Herr Lacher, was haben Sie im ersten Jahr von Ihrem Publikum gelernt?
Unser Publikum fühlt sich emotional mit RTLplus verbunden. Das drückt sich in einer hohen Verweildauer aus, aber auch im Feedback, das wir über unsere Facebook-Seite oder klassisch per Post erhalten. Auf diese Weise bekommen wir viele Wunschlisten und Anregungen. Die Leute erinnern sich meist sehr genau, was sie mit den einzelnen Programmen und Serien verbinden.
Zuletzt erreichte RTLplus einen Marktanteil von einem Prozent. Wie viel geht da noch?
Wir sind insgesamt sehr froh, dass es uns so schnell gelungen ist, im Gesamtmarkt stabil ein Prozent zu erreichen und viele kleinere Konkurrenten hinter uns zu lassen. Unser Ziel ist es, immer älter und weiblicher zu werden. Im Moment liegt das Durchschnittsalter unserer Zuschauer bei 58 Jahren, das kann sich gerne noch nach oben verändern. Die Kernherausforderung besteht aktuell darin, weitere Haushalte zu gewinnen und so die Empfangbarkeit zu steigern. Erst knapp die Hälfte der deutschen Fernsehzuschauer hat uns überhaupt entdeckt. Hier haben wir nach wie vor ein großes Wachstumspotenzial.
Wie kann das Publikum denn älter werden?
In den ersten Wochen haben uns viele junge Zuschauer eingeschaltet. Diese sind zwar nach wie vor dabei, aber sie sind in ihrem Fernsehverhalten grundsätzlich sprunghafter. Die Zuschauergruppen, die wir mit RTLplus im Blick haben, sind klassisch eher bei den Öffentlich-Rechtlichen verortet und müssen uns im Suchlauf erst einmal finden und einspeichern. Bei dem großen Angebot, das wir in Deutschland haben, ist das gar nicht so einfach. Zum Geburtstag wollen wir jedoch mit vielen neuen Formaten neue Gründe dafür liefern, uns gezielt einzuschalten.
Was hat im ersten Jahr gut funktioniert und was lief weniger erfolgreich?
Es funktioniert vieles schon sehr gut, etwa die Gerichtsshows im Tagesprogramm und die fiktionalen Klassiker in der Primetime. Das mit Abstand stärkste Format ist hier "Im Namen des Gesetzes" am Dienstagabend. Zufrieden sind wir auch mit den Gameshows, auch wenn ich gehofft habe, dass wir uns am Vorabend noch schneller steigern. Dafür klappt es am späten Abend und am Vormittag hervorragend, was für uns auch wieder eine Bestätigung ist, dass die kleinen Sender gerade in den Randzonen besonders gesucht werden.
Was eher nicht funktioniert hat, waren die "Lets Dance"-Wiederholungen am Sonntagabend..
Mit den ersten Staffeln von "Let's Dance" haben wir zum Sendestart recht gut auf den Nostalgiefaktor eingezahlt. Da hatten wir mit Joachim Llambi einen beliebten Markenbotschafter, der für uns ja auch "Jeopardy!" moderiert. Wir mussten allerdings feststellen, dass es mit Show-Wiederholungen schwierig ist, die Zuschauer abzuholen. Live-Shows wie "Let's Dance" haben Ereignischarakter. Das Publikum will sie unmittelbar sehen. Fiktionale Produktionen eignen sich deutlich besser, wenn auch mit Einschränkungen.
"Leider ist die Rechtslage bei 'RTL Samstag Nacht' kompliziert."
Jan Peter Lacher
Welche Einschränkungen?
Mit "Der große TV Roman" am Samstagabend haben wir festgestellt, dass es nicht so leicht ist, wenn man jede Woche ein neues Angebot macht. Es gibt zwar das bekannte Label, das für eine gewisse Programmfarbe steht, aber dennoch müssen sich die Leute immer wieder neu entscheiden, ob sie sich für das Thema und den Film interessieren. Das ist in einer frühen Phase eine Herausforderung und auch ein Grund dafür, weshalb wir den "TV Roman" erst einmal aus dem Programm genommen haben. Ich will nicht ausschließen, dass wir die Marke noch einmal zurückholen, aber zunächst wollen wir es weiter mit Serien versuchen. So haben wir "Ein Schloss am Wörthersee" digital gebotoxt, also umfangreich überarbeitet, um es in bester Qualität zeigen zu können. Im Verlauf der Saison kommt dann auch noch "OP ruft Dr. Bruckner" hinzu.
"RTL Samstag Nacht" will irgendwie nicht so recht in diesen Reigen passen.
"RTL Samstag Nacht" stand von Anfang an zusammen mit "Ein Schloss am Wörthersee" ganz oben auf unserer Liste. Deshalb passen beide Formate auch gut in den Geburtstagsmonat, quasi als Geschenk an die Fans für die Treue im ersten Jahr.
Viele fragen sich allerdings, weshalb Sie keine kompletten Folgen von "Samstag Nacht" zeigen.
Leider ist die Rechtslage bei "RTL Samstag Nacht" kompliziert. Viele Gags wurden damals kurzfristig hinzugekauft, wodurch die Folgen nun nicht mehr komplett ausgestrahlt werden dürfen. Wir haben uns deshalb dafür entschieden, 40 halbstündige Best-Of-Ausgaben zu senden, um den Zuschauern noch einmal die witzigsten Clips zu präsentieren, bei denen die Rechte geklärt sind. Und die sind nach wie vor unglaublich gut.