Herr Pilawa, Herr Plasberg, lesen Sie Fernsehkritiken?
Jörg Pilawa: Ich lese Kritiken, schmunzle häufig und kann euch auch oft verstehen. Was ich jedoch nicht mehr lese, sind die Kommentare zu den Kommentaren, die oft mit den Worten beginnen: "Ich hab's zwar nicht gesehen, aber...".
Frank Plasberg: Von den TV-Kritiken zu "Hart aber fair" lese ich die ersten zehn Zeilen und weiß dann meistens, ob es sich lohnt weiterzulesen - egal, ob positiv oder negativ. Dafür habe ich mittlerweile einen guten Blick entwickelt. Gleichzeitig habe ich großes Verständnis dafür, wenn jemand, der sich jede Woche spätabends Talkshows ansehen muss und dafür 70, 80 oder - wenn's gut läuft - 120 Euro bekommt, irgendwann sagt: Ich kann diesen Typen nicht mehr sehen.
Dass jeder Polittalk ausführlich zusammengefasst wird, hat in den vergangenen Jahren wahrlich extreme Ausmaße angenommen...
Plasberg: ... weil's gut geklickt wird. Sie können doch jeden Tag bei "Spiegel Online" sehen, dass solche Artikel zu den meistgelesenen zählen.
Nach Ihrer ersten "Paarduell"-Sendung, die vor einem Jahr zu sehen war, hat die "Welt" von einem "wirren Show-Format" geschrieben, andere sahen die Rückkehr des Bügelfernsehens. Ich selber fand's ziemlich belanglos. Haben die Kritiker da etwas falsch verstanden?
Pilawa: Man könnte ja versuchen, für die Kritik Fernsehen zu machen, um dann auch einen Grimme-Preis zu bekommen - aber ich fürchte, es wird dann kaum einer einschalten. Mein Auftrag ist es, auf meinem Sendeplatz so viele Zuschauer wie möglich zu erreichen - gerade als Unterhalter. Als eine Art Dienstleister stelle ich mir bei jeder Sendung, die man mir anbietet, die Frage, auf welchem Sendeplatz ich bei welchem Sender welches Publikum erreichen kann. Ich bin zwar nicht wie Helmut Thoma, der meinte, dass der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler, aber es geht in diese Richtung.
Was bedeutet das für die Wahl Ihrer Sendungen?
Pilawa: Wenn ich eine neue Sendung am Vorabend annehme, dann betrachte ich sehr genau das Umfeld, um damit ein Publikum anzusprechen, das die anderen Formate um diese Uhrzeit vielleicht nicht erreichen. Das haben wir mit dem "Paarduell" vor einem Jahr wunderbar hinbekommen.
Sie meinen die Frotzeleien, die sich wie ein roter Faden durch die Sendung ziehen?
Pilawa: Richtig. "Gefragt - gejagt" ist ein knallhartes, gut gemachtes Quiz, "Wer weiß denn sowas?" geht an Fragen heran, die eine Verbindung zum Alltag haben, das "Quizduell" lebt von seiner Interaktivität durch die App. Und das "Paarduell" wiederum lebt davon, Paare wie Anne und Frank in ungewohnten Situationen zu erleben. Das ist eine neue, ganz andere Farbe.
"Die Bestätigung für die Arbeit gibt es letztlich durch die Quote."
Frank Plasberg
Aber wie lang kann man diese Frotzeleien eigentlich durchziehen? Die zweite Staffel fällt nun immerhin gut doppelt so lang aus wie die erste...
Plasberg: Das war im Vorfeld das große Bedenken gegen das Format. Wir haben da oft gehört: Irgendwann ist es doch auserzählt, dass Anne Gesthuysen gut schreiben, aber weniger gut kochen kann. Durch die wechselnden Gäste und den Moderator ergibt sich allerdings immer wieder etwas Neues. Die Bestätigung für die Arbeit gibt es letztlich durch die Quote: Ich kann mich noch gut an die DWDL-Kritik am ersten Abend aus dem Vorjahr erinnern, aber eben auch an die Zuschauerzahlen am nächsten Morgen. Als ich die sah, habe ich breit gegrinst und gewusst: Das läuft.
Nehmen wir Deutschen die Unterhaltung womöglich etwas zu ernst?
Pilawa: Wenn du heute sagst, du willst einfach Spaß haben, dann ist das in Deutschland schon mal etwas Negatives. Und das gilt erst recht für die Kritiker. Warum sonst haben Formate, die schlechte Kritiken bekommen, so gute Quoten? Es gibt bei den TV-Zuschauern ein Bedürfnis, nach einem langen Tag abzuschalten und sich einfach mal berieseln zu lassen. Diesen Menschen liefern wir mit dem "Paarduell" ein Angebot. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.