Grafik: DWDL.de; Logo: MaxdomeDie Erträge indes halten sich noch in Grenzen. Irgendwo um die 5.000 Mal werden die erfolgreichsten Programme beim Abrufportal maxdome der ProSiebenSat.1-Gruppe angefordert. Dazu gehören Serien wie "Lost" und "Desperate Housewives" oder der Kino-Blockbuster "Da Vinci Code". Zwar sei der dadurch generierte Umsatz noch nicht weltbewegend, verglichen jedoch mit den Verkäufen einer Top-DVD, die Englert mit 250.000 beziffert, sei das für ein derart neues Medienangebot schon beachtlich.

Dabei scheint es das eine Geschäftsmodell, mit dem sich schnell und nachhaltig Kasse machen lässt, nicht zu geben. Es sei mehr eine Summe von vielen kleinen Geschäften. Das beweist auch die Vielzahl der verschiedenen Inhalteanbieter, die sich in Mainz die Klinke in die Hand geben. Sie kommen vom Fernsehen, aus dem Internet und aus dem Printgeschäft.

Dort, bei den klassischsten der klassischen Medien, scheint man inzwischen auch - fast fünfzehn Jahren nach der Geburt des Internet - entdeckt zu haben, wie man als Print-Haus das Netz in seine Geschäftsmodelle integrieren kann anstatt es zu verteufeln. Seit große Zeitungen wie die "Süddeutsche" oder "Die Welt" zur Attacke im Internet geblasen haben und die Parole "Online first" für sich reklamieren herrscht Aufbruchstimmung in der Presselandschaft.
 


Die späte Wandlung ist den wirtschaftlichen Entwicklungen im Print-Markt geschuldet. "Die Verlage müssen den Nutzern folgen", lautet die schlichte Erklärung von Robert Bosch, General Manager der Zeitungsgruppe "Welt" im Axel Springer Verlag. Eine Entwicklung, die dem Platzhirschen im Netz gefährlich werden könnte. "Spiegel Online" ist eindeutig der Marktführer unter den multimedialen Erweiterungen nachrichtenjournalistischer Printangebote. Dort weiß man allerdings sehr genau, dass die Mitbewerber in den vergangenen Jahren sehr zurückhaltend waren und nun beginnen, durchzustarten, erklärt dessen Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron. Allenthalben beteuern die Onliner der Blattmacher, dass man derzeit im Internet experimentiere und neue Modelle für Inhalte und Geschäfte erprobe.

Foto: ZDFErstaunlich gelassen bleiben alle Beteiligten der Mainzer Tage der Fernsehkritik in Anbetracht der Tatsache, dass Wandel und Paradigmenwechsel, die in jedem Jahr aufs Neue beschworen werden selten so nahe waren wie jetzt - wenige Jahre vor der Abschaltung der analogen Signale. Ob sich das Internet mit seinen Auswirkungen mit dem Buchdruck messen kann - wie oftmals beschworen - bleibt abzuwarten. Doch der Eindruck bleibt haften, dass die Diskussion um neue Errungenschaft in der Welt der Massenmedien selten so unaufgeregt besprochen wurden wie an diesem Montag in Mainz.

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Nach den geschäfltichen Grundlagen wird man sich in Mainz am Dienstag dann mit den Auswirkungen der neuen digitalen Welt auf Fiktion und Unterhaltung, sowie die Aufstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im sich neu formierenden System auseinandersetzen. Hier könnte sich noch ein wenig Zündstoff ergeben, denn ZDF-Intendant Markus Schächter (Bild links) hatte am Montag Regeln formuliert, die einen fairen Wettbewerb im dualen Rundfunksystem ermöglichen sollen – und ARD und ZDF daher viele Privilegien einräumen. Denkbar, dass das nicht von allen als fair empfunden wird.