Ihr Daytime-Programm ist – freundlich formuliert – ziemlich monoton. Über viele Stunden hinweg werden Gerichtsshows gezeigt. Wie lange lassen die sich eigentlich noch so großflächig programmieren?
Im Moment sind wir sehr erfolgreich damit und profitieren auch davon, dass wir mit den Formaten inzwischen ein Alleinstellungsmerkmal haben, seit Sat.1 keine Gerichtsshows mehr sendet. Um für etwas Abwechslung zu sorgen, zeigen wir demnächst zusätzlich "Staatsanwalt Posch ermittelt". Für uns als neuer Sender ist es wichtig, zunächst feste Verabredungen zu schaffen. Und das lässt sich nur durch Kontinuität und hohe Schlagzahl erreichen. Das war im Übrigen auch der Gedanke bei den Gameshows, die wir zunächst in Doppelfolgen ausgestrahlt haben. Inzwischen ist die Programmierung vielen Zuschauern bekannt und wir haben ausreichend Folgen produziert, so dass wir alle vier Gameshows hintereinander in Einzelfolgen zeigen können. Durch die Umstellung auf die Ausstrahlung aller vier Shows wollen wir den Vorabend jetzt noch etwas lebendiger gestalten.
Streng genommen sind die Shows allerdings schon nach rund 22 Minuten vorbei, weil Sie kaum Werbung zeigen. Soll das dauerhaft so bleiben?
Wir sind insgesamt mit der Vermarktung sehr zufrieden. Viele große Markenartikler haben den Sender bereits für sich entdeckt, aber auch kleinere Kunden, die in unserer Gruppe bisher noch gar nicht aktiv waren. Wir sind neben den klassischen Konsumsegmenten stark in den Bereichen "Reise" und "Pharma", wo wir perspektivisch auch weiter wachsen wollen. In vielen Bereichen haben wir eine gute Auslastung, aber Sie haben recht: Noch haben wir nicht das ganze Werbepotential ausgeschöpft.
Mit "Der Preis ist heiß" haben Sie kürzlich noch einen weiteren Gameshow-Klassiker angekündigt. Was macht das Format so reizvoll?
Wir wollten die Show von Anfang an machen, haben uns aber zunächst für die anderen Formate entschieden, weil "Der Preis ist heiß" durch die Preislogistik und das große Studio-Publikum in der Vorbereitung und Umsetzung deutlich komplexer ist. Hier können wir auch nicht unser modulares Studio verwenden, sondern haben für die Produktion bei der MMC ein komplett neues Set in Auftrag gegeben.
"Einerseits geht es darum, die Seele der Show zu bewahren, andererseits müssen wir sie in die heutige Zeit transportieren."
Jan Peter Lacher über "Der Preis ist heiß"
Worauf wollen Sie bei der Umsetzung achten?
Der Nostalgie-Faktor ist bei den Zuschauern sehr groß, deshalb gehen wir mit viel Respekt an das Projekt heran. Einerseits geht es darum, die Seele der Show zu bewahren, andererseits müssen wir sie in die heutige Zeit transportieren. Derzeit werden die klassischen Spiele ausgewählt und vorbereitet. Unser Ziel ist es, im Sommer zunächst 30 einstündige Ausgaben aufzuzeichnen, die wir dann ab Herbst ausstrahlen werden.
Warum ist Wolfram Kons der neue Harry Wijnvoord?
Harry Wijnvoord hat "Der Preis ist heiß" über viele Jahre erfolgreich geprägt. Ich bin davon überzeugt, dass Wolfram Kons eine hervorragende Besetzung für die Neuauflage ist, weil er eine unglaubliche Zuschauernähe hat. Er liebt die Zuschauer und die Zuschauer lieben ihn. Gleichzeitig versteht er es, die Leute auf witzige und kurzweilige Weise zu unterhalten.
Und wer wird sein Assistent?
Da sind wir in guten Gesprächen. Die Position ist sehr anspruchsvoll. Der Assistent hat viel Text und muss in seiner Rolle souverän, glaubwürdig und witzig agieren. Wir brauchen einen Profi, der all das auf den Punkt rüberbringen kann und viel Spaß an dem Format hat.
Hat "Der Preis ist heiß" noch einmal das Zeug fürs Hauptprogramm?
Auch das ist aktuell noch offen. Ich würde eine Ausstrahlung bei RTL nicht ausschließen. Die genaue Programmierung werden wir erst entscheiden, wenn die Aufzeichnungen im Kasten sind.
Die Ausstrahlung bei RTL hat den Formaten und RTLplus viel Aufmerksamkeit beschert, aber der Samstagnachmittag und der Sonntagvormittag waren bestimmt kein optimales Umfeld. Wenn man sich die Gewohnheiten des Publikums anschaut, dann passen die Gameshows idealerweise in den werktäglichen Vormittag. Wenn wir einen neuen Anlauf machen, dann sicherlich dort. Entschieden ist das aber noch nicht.
Zurück zu RTLplus: Der Sender muss sich nicht zuletzt mit Sat.1 Gold messen, das schon seit einiger Zeit sehr erfolgreich ist. Was machen die Kollegen richtig?
Sat.1 Gold hat dreieinhalb Jahre Vorsprung – das ist schon erheblich. Insofern sind wir froh, dass wir in kurzer Zeit so gut aufschließen konnten. Langfristig haben wir den strategischen Vorteil, dass wir auf die stärkeren Klassiker zurückgreifen können. Kein anderer deutscher Privatsender hat so viele beliebte Programm-Marken wie RTL. Genau das müssen wir in Zukunft ausspielen. Dafür braucht man aber Geduld, bis die Grundbedingungen dafür stimmen. Dann können wir in einem sportlichen Wettkampf auch weiter Boden gut machen.
Die Kollegen zeigen neuerdings sogar Gerichtsshows in der Primetime. Wäre das auch etwas für Sie?
Da wir so viele starke Klassiker haben, ist das aktuell keine Überlegung. Klar ist, dass wir in der Primetime neben den Serien auch weiterhin non-fiktional aufgestellt sein wollen, insbesondere am Mittwoch, wo wir demnächst noch einmal alle Folgen von "Rach, der Restauranttester" zeigen werden. Sie sehen: Es mangelt uns nicht an attraktivem Nachschub.
Herr Lacher, vielen Dank für das Gespräch.