Mr. Edlund, Sie haben "The Tick" geschrieben, als Sie gerade einmal 18 Jahre alt waren. Könnte es sein, dass Sie sich mit Arthur in gewisser Weise selbst in den Comic geschrieben haben?
Edlund: Das ist zwar schon sehr lange her, aber ich glaube, Sie haben Recht. Ich meine, welcher kleiner Junge – mit 18 habe ich mich immer noch wie einer gefühlt – wollte denn nicht zum Superhelden werden? Oder mit einem befreundet sein? Da das in der echten Welt etwas schwerer zu realisieren ist, habe ich mich für die Comic-Version entschieden. "The Tick" wurde zu einem sehr guten Freund, mit dem ich das ausleben konnte, was ich schon immer wollte. Heutzutage denke ich mir aber, dass Arthur seine negative Art öfters mal beiseite stellen sollte, um offener an Dinge herangehen zu können. Naja, wer ist in dem Alter schon perfekt?
Wohl niemand. Nur wenige Jahre, nachdem ihr Comic bekannt und erfolgreich wurde, kamen Sie 1994 – immer noch jung – zu Fox und machten ihre erste animierte Serie. Was haben sie aus diesen ersten Schritten in der Branche gelernt?
Edlund: Von vielen Kollegen und Freunden habe ich immer wieder gehört, dass ich aufpassen soll, mit wem ich zusammenarbeite und wem ich welche Infos anvertraue, da das Business nach der Regel "Survival of the fittest" funktioniere. Überraschenderweise wurde ich von Fox aber bestmöglich versorgt und hätte ohne das notwendige Vertrauen 2001 wohl auch nie die erste reelle Serie von "The Tick" ins Leben rufen können. Einer der wohl wichtigsten Lektionen meines Lebens war es aber, mir nicht in meine Grundidee reinreden zu lassen. Wenn du persönlich etwas für sehr gut befindest, solltest du daran festhalten. Das schließt nicht aus, dass man sich Ratschläge von ausgewählten Personen einholen kann.
Warum findet die neue Serie dann auf Amazon statt?
Edlund: Nachdem mich anfangs Freunde wie Barry Josephson und Patrick Warburton, der den ersten Tick gespielt hat, bequatscht haben, ein Reboot auf die Beine zu stellen, habe ich mir lange überlegt, was genau ich machen möchte. Am Ende war mir klar, dass der neue Tick intensiver werden soll – ob es nun der Humor ist, oder eben die dunklen Abgründe der Protagonisten. In Amazon haben wir einen Partner gefunden, der meine Ideen komplett unterstützt und mir mit seinem Input beweist, dass er mich versteht und auf meiner Wellenlänge denkt. Deswegen wurde beim gemeinsamen brainstormen auch schnell klar, dass Patrick Warburton nicht noch einmal den Tick spielen kann. Wir wollten etwas schaffen, das von Grund auf neu ist.
Dieses Vorhaben könnte vor allem bei einer Superhelden-Serie extrem teuer sein. Gab es Meinungsverschiedenheiten bei der Finanzierung?
Josephson: Diese Sorge hatten wir anfangs auch. Wenn man sich einmal anschaut, wie viel die ganzen Marvel- und DC-Filme kosten und was auch Streamingdienste wie Netflix in ihre Produktionen stecken, kann dem Otto-Normal-Produzenten schonmal schwummrig werden.
Fury: Überraschenderweise hat Amazon aber kaum etwas eingeschränkt und unseren Businessplan so gut wie von Anfang an abgesegnet. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das mit einem normalen Network meist eine knallharte Verhandlung darstellt, bei der man seine Planung im Nachhinein noch einmal überdenken darf.
Eine animierte Vorlage zu einer Live-Action-Version zu adaptieren, geht nicht immer gut. Was habt ihr euch vorgenommen, um am Ende nicht mit "Dragonball Evolution" verglichen zu werden?
Edlund: Das Problem an "Dragonball Evolution" und Konsorten ist es, dass die eigentlichen Schöpfer nie hinter solchen Projekten stehen. Ich meine, wie sollen Macher etwas umsetzen können, obwohl sie keine Ahnung von der Materie haben? Ich finde es immer sehr verwerflich, wenn man einen gewissen Stoff aufbereiten möchte, ohne sich mit dem Schöpfer abgesprochen zu haben.
Fury: Deswegen war Ben auch in jeder Hinsicht in das Projekt involviert. Von der kleinsten Kostüm-Abstimmung bis zum hintersten Nebendarsteller war stets er derjenige, der alles abgesegnet hat.
Josephson: Somit kann ich hier auch sagen, dass ich mir sehr sicher bin, dass "The Tick" kein Flop wird. Jedenfalls vor den Zuschauern. Obwohl wir nämlich einen neuen Tick zeigen werden, ist der Fan-Service für die alteingesessenen Fans stets zu spüren. Wie sich die Abrufzahlen entwicklen, ist dann nochmal ein anderes Thema.
Crossover sind bei Superhelden-Serien immer gerne gesehen. Wer könnte Tick und Arthur bald über den Weg laufen?
Edlund: Puh, wären wir bei DC oder Marvel könnten das wohl so einige sein (lacht). So bewegen wir uns aber erstmal in unserem eigenen, kleinen Universum und verzichten darauf, dem Tick Konkurrenz zu besorgen.
"The Tick" läuft ab sofort im englischen Original auf Amazon. Die deutsche Snychronisation wird zum 12. Oktober folgen.