Herr Til, zum Jahreswechsel wird die Sendezeit von Comedy Central auf 24 Stunden ausgeweitet, Viva verschwindet. Liegt das eigentlich an der Stärke von Comedy Central oder an der Schwäche von Viva?
Wolfgang Til: Der Grund für diesen Schritt ist jedenfalls nicht in erster Linie die Performance von Viva. Comedy Central hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und wir trauen dem Sender noch viel mehr zu, das Genre Comedy allgemein und der Sender im Speziellen tragen auf jeden Fall 24 Stunden. Ein 24-Stunden-Sender ist klarer in der Positionierung und mit Nick, MTV und Comedy Central haben wir eine sehr gute Aufstellung. Viva war und ist eine tolle Marke, aber mit einem Musiksender sehen wir uns im Free-TV besser positioniert als mit zwei.
Wo liegen derzeit Ihre größten Baustellen in den Vorbereitungen auf die Ausweitung der Sendezeit?
Bis zum Jahreswechsel sind es vor allem organisatorische und technische Dinge, die noch erledigt werden müssen. Was den Inhalt betrifft, sind wir vorbereitet und gut aufgestellt. Außerdem arbeiten wir noch am neuen Look von Comedy Central.
Der Sender wird sich 2019 auch optisch verändern?
Ja, es gibt ein neues Senderdesign. Weltweit bekommt Comedy Central einen neuen Markenauftritt und wir haben sehr darauf gedrängt, diesen zum Start in die neue 24-Stunden-Ära bei uns auszurollen. Das Logo wurde nur leicht überarbeitet, aber es gibt eine neue, moderne Farbgestaltung und wir haben einen eigenen Schrifttyp für den Sender. Insgesamt ist alles klarer und erwachsener, gleichzeitig wird Comedy Central auch weiterhin sehr unterhaltsam und kreativ auftreten. Als wir das neue internationale Design zum ersten Mal gesehen haben, waren wir wirklich alle glücklich. Das Design spiegelt auch unsere Ausrichtung wider, künftig noch breiter aufgestellt zu sein.
Wie sieht denn das Programm ab 2019 konkret aus? Durch einen Deal mit 20th Century Fox haben Sie sich ja schon Serien wie "Modern Family" und "Life in Pieces" gesichert. Aber es müssen ja zwölf zusätzliche Stunden gefüllt werden.
Unser Programm hat nach wie vor feste Bausteine, allen voran die Animationsserien und Sitcoms. Daran werden wir nicht rütteln, das ist der Kern von Comedy Central. Im Animationsbereich können wir auf eine große Bandbreite zurückgreifen, da laufen bei uns mit "South Park", "Bob’s Burgers" und "American Dad" große internationale Produktionen. Und da ist auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Bei den genannten Serien kommt immer frischer Nachschub. In den zusätzlichen Stunden bringen wir Klassiker wie zum Beispiel "Drawn Together" und "Ugly Americans" zurück. Zwischendurch zeigen wir auch mal "Spongebob Schwammkopf". Im Sitcom-Bereich setzen wir auf bekannte Formate wie "Friends", ganz besonders freue ich mich aber auf "Modern Family", das am 11. Februar bei uns startet.
"Ein 24-Stunden-Sender ist klarer in der Positionierung und mit Nick, MTV und Comedy Central haben wir eine sehr gute Aufstellung."
Wolfgang Til
"Modern Family" blieb der ganz große Durchbruch in Deutschland bislang verwehrt, selbst das vergleichsweise kleine Nitro konnte damit keine gute Quoten erzielen. Was macht Sie sicher, dass das bei Comedy Central anders sein wird?
