Sie haben anfangs viele Filme gemacht, nun aber innerhalb kurzer Zeit gleich drei Serien. Entspricht das dem Zeitgeist oder ist das einfach nur Zufall?
Zufall. Ein Projekt kostet mich in der Regel etwa zwei Jahre meines Leben. Daher wähle ich inzwischen sehr sorgfältig, was ich als nächstes erzählen möchte. Ausschlaggebend sind die Bücher. Insofern trifft der Stoff die Entscheidung, auch wenn ich privat ein großer Serienfan bin.
Fällt Ihnen als Zuschauer die Auswahl angesichts der Vielzahl an Serien eigentlich leicht?
Ganz ehrlich, es gibt zu viele Serien. Ich stelle langsam eine Sättigung bei mir fest und bin immer öfter regelrecht sauer, wenn ich eine Serie starte und dann merke, welcher Mist da produziert worden ist.
Ihre vorherigen Serien-Projekte sind in Großbritannien entstanden. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?
Es war eine großartige Erfahrung, in einer anderen Sprache zu arbeiten. Grundsätzlich gibt es allerdings hier wie dort tolle Crews und starke Schauspieler. Das Arbeiten ist also ein ähnliches – mit dem Unterschied vielleicht, dass die Briten sehr klar darüber sind, dass ein Drehtag nach 10 Arbeitsstunden beendet ist. (lacht)
Bei "SS-GB" war Philipp Kadelbach der erste deutsche Regisseur, der für BBC Films eine ausschließlich aus England heraus produzierte Fernsehserie drehte. Die Hauptrolle übernahm Sam Riley.
Sie haben früher viel mit der UFA gemacht, für "Parfum" arbeiten Sie dagegen nun mit der Constantin Film zusammen. Wie schwer fiel es, ohne den langjährigen Partner weiterzumachen?
Ich habe bei der UFA extrem gute Partner und stehe auch heute noch fast täglich mit ihnen in Kontakt. Aber als Regisseur will man eben in erster Linie versuchen, gute Filme zu drehen. Und wenn ein guter Stoff halt von woanders herkommt, dann kann es sicher jeder verstehen, dass man auch mit anderen Kollegen zusammenarbeitet – so wie mit Oliver Berben, der bei der Umsetzung dieses Projekts wahnsinnig sehr mutig war. Wir haben bei "Parfum" diverse Sachen umsetzen können, die hat vorher vermutlich noch nie jemand in einer Serie gemacht.
Zum Beispiel?
Wir haben mit der Arri 65 auf 6,5k gedreht, also in einer Auflösung, die man normalerweise für Imax-Kinos verwendet. Eigentlich völlig absurd fürs Fernsehen, könnte man denken. Aber es war wichtig für die Ästhetik des Projekts. Man dreht mit anderen Linsen, arbeitet mit einer anderen Tiefenschärfe, etc. Das haben wir dann gegengeschnitten zu 16-Millimeter-Material, was heutzutage überhaupt keiner mehr macht. Es gibt auch nur noch sehr wenige Labore in Europa, die das Material überhaupt noch entwickeln. Es war uns aber wichtig, um Vergangenheit und Gegenwart gegenüberzustellen.
"Es schmeichelt mir schon, wenn mir Leute erzählen, dass sie die Produktion gut finden."
Philipp Kadelbach
Wie definieren Sie für sich Erfolg in einer Zeit, in der es nicht mehr zwangsläufig jeden Tag eine Einschaltquote gibt?
Es gibt so etwas wie einen ersten Erfolg, der dann eintritt, wenn man persönlich das Gefühl hat, dass der Film so geworden ist wie man sich das vorgestellt hat – oder vielleicht sogar besser. Das ist ein wahnsinnig befriedigender Erfolg. Aber natürlich schielt man dann auch auf den zweiten Erfolg: Es schmeichelt mir schon, wenn mir Leute erzählen, dass sie die Produktion gut finden. Es ist ja nicht so, dass wir das mal eben so nebenbei gedreht haben, in so einem Projekt steckt viel Arbeit. Und es berührt mich, wenn das auch andere Menschen sehen, die nicht daran beteiligt waren.
Lässt sich schon etwas über Ihr nächstes Projekt sagen?
Tatsächlich bin ich wieder bei einer Serie gelandet. Wir werden nächstes Jahr mit den Dreharbeiten beginnen.
Herr Kadelbach, vielen Dank für das Gespräch.