Dass die ARD am Vorabend derzeit so erfolgreich ist, hängt vor allem mit Ihnen zusammen, schließlich haben Sie sich vor drei Jahren an das "Quizduell" gewagt. Weshalb sind Sie damals den Schritt in eine Zone gegangen, die von den meisten als Todeszone angesehen wurde?
Pilawa: Ich hatte die gleiche Situation schon einmal - und zwar als ich 2001 zur ARD kam. Bevor wir "Das Quiz" fast zehn Jahre sehr erfolgreich gemacht haben, war da auch von einer Todeszone am Vorabend die Rede. Ich glaube aber nicht an Todeszonen, sondern an Potenziale, die ein Sendeplatz wie zum Beispiel die 18-Uhr-Schiene hat. Ich wollte aus der App unbedingt eine Sendung machen und rief persönlich bei den Entwicklern in Skandinavien an. Die hatten die Rechte aber gerade an ITV verkauft. Also ging ich erst zu ITV und anschließend zum Vorabendkoordinator Frank Beckmann, der sofort Feuer und Flamme war. Dass all das zusammenspielt, hast du vielleicht einmal in deiner Fernsehkarriere. Da war also in Sachen "Quizduell" auch viel Glück im Spiel.
Geht das "Quizduell" denn weiter?
Pilawa: Sicherlich ist der Wunsch vorhanden, das "Quizduell" weiterzumachen. Allerdings hat die ARD das Luxus-Problem, am Vorabend mittlerweile vier Formate zu haben, die alle glänzend funktionieren. Für mich als Moderator ist es außerdem etwas anderes, jeden Tag eine Live-Sendung zu machen als am Tag gleich drei Ausgaben vorproduzieren zu können. Das "Quizduell" lebt und kommt zurück, nur wann es gedruckt in der Programmpresse steht, ist noch nicht klar.
"Ich wollte in einem Umfeld arbeiten, in dem jeder genau weiß, wie der andere tickt."
Jörg Pilawa
Sie beide eint nicht nur der Beruf des Moderators, sondern auch der des Produzenten. Was reizt Sie daran?
Plasberg: Ich habe beides erlebt, war frei und fest beim WDR - und habe mit 47 gekündigt. Das war eine gute Zeit, aber eine kleine Firma ist eben ungleich flexibler als ein große Unternehmen wie der WDR. Es gibt übrigens noch eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Jörg und mir: Obwohl ich älter bin als er, hat Jörg mich als Lehrling in den Show-Bereich geholt. Der NDR und Jörgs damalige Firma haben mit mir mal eine Sendung namens "Die klügsten Kinder im Norden" gemacht. Da wurde mir vieles beigebracht, von dem ich heute noch zehre. Mit dem "Paarduell" wächst jetzt also zusammen, was zusammengehört - denn diese Staffel produzieren wir gemeinsam, "Herr P." und "Ansager & Schnipselmann".
Pilawa: Ich habe angefangen selbst zu produzieren, weil ich bis dato keine Produktion erlebt hatte, die so funktionierte, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wollte einfach in einem Umfeld arbeiten, in dem jeder genau weiß, wie der andere tickt. Das hat sich bis heute wunderbar ausgezahlt. Es gibt Mitarbeiter, mit denen arbeite ich seit fast 20 Jahren zusammen. Da versteht man sich natürlich blind. Mittlerweile ist daraus viel mehr geworden. Wir machen inzwischen ja auch Sendungen, die mit mir nichts zu tun haben, darunter "Kaum zu glauben" mit Kai Pflaume
... das ist übrigens eine schöne Sendung, um auch mal zu loben.
Pilawa: Das finde ich bei Ihnen so interessant, dass Sie immer sagen, was Ihnen gefällt.
Soll ich lügen? Ich kann ja nur für mich sprechen.
Pilawa: Das ist völlig legitim, aber als Produzent wäre diese Formel eine Einbahnstraße. Als Produzent und Moderator stelle ich mir die Frage, was ich tun kann, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Ist Aufhören für Sie eigentlich ein Thema? Stefan Raab hat sich mit 49 verabschiedet. Auch Kerkeling und Schmidt sind bereits früh in Fernsehrente gegangen.
Plasberg: Warten Sie mal ab. Ich habe neulich einen gesehen, der stand wieder in der Nähe eines Studios. (lacht)
Pilawa: So lange das noch Spaß macht, wäre es ja irre, aufzuhören. Mein Vater sagte immer: "Such dir im Leben etwas, das dir Spaß macht, dann musst du nicht arbeiten." Und genau das mache ich.
Plasberg: Ich habe durch meine Frau etwas Neues gelernt. Irgendwann sagte sie mal zu mir, dass sie sich mein Gejammer über die Talkshow-Situation in der ARD oder den bösen Herrn Jauch am Abend vor uns zwar anhört, aber nicht gerade schön findet. Ich müsse endlich lernen zu genießen, was ich mit meiner Firma erreicht habe, und tänzelnd ins Studio laufen, sonst wäre ich blöd. Und weil ich ab und zu auf meine Frau höre, habe ich mich radikal umgestellt. Außerdem habe ich einen Helden gefunden, Alexander Herrmann.
Den Koch?
Plasberg: Genau. Er ist der einzige Fernsehkoch, für den ich mal gekocht habe. Es gab Spargel mit Sauce Hollandaise aus dem Thermomix. Es konnte also nichts schiefgehen. Als er bei mir saß, habe ich ihn gefragt, wie er das macht mit seinem Sterne-Restaurant und all seinen Auftritten im Fernsehen. Daraufhin sagte er einen wunderbaren Satz: "Weißt du, Frank, ich habe meinen Laden so aufgestellt, dass der auch funktioniert, wenn ich da bin." Diesen Satz habe ich meinem Kompagnon gesagt – und seither arbeitet er richtig.
Herr Plasberg, Herr Pilawa, vielen Dank für das Gespräch.