"Modern Family" ist 2019 ein großer Baustein in unserem Sitcom-Bereich, wir zeigen alle Staffeln, also auch die zehnte, die derzeit noch in den USA ausgestrahlt wird. "Modern Family" ist eine der besten Comedy-Serien auf dem Markt – nur im deutschen Free-TV lief sie bisher etwas unter dem Radar. Die Serie hat das Potenzial, eine große Zielgruppe ansprechen, man muss ihr aber auch die entsprechende Fläche geben. Wir zeigen montags bis freitags am Vorabend ab 19 Uhr zwei Folgen. Diese wiederholen wir um Mitternacht, da werden wir auch Sitcoms wie "Seinfeld" oder "Ehe ist…" zeigen. Wir glauben, dass eine Sitcom regelmäßig laufen muss. Das lineare Fernsehen ist auch Gewohnheitsfernsehen: Die Leute wollen wissen, was sie wann erwartet. Tägliche Ausstrahlungen sind da besser als wöchentliche.
Wie sieht denn grundsätzlich das Programmschema ab 2019 aus?
Bislang zeigen wir montags bis donnerstags von 21 bis 23 Uhr Sitcoms und um 20:15 Uhr "South Park". Letzteres wird so bleiben, die Sitcoms wandern aber in den Vorabend, hier sehen wir das größte Potenzial. Dort erweitern wir die Sendezeit und zeigen sie zwischen 17 und 20 Uhr. In der Primetime setzen wir auf unsere Animationsserien und um Mitternacht beginnt ein weiterer Sitcom-Block.
Sie verschieben die Genres also. Die grundsätzliche Strategie, die gleichen Serien täglich zu zeigen, bleibt aber erhalten? Denkbar wäre es ja zum Beispiel, die verschiedenen Tage thematisch nach Serien oder Genre zu ordnen.
In der Primetime weichen wir nicht von unserem bisherigen Konzept ab. Wir haben die Diskussion intern lange geführt und uns für diese Variante entschieden. Beide Konzepte haben Vor- und Nachteile. Wir haben uns für eine horizontale Programmierung entschieden, um den Gewohnheiten der Zuschauer zu entsprechen.
Was zeigen Sie auf den Flächen, auf denen Viva bislang sendete? Also tief in der Nacht und am Vormittag?
Die Fläche tief in der Nacht ist sehr spannend für uns, weil wir Zugriff auf so viele Serien haben, die wir aus Jugendschutzgründen erst sehr spät zeigen dürfen, wie "Ugly Americans" oder "Drawn Together". Jetzt haben wir außerdem endlich die Möglichkeit, Serien wie "Workaholics", "Detroiters" und viele andere, für die bislang nicht genug Plätze vorhanden waren, und die teilweise eben auch FSK 16 sind, öfter auszustrahlen. Am Vormittag und frühen Nachmittag setzen wir auf einen Mix aus Comedyserien, Sitcoms und Animation: Morgens zeigen wir etwa "Takeshi’s Castle", "Adventure Time" oder "Community" und andere Sitcoms. Comedy wird den Zuschauern derzeit am Vormittag noch nicht genug geboten. Wir zeigen in den Extrastunden grundsätzlich nicht nur Wiederholungen, wir haben auch originäres Programm, das so bislang noch nicht gelaufen ist.
Mit 20th Century Fox haben Sie bereits einen Deal abgeschlossen. Stehen Sie mit weiteren Studios in Kontakt oder war es das erst einmal?
Wir sind momentan sehr zufrieden, aber natürlich beschäftigen wir uns immer mit einzelnen Titeln für bestimmte Sendeplätze. Da denke ich zum Beispiel an unseren Freitag, wo wir weg gehen von der horizontalen Programmierung und unter anderem Filme zeigen. Im Januar startet hier mit "Corporate" auch eine hervorragende neue Serie von unseren US-Kollegen, die mit bitterbösem Humor den Büroalltag in einem Megakonzern zeigt. Auch am Wochenende haben wir Programmplätze in der Primetime, die wir mit unseren lokalen Produktionen und Formaten wie "Little Britain" und anderen Titeln bespielen. Am Wochenende wollen wir diversifizieren. Da darf es gerne noch weitere Titel geben, ein paar habe ich da schon auf dem Schirm.
Lesen Sie auf der zweiten Seite, was Wolfgang Til im Bereich der Eigenproduktionen vorhat und wohin er Comedy Central quotentechnisch bringen will.