Tomorrow 2003Im Mai 2003 soll eine neue Optik und die inhaltlich endgültige Abkehr von der Internet-Illustrierte die sinkenden Verkaufszahlen - im 1. Quartal 2003 nur noch 146.824 verkaufte Exemplare - stoppen. Auffälligstes Merkmal der Hefterneuerung: Das legendäre und unverwechselbare vertikale Logo auf dem Cover weicht einem marktüblichen horizontalen Schriftzug. Inhaltlich setzt "Tomorrow" fortan noch mehr Tests und Kaufempfehlungen für Digitalkameras, MP3-, DVD-Player und Co. Das funktionierte nur mäßig, da man keine glaubwürdige Kompetenz bei Produkttests aufbauen konnte und - wie es der damalige Chefredakteur Georg Altrogge heute rückblickend schreibt - auch nie aufbauen sollte.
 
Passend zu HighTech-Produkten erhielt das Heft ein Hochglanz-Cover. Erfolgreich war die Strategie allerdings nicht. "Tomorrow" verlor weiter kontinuierlich Leser und halbierte ihre ohnehin schon schwache Reichweite von 155.195 im zweiten Quartal 2003 auf nur noch 74.691 verkaufte Exemplare im letzten Quartal 2004. An fast 350.000 verkaufte Hefte, wie Anfang 1999, war längst nicht mehr zu denken.

Im Jahr 2004 spielte sich das Drama um den Niedergang der "Tomorrow" für den Leser eher unbemerkt hinter den Kulissen ab. Als kurz vor Weihnachten der Verkauf der Verlagsgruppe Milchstrasse an Burda perfekt war, betraf dies "Tomorrow" vorerst nur am Rande. Burda war hier bereits beteiligt und hatte diese Anteile auf das Joint Venture Vogel Burda übertragen, in welchem auch das Computermagazin "Chip" erscheint. Die restlichen 25 Prozent an "Tomorrow" hielt plötzlich, so ändern sich die Zeiten, die im Grunde aus der Website der Zeitschrift entstandene Tomorrow Focus AG.
 

 
Mit Hilfe der Testkompetenz von "Chip" sollte "Tomorrow" 2005 als "neues Trendmagazin für eine Zielgruppe aus der technik-begeisterten Männerwelt" positioniert werden. Georg Altrogge, langjähriger Chef der Zeitschrift und heute Chefredakteur bei Mantheys „Meedia“, musste seinen Posten räumen für Ex-"Bravo"-Chefredakteur Jürgen Bruckmeier. Die Mai-Ausgabe des Jahres 2005 trug erstmals seine Handschrift und machte die Ausrichtung auf eine "technik-begeisterte Männerwelt" gleich auf dem Cover sichtbar: Ein halbnacktes Model sprang dem Leser ins Auge. Anders als beim Computec-Konkurrent "SFT" - dort hielten die Damen als Alibi immerhin ein Handy in der Hand - zierte die "Tomorrow"-Blondine den Titel ohne jeglichen inhaltlichen Bezug.

Für drei Euro erhielt der Leser ein optisch großzügiger gestaltetes Heft mit dezenter Integration der "Chip"-Testergebnisse. Inhaltlich ließ sich jedoch keine wesentliche Veränderung feststellen. Eine Tatsache, die sich bei Weiterentwicklungen der „Tomorrow“ in den vergangenen zehn Jahren oft feststellen ließ. So gleich im Herbst 2005 als es den nächsten Relaunch gab. „Enjoy digital life“ prangte plötzlich auf dem Titel; die leicht bekleideten Frauen waren dafür verschwunden. Im Heft gab es eine dezente Verlagerung hin zu gehaltenvolleren Storys, die jedoch bald darauf still und leise wieder dem Einheitsbrei Platz machen mussten. Mit allerlei Probierpreisen wurde die wieder mal überarbeitete „Tomorrow“ gepriesen, die der Auflage im 4. Quartal 2005 kurzzeitig halfen.

Ab Janaur 2006 wurde dem Magazin eine „Media-Tankstelle“ beigelegt. Es handelte sich um eine bunt gemixte CD mit PC-Programmen, Hörbüchern oder sonstigen Specials, die der nachhaltigen Auflagensteigerung allerdings nicht half. Diese CD ist rückblickend ein gutes Beispiel für das Scheitern der Zeitschrift. Im Web war „Tomorrow“ selbst nie zu einer echten Größe geworden. Viel zu spät handelte man und relaunchte erst Ende 2008 seinen Webauftritt relativ grundlegend und doch wenig beeindruckend. Statt  starker Webpräsenz und dem Partizipieren am aufkommenden Web2.0-Boom gab es 2006/2007 also eine Heft-CD - nicht einmal eine DVD. "Tomorrow" - gestartet als Multimedia-Magazin, aufgestiegen zu der Internet-Zeitschrift schlechthin und wieder zurück zum bunten Multimedia-Heftchen mit Heft-CD für Laien und alle, die vom Internet so wenig wissen (wollten) wie die „Tomorrow“ selbst.