem Internet-Boom und der Schwemme an neuen technischen Spielereien hat sich Mantheys „Tomorrow“ dieser Themen angenommen und war, keine Frage, seiner Zeit voraus. Als futuristisches Magazin für "Morgen" gestartet, zwischenzeitlich als Internet-Illustrierte gefeiert, endet „Tomorrow“ nach gut zehn Jahren beinahe mit Ankündigung. Der frühere Chefredakteur Altrogge, heute Chefredakteur bei "Meedia", brachte es in seinem Blog am Mittwoch auf den Punkt: "Genau genommen ist nicht die Nachricht vom Ende des vor elf Jahren ambitioniert gestarteten Titels das Bemerkenswerte, sondern der Umstand, dass dieses Ende nicht viel früher kam."

Dem ist jetzt nichts mehr hinzuzufügen.
Ruhe in Frieden, liebe "Tomorrow".