Grafik: DWDL.deErstaunlich harmonisch ging es zu am Montag bei den 40. Mainzer Tagen der Fernsehkritik. Das ZDF hatte geladen, um über "Öffentlichkeit im Wandel - Fernsehen im digitalen Wettbewerb" zu sprechen. Vertreter der verschiedensten Mediengattungen waren angetreten, um zu erörtern, wie sich die Zukunft mit den neuen Technologien und Distributionswegen gestalten lässt. Die könnte eigentlich rosig aussehen, denn Konflikte und größeres Fragestellungen blieben aus. Vielleicht allerdings auch nur deshalb, weil keiner so recht mit seinem Masterplan für das neue System rausrücken wollte – oder nur wenige einen haben. In jeder Sparte ist der Markt in Bewegung und da die Zukunft für alle unwägbar ist - schließlich wurde schon oft der Untergang der klassischen Medien prognostiziert - gab es wenig Kritk auf der Kritikertagung. Einzig aus der Riege der Produzenten im Publikum regte sich immer mal wieder Missmut über die Verbreitung von Inhalten im Internet, ohne separate Vergütung.

Bis zur Internationalen Funkausstellung im Herbst will das ZDF die Hälfte seines gesamten Programms in der Mediathek sieben Tage lang online zur Ansicht bereit stellen - kostenlos versteht sich. Ein innovativer Schritt, der für einen Anbieter öffentlich-rechtlicher Programme nur logisch erscheint. Doch so einfach wie es scheint, ist es nicht. Es ist nicht die Technik, die das Unterfangen schwierig macht, sondern die Rechtesituation. Doch der finanzielle Mehr-Aufwand scheint sich auszuzahlen. Rund eine Million mal wird die Telenovela "Wege zum Glück" in der Mediathek des Mainzer Senders aufgerufen, erklärt Robert Amlung, Redaktionsleiter Neue Medien beim ZDF.
 
 
Die neue Krimi-Serie "KDD", die das ZDF schon vor der Austrahlung im regulären Programm ins Netz stellt, sehen bislang ganze 2,2 Prozent der Gesamtzuschauer über "einen nicht-traditionellen Verbreitungsweg", wie das ZDF erklärt. So wie es aussieht, wird die Nutzung von bewegten BIldern unabhängig von Zeit und Ort goutiert. Insbesondere die junge Generation ist es, die auch ohne ein Fernsehgerät auskommt, um audiovisuelle Inhalte zu konsumieren. Das beweist das Medientagebuch, das Svenja Kleinschmidt und Corinna Kreiler, Studentinnen der Deutschen Journalistenschule, während der Tagung vorstellen.

Foto: ProSiebenSat.1Auch die privaten Anbieter sind dabei, im Internet ihre Programme anzubieten. Mit maxdome, myvideo.de, RTL Now! und Clipfish stellen sich die beiden großen deutschen Senderfamilien derzeit im Netz auf und bieten ihre Sendungen zum kostenpflichtigen Abruf oder betreiben Videoportale im Stil der Plattform Youtube des Suchmaschinen-Giganten Google. "Das ist unser Beitrag, Fernsehen erlebbar zu machen, außerhalb des Fernsehens", sagt Marcus Englert (Bild links), Vorstand Diversifikation der ProSiebenSat.1 Media AG. Doch die digitalen Angebote seien nur ein kleiner Ausschnitt. Im Sortiment habe man auch noch Bücher, Zeitschriften und im Falle der Sendung "Germany's next Topmodel" sogar eine Modelinie.

Dabei ist es nicht das vorrangige Ziel des Unternehmens, einen schnellen Euro mit Abrufprogrammen zu machen. Es gehe zunächst darum, die Marke ProSieben und die Marke "Topmodel" auf so vielen Plattformen wie möglich darzustellen, führt Englert aus. Das Ziel sei letztlich Communitybuilding in der Hoffnung, dass die Community wiederkomme. "Das ist der Kreis den wir ziehen, der immer weiter wird. Aber im Zentrum dieses Kreises steht immer das Fernsehen", so Englert.

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